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Migrationssensibler Kinderschutz und Frühe Hilfen - Nationales ...

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als auch im sozial-emotionalen Bereich<br />

(vgl. Künster u.a. 2010). Zur Einschät -<br />

zung der Qualität der Eltern-Kind-Inter -<br />

aktion haben sich insbesondere bei Säug -<br />

lingen <strong>und</strong> jungen Kindern videogestützte<br />

Beobachtungs verfahren bewährt.<br />

Ein zentrales Kon strukt bei der Unter su -<br />

chung von Eltern- bzw. Mutter-Kind-<br />

Beziehung stellt die Feinfühligkeit der<br />

erwachsenen Bezugs person im Um gang<br />

mit ihrem Kind dar, die mithilfe der<br />

hier beschriebenen Video inter aktions techniken<br />

sowohl diagnostisch untersucht als<br />

auch beraterisch gefördert werden kann.<br />

Im Spannungsfeld von <strong>Frühe</strong>n <strong>Hilfen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Kinderschutz</strong> stellt die videogestützte<br />

Interaktionsbeobachtung einen vielversprechenden<br />

Ansatz sowohl zur Ein lei tung<br />

<strong>Frühe</strong>r <strong>Hilfen</strong> als auch zur Er kennung<br />

von Anhaltspunkten für kri tisches<br />

Eltern verhalten dar. Es handelt sich bei<br />

den hier vorgestellten Verfahren jedoch<br />

ausdrücklich nicht um diagnostische<br />

Instrumente, mit denen eine (drohende)<br />

Kindeswohlgefährdung festgestellt werden<br />

kann. Sie ersetzen eine ausführliche<br />

Diagnostik <strong>und</strong> individuelle Güter ab -<br />

wägung daher in keinem Fall. Jedoch<br />

können wissenschaftlich f<strong>und</strong>ierte Inter -<br />

aktionsbeobachtungsmethoden wie z.B.<br />

der hier vorgestellte CARE-Index als<br />

Bestandteil eines standardisierten Dia -<br />

gnoseinventars die bereits bestehenden<br />

<strong>und</strong> etablierten Verfahren der Risiko -<br />

einschätzung im <strong>Kinderschutz</strong> sinnvoll<br />

ergänzen. Dezente Hinweise auf mög -<br />

liche Fehlentwicklungen können so im<br />

Sinne der Prävention früh wahrgenommen<br />

<strong>und</strong> mit passgenauen Angebo ten darauf<br />

reagiert werden.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich können die videogestützten<br />

Interaktionsverfahren von allen<br />

Fachkräften der Jugend- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong> -<br />

heitshilfe erlernt <strong>und</strong> angewendet werden.<br />

Eine breitere Anwendung dieser Ver -<br />

fahren <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en eine flä chendeckende<br />

Qualifizierung von Mit arbei -<br />

terIn nen ist wünschenswert, um die<br />

Qualität der frühen Beurteilung, Risi -<br />

koeinschätzung <strong>und</strong> Beratung in den<br />

Bereichen Ges<strong>und</strong>heitswesen <strong>und</strong> Kin -<br />

der- <strong>und</strong> Jugendhilfe, insbesondere im<br />

<strong>Kinderschutz</strong> nachhaltig zu verbessern.<br />

Eine Implementierung der Entwick -<br />

lungspsychologischen Beratung in be -<br />

stehende Strukturen der Jugend- <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heitshilfe konnte im Rahmen des<br />

Modellprojekts Guter Start ins Kinder -<br />

leben an acht Modellstandorten erfolgreich<br />

realisiert werden (vgl. Ziegenhain<br />

u.a. 2004b; Künster u.a. 2009; Natio -<br />

nales Zentrum <strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong> [NZFH]<br />

2010). Eine systematische Etablierung<br />

<strong>und</strong> Integration von videogestützten <strong>und</strong><br />

evaluierten Therapiemodellen der Eltern-<br />

Kleinkind-Therapie/Beratung in be -<br />

stehen de Versorgungssysteme zur Ver -<br />

bes se rung insbesondere der Prävention<br />

sollte zum Wohl der Familien weiter<br />

vorangetrieben werden.<br />

Kontakt<br />

Julia Weber<br />

Diplom-Psychologin<br />

Telefon: 0731/50061776<br />

E-Mail: julia.weber@uniklinik-ulm.de<br />

Dr. Anne Katrin Künster<br />

Diplom-Psychologin<br />

Telefon: 0731/50061612<br />

E-Mail:<br />

anne-katrin.kuenster@uniklinik-ulm.de<br />

Universitätsklinikum Ulm<br />

Klinik für Kinder- <strong>und</strong><br />

Jugendpsychiatrie/Psychotherapie<br />

Steinhövelstraße 5<br />

89075 Ulm<br />

PD Dr. Ute Ziegenhain<br />

Sektion Pädagogik, Jugendhilfe,<br />

Bindungsforschung <strong>und</strong><br />

Entwicklungspsychopathologie Klinik<br />

für Kinder- <strong>und</strong><br />

Jugendpsychiatrie/Psychotherapie<br />

Steinhövelstraße 5<br />

89075 Ulm<br />

Telefon: 0731/50061666<br />

E-Mail:<br />

Ute.Ziegenhain@uniklinik-ulm.de<br />

IzKK-Nachrichten 2010-1: <strong>Kinderschutz</strong> <strong>und</strong> <strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong><br />

Literatur<br />

Schnittstellen <strong>und</strong> Übergänge<br />

Ainsworth, Mary D. Salter / Bell, Silvia M. /<br />

Stayton, Donelda J. (1974):<br />

Infant-mother attachment and social<br />

development. »Socialization« as a product<br />

of reciprocal responsiveness to signals.<br />

In: Richards, Martin (Hrsg.): The integration<br />

of a child into a social world. London, S. 99–135<br />

Als, Heidelise (1982):<br />

Towards a synactive theory of development.<br />

Promise for the assessment of infant<br />

individuality.<br />

In: Infant Mental Health Journal,<br />

Jg. 3, H. 4, S. 228–243<br />

Biringen, Zeynep / Robinson, Joann L. /<br />

Emde, Robert N. (1998):<br />

The emotional availability scales.<br />

Unpublished Manuscript, 3rd Edition,<br />

University of Colorado, Health Science Centre,<br />

Denver, CO, USA.<br />

Bornstein, Marc H. (2002):<br />

Parenting infants.<br />

In: Bornstein, Marc H. (Hrsg.):<br />

Handbook of parenting.<br />

Vol. 1: Children and parenting.<br />

2. Aufl. Mahwah, NJ, S. 3–43<br />

Brazelton, Thomas Berry / Nugent, J. Kevin (1995):<br />

Neonatal behavioral assessment scale.<br />

3. Aufl. London<br />

Crittenden, Patricia M. / Family Relations Institute<br />

(Hrsg.) (2006):<br />

CARE-Index.<br />

Unveröffentlichter Leitfaden. Miami, FL<br />

Crittenden, Patricia M. (1992):<br />

Children’s strategies for coping with adverse<br />

home environments.<br />

An interpretation using attachment theory.<br />

In: Child Abuse and Neglect,<br />

Jg. 16, H. 3, S. 329–343<br />

Crittenden, Patricia M. (1985):<br />

Maltreated infants. Vulnerability and resilience.<br />

In: Journal of Child Psychology and Psychiatry,<br />

Jg. 26, H. 1, S. 85–96<br />

Crittenden, Patricia M. (1981):<br />

Abusing, neglecting, problematic, and<br />

adequate dyads. Differentiating by patterns<br />

of interaction.<br />

In: Merill-Palmer Quarterly, Jg. 27, H. 3, S. 201–218<br />

Erickson, Martha Farrell / Egeland, Byron (2006):<br />

Die Stärkung der Eltern-Kind-Bindung.<br />

<strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong> für die Arbeit mit Eltern von der<br />

Schwangerschaft bis zum zweiten Lebensjahr<br />

des Kindes durch das STEEP-Programm.<br />

Stuttgart<br />

Gesell, Arnold (1928):<br />

Infancy and human growth.<br />

New York, N.Y.<br />

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