Migrationssensibler Kinderschutz und Frühe Hilfen - Nationales ...
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Telefoninterviews zu drei Zeitpunkten<br />
befragt. Zu Beginn der Hilfe geben sie –<br />
hinsichtlich ähnlicher Dimensionen wie<br />
die Professionellen – eine Einschätzung<br />
zu ihren Kompetenzen, Beziehungs kon -<br />
stel lationen, Problemlagen <strong>und</strong> Schwie -<br />
rigkeiten. Diese Befragung wird am Ende<br />
der Hilfe bzw. nach 18 Monaten wiederholt,<br />
um Veränderungen aus der Eltern -<br />
perspektive zu erfassen. Während der<br />
Hil fe findet darüber hinaus eine Zwi schenbefragung<br />
statt, die sich auf die Zufrie -<br />
den heit mit der Hilfe, Arbeit sbünd nisse,<br />
Vereinbarungen, Partizipations möglich -<br />
keiten, Beziehungen zur Fach kraft etc.<br />
beziehen. Der Ablauf der Erhebung ist<br />
in Abbildung 1 illustriert.<br />
Ergebnisse der Evaluation <strong>und</strong><br />
Diskussionsbeiträge<br />
Allgemeine Aussagen zu den Familien<br />
in den Angeboten<br />
Unterschiede in den Zielgruppen<br />
Die Frage, ob die untersuchten An -<br />
gebote <strong>Frühe</strong>r <strong>Hilfen</strong> ihre Zielgruppe er -<br />
rei chen, lässt sich nicht ohne Weiteres<br />
be ant worten, da die einzelnen Standorte<br />
un terschiedliche Zielgruppen adressieren.<br />
Manche richten sich an die sogenannten<br />
Hochrisikogruppen im Sinne sek<strong>und</strong>ärer<br />
Prävention, mehr als zwei Drittel der<br />
Stand orte sehen sich jedoch als primärpräventive<br />
<strong>Frühe</strong> Hilfe, die sich an alle<br />
Eltern wendet. Deshalb wurde die Frage,<br />
ob die Hochrisikogruppen erreicht werden,<br />
von den Fachkräften in diesen Pro jekten<br />
teilweise mit einer gewissen Ver wun de -<br />
rung aufgenommen. Erstaun lich ist, dass<br />
die Standorte, die sagen, sie ha ben eher<br />
die Risikogruppen im Blick, <strong>und</strong> die je -<br />
nigen, die angeben, primärpräventiv vorgehen<br />
zu wollen, sich hinsichtlich der<br />
Fa milien, die sie tatsächlich er reichen,<br />
gemessen an den erhobenen Belastungen<br />
nicht sehr unterscheiden. Da von allen<br />
Eltern – den befragten wie den nicht -<br />
befragten – auch die entsprechenden Do -<br />
ku mentationen der Fach kräfte vorliegen,<br />
kann ausgeschlossen werden, dass die<br />
Fami lien mit den (aus Sicht der Fach -<br />
kräf te) höchsten Belastungen nicht an<br />
der Eltern befra gung teilgenommen ha ben.<br />
Es ist vielmehr so, dass diejenigen, die<br />
nur ein kurzes Beratungsangebot wahrgenommen<br />
haben <strong>und</strong> dann keinen wei -<br />
teren Bedarf mehr hatten, weniger bereit<br />
wa ren, an der Telefonbefragung teilzu-<br />
Untersuchungsdesign<br />
Abbildung 1: Das Untersuchungsdesign<br />
nehmen, als diejenigen mit einem höheren<br />
Problemdruck. Die Daten der Unter -<br />
suchungsgruppe weisen also eher eine Ver -<br />
zerrung in Richtung einer erhöhten Be -<br />
tei ligung von belasteten Familien an der<br />
Untersuchung auf als umgekehrt. Dies<br />
war vor dem Hintergr<strong>und</strong> der häufig dis -<br />
kutierten These, dass belastete Fa mi lien<br />
weniger bereit sind, an solchen Un ter su -<br />
chungen teilzunehmen aus der Perspek tive<br />
der Evaluation eine positive Überraschung.<br />
Sozioökonomischer Status<br />
der teilnehmenden Familien<br />
Ein Problem mit Blick auf die Frage<br />
ob die <strong>Frühe</strong>n <strong>Hilfen</strong> »hochbelastete«<br />
Familien erreichen, besteht darin, dass<br />
die Kategorie der Hochbelastung zum<br />
einen sehr heterogene Aspekte umfasst,<br />
die sich nicht unbedingt in einer einheitlichen<br />
Gruppe ballen müssen. Zum an de -<br />
ren <strong>und</strong> vor allem finden sich praktisch<br />
keine sozialepidemiologischen Studien<br />
auf einer lokalen oder regionalen Ebene,<br />
die Auskunft darüber geben können, wie<br />
groß diese Gruppe ist. Daher ist es bisher<br />
schlicht nicht möglich zu sagen, welcher<br />
Anteil dieser Familien durch die<br />
<strong>Frühe</strong>n <strong>Hilfen</strong> erreicht wird. Die Stu die<br />
kann letztlich nur über die Familien<br />
Auskunft geben, die an der <strong>Frühe</strong>n Hilfe<br />
teilgenommen haben. D.h. die Teil grup -<br />
pen, die über diese Angebote nicht er -<br />
reicht werden, kommen auch in der Stu die<br />
nicht in den Blick. Das ist weniger ein<br />
Defizit der Studie, sondern vielmehr ein<br />
Plädoyer für epidemiologische (Longi -<br />
tudinal-)Studien mit sozialpädagogisch<br />
re le vanten Fragestellungen.<br />
IzKK-Nachrichten 2010-1: <strong>Kinderschutz</strong> <strong>und</strong> <strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong><br />
Zielgruppen, Zugänge <strong>und</strong> Wirksamkeit<br />
Was mit ziemlicher Sicherheit gesagt<br />
werden kann, ist, dass die AdressatInnen<br />
der <strong>Frühe</strong>n <strong>Hilfen</strong> in den 15 im Rahmen<br />
des Bun des programms »<strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong><br />
für Eltern <strong>und</strong> Kinder <strong>und</strong> soziale Früh -<br />
warn systeme« eva luierten Angeboten in<br />
NRW <strong>und</strong> Schles wig-Holstein in einem<br />
überproportionalen Maße sozial unterprivilegiert<br />
sind. Der soziale Status der<br />
Eltern wurde auf der Basis von Schul<strong>und</strong><br />
Ausbildungs abschlüssen, dem ISEI-<br />
Status ihrer letzen Berufstätigkeit, dem<br />
monatlichen mit dem OECD-Schlüssel<br />
gewichteten Netto äquivalenzeinkommen<br />
der Familien mit glieder etc. relativ ausführ<br />
lich erfasst. Legt man die Sozial -<br />
status einteilung nach dem Winkler-Index<br />
zugr<strong>und</strong>e, der beispiels weise im Kinder<strong>und</strong><br />
Jugend ges<strong>und</strong>heitssurvey (KiGGS)<br />
verwendet wird <strong>und</strong> der auf ähnlichen<br />
Maßen aufbaut, kann man davon ausgehen,<br />
dass mehr als zwei Drittel der Be -<br />
frag ten zur Gruppe mit »niedrigem So zialstatus«<br />
(eher geringes Einkommen, re -<br />
lativ geringes Bildungsniveau) gehören.<br />
Genau die se Gruppe gehört auch zu den<br />
expliziten Zielgruppen der <strong>Frühe</strong>n Hil fen.<br />
In diesem Sinne wurde die Zielgruppe<br />
durchaus erreicht. Gleichwohl: Ver glichen<br />
mit der sozialen Situation der Familien,<br />
die erzieherische <strong>Hilfen</strong> nach dem KJHG<br />
er halten, ist die sozioökonomische Situa -<br />
tion der Eltern eher weniger benachteiligt.<br />
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