Amtlicher Entwurf eines deutschen Strafgesetzbuches von 1925

1. zwanzig Jahre bei Verbrechen, die mit Todesstrafe, mit lebenslanger
Freiheitsstrafe oder mit Freiheitsstrafe von mehr als zehn Jahren bedroht
sind,
2. zehn Jahre bei den übrigen Verbrechen,
3. fünf Jahre bei Vergehen, die mit Freiheitsstrafe von mehr als einem
Jahre bedroht sind,
4. zwei Jahre bei den übrigen Vergehen.
Die Frist richtet sich nach der ordentlichen Strafe ohne Rücksicht auf
die Schärfungen und Milderungen, die der Allgemeine Teil vorsieht.
§ 79 Beginn. Die Verjährung beginnt, sobald die strafbare Tätigkeit
abgeschlossen ist oder das strafbare Verhalten aufhört. Tritt der zum
Tatbestand gehörige Erfolg erst später ein, so beginnt die Verjährung
mit diesem Zeitpunkt.
§ 80 Ruhen. Die Verjährung ruht, solange auf Grund einer gesetzlichen
Vorschrift die Verfolgung nicht begonnen oder nicht fortgesetzt
werden kann. Wird die Tat nur auf Verlangen oder mit Zustimmung
verfolgt, so wird der Lauf der Verjährung dadurch nicht gehindert, daß
das Verlangen nicht gestellt oder die Zustimmung nicht erteilt ist.
Die Verjährung ruht ferner, solange gegen den Täter das Strafverfahren
bei Gericht anhängig ist; sie ruht aus diesem Grunde aber höchstens
zwei Jahre oder, wenn die Sache infolge Anfechtung des Urteils an ein
höheres Gericht gelangt ist, höchstens drei Jahre.
§ 81 Verlängerung. Das Gericht kann die Verjährungsfrist auf Antrag
der Staatsanwaltschaft verlängern, wenn es die besonderen Umstände
des Falles gebieten.
Insgesamt darf die Frist, auch wenn sie mehrfach verlängert wird,
höchstens um die Hälfte verlängert werden.
Der Beschluß wirkt nur gegen die darin bezeichneten Personen.
[II.] Verjährung von Strafen
§ 82 Fristen. Wird auf Strafe erkannt, so beginnt mit dem Tage, an
dem die Entscheidung rechtskräftig wird, eine neue Verjährungsfrist zu
laufen. Mit dem Ablauf der Frist erlischt die Vollstreckbarkeit der Strafe.
Die Frist beträgt:
1. zwanzig Jahre bei Todesstrafe, bei lebenslanger Freiheitsstrafe und
bei Freiheitsstrafen von mehr als zehn Jahren,
2. zehn Jahre bei Freiheitsstrafen von mehr als zwei bis zu zehn Jahren,
3. fünf Jahre bei Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren und bei Geldstrafen
von mehr als einhundertfünfzig Reichsmark,
4. zwei Jahre bei Geldstrafen bis zu einhundertfünfzig Reichsmark.