Prof. Dr. med. dent. Bernd Klaibe - OPUS - Universität Würzburg
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Einleitung<br />
Austauschstößen 183 besonders schnell in die Läsion, das gelöste Calcium folgt,<br />
bedingt durch das Löslichkeitsprodukt in saurer Umgebung. So ist es möglich,<br />
dass Calcium bis in offene Dentinkanälchen geschwemmt wird. Durch den bei<br />
Säureeinwirkung stimulierten Speichelfluss gelangen auch Phosphationen in<br />
die Läsion, der pH-Wert der Mundhöhle steigt durch Neutralisation von<br />
H + - Ionen, wodurch für diese ein Konzentrationsgefälle aus den Läsionen<br />
heraus in Richtung Mundhöhle entsteht. Dies hat nun zur Folge, dass mit<br />
ansteigendem pH in den Tiefen der Läsion die Löslichkeit für Calcium sinkt und<br />
solches mit den Phosphationen des Speichels zu solidem Calciumphosphat<br />
ausfällt. Das entstandene Salz ist allerdings zu groß um den H + - Ionen nach<br />
außen zu folgen und verbleibt im Inneren der Kanälchen. Auf diese Weise<br />
erfolgende Remineralisationsvorgänge, die unabhängig vom sauren pH das<br />
Konzentrationsgefälle umkehren und Mineral in den Schmelz einlagern, werden<br />
dem Prinzip der „forcierten Remineralisation“ zugeschrieben.<br />
Die Besonderheit hierbei ist eine tatsächliche Tiefenremineralisation im<br />
Vergleich zu konventionellen, stark übersättigten Lösungen, die bevorzugt die<br />
oberflächliche Deckschicht verstärken.<br />
In einer randomisierten Doppelblind-Studie belegte STAEBLER 184 die Effektivität<br />
des Systems durch Zugabe einer amorphen Salzhydratschmelze 185 in<br />
Fruchtgummis. Zehn Probandinnen erhielten Metallspangen mit eingebrachten<br />
Hydroxylapatit-Proben und nahmen 2 x täglich 6 – 8 Stück solcher hoch<br />
calciumhaltigen Fruchtgummis zu sich, was 2 x 50 g bei einem Calciumgehalt<br />
von 8 g/kg entspricht. Die Versuchsteilnehmerinnen wurden angewiesen, die<br />
Fruchtgummis langsam zu lutschen, für eine Dauer von etwa 20 min pro 50 g<br />
Portion. Hiernach war die gemessene Mineraleinlagerung in den Hydroxylapatit-<br />
Probekörpern nach Aufnahme des mit Salzhydratschmelze versehenen<br />
Fruchtgummis, der des Placebos hoch signifikant überlegen.<br />
Schon 1962 erforschte GRAY das Löslichkeitsverhalten von Zahnschmelz in<br />
Abhängigkeit vom vorhandenen Calcium und Phosphat im Umgebungsmilieu.<br />
Je mehr Mineral dort zugegeben war, desto weniger wurde trotz niedrigem pH<br />
aus dem Schmelz gelöst. Calcium allein zeigte stärkere Wirkung als Phosphat,<br />
die Anreicherung mit beidem simultan zeigte additive Phänomene.<br />
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