Prof. Dr. med. dent. Bernd Klaibe - OPUS - Universität Würzburg
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Einleitung<br />
1.2<br />
Ätiologie kariöser Schmelzläsionen: Plaque und<br />
Demineralisation<br />
Wie Miller bereits 1889 postulierte, ist die Voraussetzung einer jeden Karies das<br />
Vorhandensein von säurebildenden Bakterien. 14 Hier handelt es sich<br />
vorwiegend um grampositive Streptokokken der Mutansgruppe, die nach KÖNIG<br />
1971 15 bei ausreichend Substrat, einer gegebenen Anfälligkeit der Zähne<br />
bedingt durch individuelle Faktoren sowie ausreichend Zeit, zu Karies führen.<br />
Durch ungenügende Mundhygiene und optimale Wachstumsbedingungen bei<br />
37°C Körpertemperatur, kommt es zur Ansammlung von Bakterien in Form von<br />
Plaque. Dies geschieht bevorzugt in Nischen, sog. Kariesprädilektionsstellen,<br />
die von der Selbstreinigung ausgeschlossen sind, oder bei der häuslichen<br />
Mundhygiene nicht erreicht bzw. beachtet werden: Approximalräume, Fissuren<br />
und Grübchen sowie der Zahnhals. In jungen Jahren stellen tiefe Fissuren den<br />
Hauptangriffspunkt dar, im Alter sind freiliegende Zahnhälse häufiger betroffen.<br />
Wie seit STEPHAN UND MILLER 1943 16; 17 bekannt ist, führt Zuckergabe im Dasein<br />
von Plaque zu einem pH-Abfall für die Dauer einer halben Stunde. Dies gilt<br />
nicht für die Zufuhr langkettiger, komplexer Kohlenhydrate, denn Stärke<br />
diffundiert schlecht durch Plaque und kariogene Bakterien vergären mittels<br />
anaerober Glykolyse nur niedermolekulare Kohlenhydrate, nur diese gelangen<br />
ins Bakterieninnere. Auch Zuckerersatzstoffe (z.B. die Zuckeralkohole<br />
Xylit & Sorbit) und Zuckeraustauschstoffe (z.B. Aspartam und Cyclamat) führen<br />
zu keinem relevanten pH-Abfall. Dies wurde eindrucksvoll in der Turku-Studie 18<br />
eruiert, bei der in den Nahrungsmitteln einer Versuchsgruppe für die Dauer<br />
eines Jahres Zucker durch Xylit substituiert wurde. Die Probanden entwickelten<br />
deutlich weniger Karies als Vergleichsgruppen.<br />
Xylit wird in kariogene Bakterien aufgenommen, kann dort aber nicht weiter<br />
verstoffwechselt werden. 19 Es akkumuliert bis zum Zelltod. 20<br />
Die schädigende Wirkung von Zucker wurde auch in der Hopewood-House<br />
Studie ersichtlich. 21 Hier erhielten die Bewohner eines Kinderheims über Jahre<br />
ausschließlich Milchprodukte und vegetarische Nahrung und blieben<br />
weitgehend kariesfrei. Als sie das Heim und somit diesen Ernährungsweg,<br />
verließen, stiegen die Werte binnen weniger Jahre in den Normbereich an. Hier<br />
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