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Beiträge zum 46. IPV-Kongreß in Chicago, Juli 2009 - Frommann ...

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18 Warren S. Poland<br />

Analytiker aus unterschiedlichen Schulen unabhängig und <strong>in</strong>formell <strong>in</strong><br />

der Praxis des Mitglieds, das die Treffen organisierte, zu e<strong>in</strong>er anfangs<br />

nur kle<strong>in</strong>en Diskussionsrunde. Die Sitzungen waren frei von dem<br />

Druck der Rivalität zwischen den jeweiligen Gesellschaften und entwikkelten<br />

sich zu e<strong>in</strong>em immer offeneren und ergiebigeren Gedankenaustausch.<br />

Ähnliche Ergebnisse lassen sich <strong>in</strong> anderen Gruppen beobachten,<br />

wenn Analytiker aus unterschiedlichen Gesellschaften zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>formellen<br />

Gedankenaustausch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Rahmen zusammenkommen, <strong>in</strong><br />

dem weder der persönliche Status noch das eigene Vorankommen e<strong>in</strong>e<br />

Rolle spielt und auch auf mögliche Patientenüberweisungen ke<strong>in</strong>e Rücksicht<br />

genommen werden muß. Man kann sich die Überlegungen anderer<br />

Menschen am besten anhören und die eigenen Unsicherheiten am besten<br />

offenlegen, wenn niemand zugegen ist, <strong>in</strong> dessen Macht es steht,<br />

daraus Konsequenzen zu ziehen. In Anbetracht unserer kl<strong>in</strong>ischen Erfahrung<br />

sollte uns dies nicht überraschen.<br />

Statt sich bedroht zu fühlen, erkennen kluge Organisationen an, daß<br />

sie sich selbst und die Psychoanalyse <strong>in</strong>sgesamt stärken, <strong>in</strong>dem sie die<br />

Entwicklung solcher privaten, kulturenübergreifenden Diskussionen<br />

abseits der Machtstruktur der Organisation fördern. Was zählt, ist der<br />

persönliche Rahmen.<br />

3. Probleme der Sprache<br />

Vielleicht s<strong>in</strong>d die Wörter die bedeutendste und zugleich teuflischste<br />

aller Erf<strong>in</strong>dungen der Menschheit, und womöglich ist die Sprache ihr<br />

Zauberlehrl<strong>in</strong>g. Auf die Frage, weshalb Opium Schlaf erzeuge, gaben<br />

Molières Doktoren zur Antwortet, der Grund sei das im Opium enthaltene<br />

»dormitive Pr<strong>in</strong>zip«.<br />

Wenn das Benennen an die Stelle des Infragestellens tritt, schläft der<br />

Geist e<strong>in</strong>. E<strong>in</strong> Name ist ke<strong>in</strong>e Erklärung, gleichwohl gehen die Bezeichnungen,<br />

die wir Prozessen verleihen, und die Theorien, die wir aus<br />

solchen Bezeichnungen konstruieren, mitunter weit über die ihnen zugrunde<br />

liegenden empirischen Daten h<strong>in</strong>aus.<br />

Unserer Aufspaltung <strong>in</strong> unterschiedliche Schulen korrespondiert der<br />

Verfall e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Sprache <strong>in</strong> prov<strong>in</strong>zielle Dialekte. Wir def<strong>in</strong>ieren<br />

uns – und zwar defensiv – über unsere Sprache. Ich muß dabei an

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