Prof. Dr. med. dent. Bernd Klaibe - OPUS - Universität Würzburg
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Einleitung<br />
Nahezu alle remineralisierenden Wirkstoffe zur Bekämpfung von Karies,<br />
verheißen ebenfalls Linderung der Symptomatik schmerzempfindlicher<br />
Zahnhälse.<br />
1.11<br />
Unterkühlte, anorganische, amorphe Salzhydratschmelzen<br />
Das Phänomen einer unterkühlten Schmelze liegt vor, wenn sich eine<br />
Flüssigkeit unterhalb ihrer Schmelztemperatur befindet, also eigentlich fest sein<br />
müsste. 180 Salzhydratschmelzen sind zwischen Salzkristallen und Salzlösungen<br />
einzuordnen. Da die Ionen nicht wie bei Kristallen fest im Gitter verbunden sind,<br />
stehen sie eher für Remineralisationsvorgänge zur Verfügung. Nach<br />
WIEDEMANN sind die Vorteile von Salzhydratschmelzen:<br />
„<br />
• Nicht kristallin, sondern amorph<br />
• Leichter löslich als Kristalle<br />
• Homogen zu verteilen<br />
• Hochkonzentriert an Ionen<br />
• Wasserarm voller reagibler Ionen<br />
1.11.1 Forcierte Remineralisation unter sauren Konditionen<br />
Bei Salzhydratschmelzen handelt es sich um eine Entwicklung, die es<br />
ermöglicht, große Mengen nicht kristallin gebundenen 182 Calciums<br />
bereitzustellen, denn kristallines Calciumphosphat löst sich üblicherweise<br />
schwer. Ziel ist es, demineralisierten Zahnschmelz in der Tiefe beginnend zu<br />
remineralisieren. Dies wird mittels einer Schmelze mit pH-Wert von 3,5 -<br />
3,9 erreicht, welche etwa 2,8 mol Calcium/kg enthält. Dieses wird bei der<br />
Herstellung in Form der Salze Calciumlactat und Calciumgluconat zugeführt,<br />
ferner werden freie Milchsäure, Zitronensäure, Essigsäure oder Äpfelsäure<br />
benötigt. Die starke Übersättigung von Calcium gegenüber Hydroxylapatit ist<br />
möglich, bedingt durch die ansteigende Löslichkeit von Calciumphosphaten bei<br />
abfallendem pH-Wert. Wird die Schmelze in die Mundhöhle eingebracht, liegen<br />
die Calciumbestandteile als Ionen vor. Die H + -Ionen diffundieren aufgrund von<br />
35<br />
„ 181