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Prof. Dr. med. dent. Bernd Klaibe - OPUS - Universität Würzburg

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Einleitung<br />

Die anfallenden Säuren werden entweder durch Speichelbestandteile<br />

abgepuffert oder entziehen dem anliegenden Zahnschmelz zur Neutralisation<br />

Mineral. Dies geschieht bei Unterschreitung des kritischen Wertes von etwa<br />

pH=5,5 25 bis 5,2 26 je nach Mineralgehalt des Speichels und<br />

Fluorapatitvorkommen im Schmelz. 27<br />

Werden mit kurzem Abstand immer neue Zuckermoleküle zugeführt oder<br />

verweilen diese wie bei den Karamellen der Vipeholmstudie aufgrund großer<br />

Haftung lange im Mund, bleibt der pH-Wert ebenfalls länger im sauren Bereich.<br />

Die Bakterien finden genug Nahrung und vermehren sich, die Plaque wächst,<br />

immer mehr Bakterien setzen nach Zuckerzufuhr immer mehr Säuren frei.<br />

Große Zuckermengen ermöglichen den Plaquebakterien mittels extrazellulärer<br />

Glucosyl- und Fructosyltransferasen, Polysaccharide (Glucane und Fructane)<br />

zu bilden. Sie sind dadurch in einen Schutzmantel gehüllt, der sie- neben den<br />

Proteinbindungen 28 - untereinander und am Zahn verankert. Die extrazellulären<br />

Polysaccharide von Mutansstreptokokken sind besonders stabil. Der<br />

entstandene „Biofilm“ mit Polysaccharidmatrix als Substanz zwischen den<br />

Bakterien, schützt vor plötzlich aufkommenden hohen Zuckerkonzentrationen,<br />

welche aus osmotischen Gründen zum bedrohlichen Wasserverlust der<br />

Bakterien führen könnten. Gleichzeitig kann die Matrix bei geringem<br />

Zuckerangebot als Speicherreservoir fungieren. 29 Die extrazellulären<br />

Polysaccharide neigen dazu, Wasser zu binden. Dadurch quillt die Plaque auf<br />

und erscheint noch dicker. Das Diffusionsverhalten ähnelt nun stärker der<br />

Diffusion in Wasser. 30<br />

In reifem Biofilm finden sich nicht nur Streptokokken. Mit der Zeit entwickelt sich<br />

ein regelrechtes Ökosystem. Auf der Grundlage der Ansäuerung des Milieus<br />

durch Mutansstreptokokken, halten sich vermehrt azidophile Lactobazillen<br />

(grampositive Stäbchen). 31 Gramnegative Kokken, wie manche Veillonellen,<br />

können die Milchsäure der Streptokokken abbauen. 32 Dies veranschaulicht das<br />

Prinzip der „Lebensgemeinschaft“ Biofilm.<br />

Mit Reifung und Zunahme der Plaque steigt -wie bereits oben erwähnt- auch die<br />

Säureproduktion. 33 Da die Löslichkeit von Calciumverbindungen in saurem pH-<br />

7

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