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Migrationssensibler Kinderschutz und Frühe Hilfen - Nationales ...

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Fazit<br />

Die oben genannte Formel »<strong>Frühe</strong><br />

<strong>Hilfen</strong> bei Kindeswohlgefährdung« ist –<br />

folgt man dieser Argumentation – genau<br />

so paradox, als würde man von »Vorsorge<br />

<strong>und</strong> <strong>Frühe</strong>rkennung bei akutem Krank -<br />

heitsausbruch« sprechen. Sie kennzeichnet<br />

eine mangelnde fachliche Differen zie -<br />

rung des breit gefächerten <strong>und</strong> viel schichtigen<br />

Auftrags der Jugendhilfe. Präven -<br />

tionsgedanken, die daran ausgerichtet<br />

sind, frühzeitig helfend zur Ver fügung<br />

zu stehen, sind in ganz beson derer Weise<br />

darauf angewiesen, das Ver trauen der<br />

Eltern zu gewinnen <strong>und</strong> zu erhalten.<br />

Frühzeitige Hilfe bedeutet schließlich<br />

Hilfe zu einem Zeitpunkt, zu dem (noch)<br />

kein Anlass zu staatlichem Ein griff<br />

oder gar zu Zwangsmaßnahmen besteht.<br />

Hier geht es darum, den Dienst leis tungs -<br />

charakter der Jugendhilfe deutlich zu<br />

machen <strong>und</strong> Eltern vom Nutzen früh zei -<br />

tiger Hilfsangebote zu überzeugen, was<br />

voraussetzen würde, dass diese hinreichend,<br />

rechtzeitig <strong>und</strong> in hoher Qua lität auch<br />

zur Verfügung stehen (vgl. Hensen/Schone<br />

2010). Gezwungen werden können sie<br />

unterhalb einer Gefährdung des Kin des -<br />

wohls hierzu nicht. Dieser Ge dan ke von<br />

Prävention lebt von einer weit ge henden<br />

Zurück drängung des Kon troll aspekts,<br />

der allerdings vor dem Hinter gr<strong>und</strong><br />

gesetzlich fixierter staatlicher Wächter -<br />

pflichten nicht aufgelöst werden kann.<br />

Die Vermischung dieser beiden Ebe nen<br />

in der aktuellen Diskussion macht es<br />

nicht nur sehr vielen Ko operations part -<br />

nern der sozialen Dienste (ob innerhalb<br />

der Jugendhilfe oder in angrenzenden<br />

Handlungssystemen, z.B. Ges<strong>und</strong> heits -<br />

wesen) schwer, eine Orientierung zu<br />

finden, sie stellt auch Eltern mit latentem<br />

oder manifestem Hilfebedarf unter<br />

den Generalverdacht der Kindes wohl -<br />

gefähr dung. Andererseits suggeriert sie,<br />

es gebe eine niedrigschwellige staatliche<br />

Schutz pflicht für Kinder <strong>und</strong> Jugend liche.<br />

Beide Annahmen wären kontraproduktiv<br />

für die jeweils damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Aufgaben. Daher sollte jedem Versuch<br />

entgegengetreten werden, diese Begriffe<br />

miteinander zu verschmelzen. Es geht<br />

um nicht mehr <strong>und</strong> nicht weniger als<br />

um Klarheit <strong>und</strong> Transparenz der unterschiedlichen<br />

Aufträge <strong>und</strong> Aufgaben im<br />

Kontext des <strong>Kinderschutz</strong>es <strong>und</strong> damit<br />

um die Glaubwürdigkeit der in diesen<br />

Bereichen handelnden Akteure.<br />

Kontakt<br />

Prof. Dr. Reinhold Schone<br />

Fachhochschule Münster –<br />

Fachbereich Sozialwesen<br />

Hüfferstraße 27<br />

33803 Münster<br />

E-Mail: schone@fh-muenster.de<br />

IzKK-Nachrichten 2010-1: <strong>Kinderschutz</strong> <strong>und</strong> <strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong><br />

Literatur<br />

Standpunkte<br />

Freese, Jörg / Göppert, Verena / Paul, Mechthild<br />

(Hrsg.) (im Druck):<br />

<strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>und</strong> <strong>Kinderschutz</strong> in<br />

den Kommunen.<br />

Wiesbaden<br />

Hensen, Gregor (2005):<br />

Soziale Frühwarnsysteme in NRW –<br />

<strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong> für Familien durch verbindliche<br />

Formen der Kooperation.<br />

In: IKK-Nachrichten H. 1–2, S. 5–9<br />

Hensen, Gregor / Schone, Reinhold (2010):<br />

<strong>Kinderschutz</strong> <strong>und</strong> <strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong> für Familien als<br />

Planungsthema.<br />

In: Maykus, Stephan / Schone, Reinhold (Hrsg.):<br />

Handbuch Jugendhilfeplanung. Gr<strong>und</strong> lagen, neue<br />

Anforderungen <strong>und</strong> Per spek tiven.<br />

3., vollst. überarb. u. aktual. Aufl.<br />

Wiesbaden, S. 329–348<br />

Merchel, Joachim (2008):<br />

»<strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong>« <strong>und</strong> Prävention. Zu den<br />

Nebenfolgen öffentlicher Debatten zum<br />

<strong>Kinderschutz</strong>.<br />

In: WIDERSPRÜCHE<br />

28. Jg. H. 109, S. 11–23<br />

<strong>Nationales</strong> Zentrum <strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong> (NZFH) (Hrsg.)<br />

(2009):<br />

Begriffsbestimmung »<strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong>«.<br />

Internet-Quelle:<br />

www.fruehehilfen.de/wissen/fruehe-hilfengr<strong>und</strong>lagen/begriffsbestimmung<br />

(Datum des Zugriffs: 15.06.2010)<br />

Schone, Reinhold (2002):<br />

Hilfe <strong>und</strong> Kontrolle.<br />

In: Schröer, Wolfgang / Struck, Norbert / Wolff,<br />

Mechthild (Hrsg.):<br />

Handbuch Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe.<br />

Weinheim, S. 945–958<br />

Schone, Reinhold / Arbeitsgemeinschaft für<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe (AGJ) (Hrsg.) (2008):<br />

Kontrolle als Element von Fachlichkeit in den<br />

sozialpädagogischen Diensten der Kinder<strong>und</strong><br />

Jugendhilfe. Expertise im Auftrag der<br />

Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe (AGJ).<br />

Berlin<br />

Wagenblass, Sabine (2010):<br />

<strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong> <strong>und</strong> Soziale Frühwarnsysteme<br />

für Kinder in Armutslagen aus Sicht der<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe.<br />

In: Lutz, Ronald / Hammer, Veronika (Hrsg.):<br />

Wege aus der Kinderarmut.<br />

Weinheim, S. 219–232<br />

Wagenblass, Sabine (2005):<br />

Soziale Frühwarnsysteme –<br />

<strong>Frühe</strong> <strong>Hilfen</strong> für Kinder <strong>und</strong> Familien.<br />

In: Deegener, Günther / Körner, Wilhelm (Hrsg.):<br />

Kindesmisshandlung <strong>und</strong> Vernachlässigung.<br />

Ein Handbuch.<br />

Göttingen, S. 770–781<br />

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