Migrationssensibler Kinderschutz und Frühe Hilfen - Nationales ...
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Um Ver wechs lungen <strong>und</strong> Verwirrungen<br />
zu vermeiden, sollte nach Möglichkeit<br />
von einer Gefährdung nur gesprochen<br />
werden, wenn die Situation tatsächlich<br />
die recht lichen Kriterien einer Kindes -<br />
wohl gefährdung (vgl. §1666 BGB) erfüllt.<br />
Zugangsdiagnostik bei selektiven<br />
Angeboten <strong>Frühe</strong>r <strong>Hilfen</strong><br />
Da nach derzeitigem Kenntnisstand<br />
der größte Nutzen für die Verbesserung<br />
des präventiven <strong>Kinderschutz</strong>es in Deutschland<br />
von <strong>Hilfen</strong> zu erwarten ist, die be -<br />
lasteten Familien intensive Be gleitung<br />
<strong>und</strong> Unterstützung anbieten (vgl. Kind ler<br />
im Druck-a), haben viele Kommunen<br />
entsprechende Angebote installiert, die<br />
sich bevorzugt an diesen Teil aller werden<br />
den Eltern bzw. Eltern mit Säug lin gen<br />
<strong>und</strong> Kleinkindern wenden. Bei manchen<br />
Projekten ergibt sich bereits aus dem Ort<br />
oder dem Weg der Ansprache der Eltern,<br />
dass soziale Belastungen bzw. Benach tei -<br />
ligungen wahrscheinlich vorliegen (z.B.<br />
Eltern-Kind-Interaktionstraining in einer<br />
Mutter-Kind-Einrichtung).<br />
Andere Projekte mussten Wege finden,<br />
um Familien zu identifizieren, die in<br />
besonderer Weise von Angeboten <strong>Frühe</strong>r<br />
<strong>Hilfen</strong> profitieren können. Ähnlich wie<br />
in vergleichbaren Projekten im internationalen<br />
Raum (für eine Analyse siehe<br />
Meysen u.a. 2008) wurden hierfür auch<br />
in Deutschland einfache, d.h. meist einseitige<br />
Bögen zum Belastungs- oder Risiko-<br />
Screening entwickelt. Beispiele hierfür<br />
wären der Erfassungsbogen des Ham -<br />
burger Projekts »Babylotse« (abgedruckt<br />
bei Metzner & Pawils 2009) oder der<br />
im Projekt »Guter Start ins Kinder leben«<br />
zusammen mit dem St. Marien- <strong>und</strong><br />
St. Annastiftskrankenhaus in Ludwigs -<br />
hafen entwickelte »Anhaltsbogen für<br />
ein vertiefendes Gespräch« (abgedruckt<br />
bei Mey sen u.a. 2008). In den Screening-<br />
Bögen angesprochene Punkte betreffen<br />
etwa die psychische Ges<strong>und</strong>heit der El tern,<br />
die vom Kind gestellten Für sorge anfor -<br />
de run gen oder beobachtbare Schwie rig -<br />
keiten bei der Annahme des Kindes.<br />
In Deutschland liegen erste, methodisch<br />
noch wenig belastbare Hinweise<br />
auf die Praktikabilität <strong>und</strong> Aussagekraft<br />
von Screening-Verfahren vor. Interna tio -<br />
nal haben sich vergleichbare Instrumente<br />
als in der Lage erwiesen, die Mehrzahl<br />
der Fälle, in denen es im weiteren Ver lauf<br />
zu Gefährdung oder zu ernsthaften Er -<br />
zie hungsschwierigkeiten kommt, vorab<br />
als unterstützungsbedürftig zu erkennen.<br />
Zugleich scheint es bei der großen Mehr -<br />
zahl als belastet erkannter Familien nicht<br />
zu solchen Zuspitzungen zu kommen<br />
(für eine Forschungs über sicht siehe Kindler<br />
im Druck-b). Es ist deshalb wichtig,<br />
Eltern mit Unterstüt zungs bedarf nicht<br />
als potenzielle Miss handler anzusehen.<br />
Zumindest international können die<br />
meisten Familien für eine Beteiligung an<br />
Screening-Verfahren gewonnen werden,<br />
sodass es wenig Hinweise auf eine Furcht<br />
vor Stigma tisierung bei den Eltern gibt.<br />
Verfahren zur Einschätzung<br />
von kindlichem Entwicklungsstand,<br />
Eltern-Kind-Beziehung<br />
<strong>und</strong> Erziehungsfähigkeit<br />
Da viele Projekte im Feld <strong>Frühe</strong>r<br />
<strong>Hilfen</strong> Schwerpunkte auf Entwicklungs<strong>und</strong><br />
Beziehungsförderung legen, besteht<br />
in diesen Bereichen ein Bedarf an diagnos<br />
tischen Verfahren, die zur Identi fi -<br />
ka tion eines Hilfebedarfs, aber auch zum<br />
Erkennen von positiven Veränderungen<br />
genutzt werden können.<br />
Zur Erhebung des Entwicklungs -<br />
standes liegen in Deutschland mehrere<br />
Verfahren vor (für eine Übersicht siehe<br />
Quaiser-Pohl & Rindermann 2010),<br />
die unterschied liche Vorteile <strong>und</strong> Schwachstellen<br />
aufweisen. In der Regel ist die<br />
direkte Untersuchung des Kindes sowie<br />
das Ge spräch mit den Eltern Bestandteil<br />
der Einschätzung. Die verschiedenen<br />
Ver fah ren weisen überwiegend nur eine<br />
mitt lere Übereinstimmung auf <strong>und</strong> sind<br />
in der Vorhersagefähigkeit des Entwick -<br />
lungs ver laufs im Kinder garten- <strong>und</strong><br />
Gr<strong>und</strong> schul alter eher schwach. Trotzdem<br />
sind sie nützlich, da im Verhältnis zur<br />
reinen Ein drucks bildung auf der Gr<strong>und</strong> -<br />
lage von Beob achtung förderbedürftige<br />
Kinder deut lich besser erkannt werden<br />
können (für eine Zusammenfassung<br />
des For schungs standes s. Snow & van<br />
Hemel 2008).<br />
IzKK-Nachrichten 2010-1: <strong>Kinderschutz</strong> <strong>und</strong> <strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong><br />
Schnittstellen <strong>und</strong> Übergänge<br />
Im Hinblick auf die Erfassung der<br />
frühen Eltern-Kind-Beziehung fokussieren<br />
die meisten in Praxisanwendung befindlichen<br />
Verfahren auf Konzepte aus der<br />
Bindungsforschung. Generell stehen hier<br />
Beobachtungen als Methode im Vorder -<br />
gr<strong>und</strong>, sodass in der Regel eine intensive<br />
Schulung erforderlich ist, bevor Einschät -<br />
zungen einigermaßen zuverlässig <strong>und</strong><br />
aussagekräftig vorgenommen werden<br />
kön nen. Hier besteht in Deutsch land ein<br />
anhaltender Mangel an Schul ungs mög -<br />
lichkeiten. Eine erschöpfende Übersicht<br />
über Verfahren <strong>und</strong> Hinter gründe findet<br />
sich bei Cassidy & Shaver (2008), einige<br />
Anschauungs beispiele für verschiedene<br />
Bindungsmuster sind auf der DVD »Bin -<br />
dungstheorie <strong>und</strong> Bin dungs forschung«,<br />
vertrieben über das Netzwerk Medien<br />
der Universität Köln, sowie auf der DVD<br />
in der Broschüre »Die Chance der ersten<br />
Monate. Fein füh lige Eltern – ges<strong>und</strong>e<br />
Kinder« der Klinik für Kinder- <strong>und</strong> Ju -<br />
gend psychia trie in Ulm zugänglich.<br />
Für die Beschreibung der Erziehungs -<br />
fähigkeiten von Eltern wurden einige struk -<br />
turierte Einschätzungshilfen entwickelt,<br />
die verschiedene Dimensionen der Erzie -<br />
hungsfähigkeit (z.B. Pflege, Bin dung, Re -<br />
gel vermittlung <strong>und</strong> Förderung) abdecken<br />
<strong>und</strong> mehrere Arten von Infor mation (z.B.<br />
Gespräch <strong>und</strong> Beobach tung) einbeziehen<br />
(für eine Übersicht siehe White 2005).<br />
In Deutsch findet sich ein entsprechendes<br />
Verfahren im »Handbuch Kin des wohl ge -<br />
fährdung«, das frei im In ter net zu gäng lich<br />
ist (Kindler u.a. 2006). Die Ein schät zungshilfe<br />
kann genutzt wer den, um ge mein sam<br />
mit Eltern Schwer punkte für die För de -<br />
rung festzulegen. Allerdings liegen keine<br />
wissenschaftlichen Unter su chun gen zur<br />
prognostischen Aus sagekraft vor. Er gän -<br />
zend kann es sinnvoll sein, das Aus maß<br />
empf<strong>und</strong>ener Belas tung durch die Eltern -<br />
rolle zu erheben. Zu dieser The matik<br />
liegen in Deutsch auch Selbst berichts ver -<br />
fah ren vor, etwa das Eltern-Kind-Belas -<br />
tungs-Scree ning (EBSK) (vgl. Deegener<br />
u.a. 2009).<br />
Klärung von Schnittstellen<br />
<strong>und</strong> interne Differenzierung<br />
von Angeboten <strong>Frühe</strong>r <strong>Hilfen</strong><br />
Je nachdem, welche Schnittstellen Frü he<br />
<strong>Hilfen</strong> örtlich aufweisen, kann es sich als<br />
sinnvoll erweisen, Anhaltspunkte zusam -<br />
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