Amtlicher Entwurf eines deutschen Strafgesetzbuches von 1925

22. Abschnitt. Kuppelei, Frauenhandel, Zuhälterei
§ 272 Kuppelei. Kuppelei begeht, wer durch seine Vermittlung oder
durch Gewähren oder Verschaffen von Gelegenheit der Unzucht Vorschub
leistet.
Als Kuppelei gilt insbesondere die Unterhaltung eines Bordells oder
eines bordellartigen Betriebs.
§ 273 [Ausbeutung] Wer aus Eigennutz Kuppelei begeht, wird mit
Gefängnis bestraft.
Wer einer Person, die das achtzehnte Lebensjahr vollendet hat, Wohnung
gewährt, wird auf Grund des Abs. I nur dann bestraft, wenn damit
ein Ausbeuten der Person, der die Wohnung gewährt ist, oder ein Anwerben
oder ein Anhalten dieser Person zur Unzucht verbunden ist.
§ 274 [Kuppelei mit Minderjährigen] Wer an einer Person, die noch
nicht achtzehn Jahre alt ist, Kuppelei begeht, wird mit Zuchthaus bis zu
fünf Jahren bestraft.
Ebenso wird bestraft, wer Kuppelei mit hinterlistigen Kunstgriffen
begeht.
§ 275 [Schwere Kuppelei] Wer an seiner Ehefrau Kuppelei begeht,
wird mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren bestraft.
Ebenso werden Eltern, Adoptiveltern, Stiefeltern, Großeltern und
Pflegeeltern, Vormünder und Pfleger bestraft, die an ihrem Kinde, Adoptivkinde,
Stiefkind, Enkel, Pflegekinde, Mündel oder Pflegling Kuppelei
begehen, sowie Geistliche, Lehrer und Erzieher, die an einem ihrer
Erziehung oder ihrem Unterricht anvertrauten Schüler oder Zögling
Kuppelei begehen. Diese Vorschrift gilt nicht für die Duldung des Beischlafs
zwischen Verlobten.
§ 276 Frauenhandel. Kinderhandel. Wer eine Frau oder eine Person,
die noch nicht achtzehn Jahre alt ist, gewerbsmäßig der Unzucht zuführt
oder die Zuführung gewerbsmäßig erleichtert, wird mit Zuchthaus
bestraft.
Ebenso wird bestraft, wer eine Frau oder eine Person, die noch nicht
achtzehn Jahre alt ist, unter Verheimlichung seiner Absicht, sie der Unzucht
zuzuführen, zum Verlassen der Heimat bestimmt oder aus ihrer
Heimat wegbringt, oder wer eine solche Tat erleichtert.
§ 277 Zuhälterei. Ein Mann, der sich von einer Frau, die mit anderen
Unzucht treibt, unter Ausbeutung ihres Gewinns aus der Unzucht ganz
oder zum Teil unterhalten läßt oder eine solche Frau gewohnheitsmäßig