Migrationssensibler Kinderschutz und Frühe Hilfen - Nationales ...
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Abbildung 6: Geschlossene Vermittlungskette<br />
In nahezu allen Gebietskörperschaften<br />
finden ebenfalls jährlich Fachtagungen<br />
für die regionalen Netzwerkpartner statt.<br />
Getragen von den kommunalen Netz -<br />
werk foren, organisiert über die Steue rungsgruppen,<br />
stoßen diese Veran stal tungen<br />
auf sehr große Resonanz.<br />
Die Sensibilisierung der Bevölkerung<br />
im Hinblick auf das Kindeswohl ist durch<br />
eine landesweite Öffentlichkeitskampagne<br />
durch das Sächsische Staats minis te rium<br />
für Soziales <strong>und</strong> Verbrau cher schutz an ge -<br />
schoben <strong>und</strong> finanziert worden. Die<br />
Stadt Leipzig hat ebenfalls eine große<br />
Plakat- <strong>und</strong> Postkartenaktion zum<br />
Thema »Elternsein« ins Leben gerufen.<br />
Im Rahmen von Pro Kind sind über<br />
das Netzwerk Erstkontakte zu den<br />
Schwangeren hergestellt worden. Pro<br />
Kind arbeitet bei der Gewinnung von<br />
Frauen eng mit Berufsgruppen <strong>und</strong><br />
Institutionen, sog. MultiplikatorInnen,<br />
zusammen, die im natürlichen Lebens -<br />
kontext Kontakt zu den Schwangeren<br />
haben. Hierzu zählen GynäkologInnen,<br />
Beratungsstellen, Angebote der freien<br />
Träger der Jugendhilfe, ARGEn <strong>und</strong><br />
Jobcenter, Schulen usw. Zirka 60 Prozent<br />
der Frauen sind darüber ins Projekt vermittelt<br />
worden. In diesem Zusammen -<br />
hang sind geschlossene Vermittlungsketten<br />
entwickelt worden. MultiplikatorInnen<br />
nehmen dabei Kontakt zu den schwangeren<br />
Frauen auf, informieren sie über das<br />
Projekt <strong>und</strong> motivieren sie für eine Teil -<br />
nahme. Sie vermitteln in einer geschlos -<br />
senen Kette via Einverständnis erklärung<br />
an das Projektteam. Dieses stellt in der<br />
Regel zuerst einen telefonischen Kontakt<br />
mit der Schwangeren her, auf den ein<br />
persönlicher Kontakt mit einer ausführlichen<br />
Information über das Angebot folgt<br />
(siehe Abbildung 6).<br />
Zur Qualitätssicherung werden die<br />
Netzwerke für <strong>Kinderschutz</strong> evaluiert.<br />
Pro Kind wird von einer umfangreichen<br />
Forschung begleitet (vgl. Jungmann 2010).<br />
Das große Engagement des Freistaates<br />
sowie die große Bereitschaft seitens der<br />
Gebietskörperschaften, Netzwerke für<br />
<strong>Kinderschutz</strong> aktiv anzugehen <strong>und</strong> die<br />
notwendigen Ressourcen bereitzustellen,<br />
zeigen erste Früchte.<br />
Die strukturierte Vorgehensweise aller<br />
unter Berücksichtigung der kommunalen<br />
Besonderheiten hat sich als tragfähig er -<br />
wiesen. Ebenso zeigt sich, dass der Auf<strong>und</strong><br />
Ausbau der Netzwerke über eine<br />
Koordinationsstelle sinnvoll <strong>und</strong> hilfreich<br />
ist. Gemeinsame Qualifizie run gen aller<br />
KoordinatorInnen schaffen eine gute<br />
Ver netzung auf der operativen Ebene<br />
sowie die notwendige Transparenz, um<br />
Synergien zwischen den kommunalen<br />
Netzwerken herzustellen.<br />
IzKK-Nachrichten 2010-1: <strong>Kinderschutz</strong> <strong>und</strong> <strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong><br />
Strukturen <strong>und</strong> Finanzierung<br />
Die Erfahrungen mit Pro Kind liefern<br />
eine gute Gr<strong>und</strong>lage für den weiteren Aus -<br />
bau <strong>Frühe</strong>r <strong>Hilfen</strong> über die Netz wer ke<br />
für <strong>Kinderschutz</strong> (Brand/Jungmann 2010).<br />
Herausforderungen für die Netzwerke<br />
für <strong>Kinderschutz</strong><br />
Welche Herausforderungen lassen<br />
sich aufgr<strong>und</strong> der in Sachsen gemachten<br />
Erfahrungen anhand der drei Qualitäts -<br />
dimensionen bestimmen?<br />
Ebene der Strukturqualität<br />
Die Entscheidung, die Netzwerke für<br />
<strong>Kinderschutz</strong> am jeweiligen Jugend amt<br />
anzusiedeln, birgt die Gefahr der »Jugendhilfelastigkeit«<br />
in sich. Je nach dem, wie<br />
die jeweiligen Jugend ämter mit dieser<br />
potenziellen Ein seitig keit umgehen können,<br />
wird dieser Effekt verstärkt oder abgeschwächt.<br />
Hinzu kommt, dass das Image<br />
des Jugend amts nach wie vor durch die<br />
Aus übung des »Wächter amtes« bei den<br />
anderen Professionen eher negativ besetzt<br />
ist. Netzwerke für Kinder schutz laufen<br />
daher Gefahr, als reine »Schutz netz werke«<br />
gesehen <strong>und</strong> verstanden zu werden. Dies<br />
führt teilweise dazu, dass vor allem im<br />
Ge s<strong>und</strong> heitsbereich sogenannte »Präven -<br />
tions netzwerke« entstehen. Es geht an<br />
dieser Stelle darum, Versäulungen zu<br />
überwinden <strong>und</strong> Paral lel strukturen auch<br />
<strong>und</strong> gerade in der Etablierung von Netz -<br />
werken zu verhindern. Dies geschieht am<br />
wirksamsten, indem die Verantwort -<br />
lichen über Sinn <strong>und</strong> Un sinn von parallel<br />
agierenden Netz werken diskutieren.<br />
Das Augenmerk ist dabei auf die Überschneidung<br />
der einzubindenden Akteure<br />
zu richten. Meistens greifen die Netz -<br />
werke auf die gleichen Netzwerkpartner<br />
zu bzw. möchten dies tun. Darüber hinaus<br />
muss deutlich gemacht werden, dass<br />
eine Auf tei lung der Netzwerke in Prä -<br />
ventions- <strong>und</strong> Schutznetzwerke einer der<br />
zentral zu lösenden Auf ga ben ausweicht.<br />
Diese besteht darin, die Schnit t stelle von<br />
Prä vention von Kin deswohl gefährdung<br />
<strong>und</strong> Inter ven tion im Kin derschutz zu sam -<br />
men zu führen <strong>und</strong> zu optimieren. Kin -<br />
der schutz ist eine Querschnitts aufgabe<br />
nicht nur für die am Kinder schutz be -<br />
teiligten Pro fessionen, sondern auch im<br />
Zusammenwirken zwischen den poli -<br />
tischen, administrativen <strong>und</strong> ope ra tiven<br />
Ebenen. Nachhaltig keit <strong>und</strong> Wirksam -<br />
keit der Netzwerke für Kinder schutz<br />
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