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Beiträge zum 46. IPV-Kongreß in Chicago, Juli 2009 - Frommann ...

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54 Anton<strong>in</strong>o Ferro<br />

auch immer mitteilt, <strong>in</strong> der Schwebe läßt, um aus der Analysestunde<br />

e<strong>in</strong>en privilegierten Raum und e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige Gelegenheit zur Transformation<br />

des psychischen Funktionierens des Patienten und des Analytikers<br />

zu machen (Ferro 2002a, 2005a). Schon W<strong>in</strong>nicott (1993 [1971])<br />

behauptete, die Psychoanalyse sei e<strong>in</strong>e besondere Form des Spiels, <strong>in</strong><br />

dem die Traumpotentiale und die äußeren Phänomene <strong>in</strong> den Dienst des<br />

Träumens gestellt werden.<br />

An dieser Stelle muß ich betonen, daß me<strong>in</strong>e Ausführungen über den<br />

traumhaften Charakter der analytischen Sitzungen ausschließlich die<br />

analytische Arbeit betreffen, während andere Perspektiven [vertici] 1 zu<br />

anderen Betrachtungsweisen führen.<br />

d) E<strong>in</strong> weiterer zentraler Gesichtspunkt ist die Wichtigkeit, die den<br />

beiden Polen Wahrheit und Lüge samt allen Zwischenstufen beigemessen<br />

wird. Dieser Aspekt stellt se<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e Variable selbst für Modelle<br />

dar, die <strong>in</strong>nerlich homogen s<strong>in</strong>d. Das Spektrum reicht von der historischen<br />

bis zur narrativen Wahrheit (man denke nur an klassische Arbeiten<br />

von Spence 1982; Schafer 1995 und Hanly 1990) zur »Wahrheit« des<br />

emotionalen Kontakts mit sich selbst als unabd<strong>in</strong>gbarer Voraussetzung<br />

e<strong>in</strong>er möglichen analytischen E<strong>in</strong>fühlung (Bologn<strong>in</strong>i 2003), zur Wahrheit<br />

über die Funktionsweise der <strong>in</strong>neren Welt, zur unterschiedlichen<br />

Art, Bions (2006) ›O‹ zu denken oder die Tatsachen der Sitzung für e<strong>in</strong>e<br />

Fiktion zu halten. Das führt uns zu Konzepten wie denen der für das<br />

Denken erträglichen Wahrheit und sogar der Übere<strong>in</strong>stimmung mit den<br />

manifesten Berichten des Patienten und der gegebenen Fähigkeit des<br />

Analytikers, e<strong>in</strong> bestimmtes Maß an Lüge und Verzerrung zu ertragen<br />

(Ferro et al. 2007).<br />

e) Beachtung verdienen auch die verschiedenen Ebenen der Deutung:<br />

rekonstruktive und Deutungen der und <strong>in</strong> die Übertragung, gesättigte<br />

und ungesättigte Deutungen des Felds oder <strong>in</strong>s Feld, geme<strong>in</strong>sam konstruierte<br />

Deutungen (im S<strong>in</strong>ne des »Ko-Denkens« bei Widlöcher 1996).<br />

Aber darauf muß hier nicht weiter e<strong>in</strong>gegangen werden, da ich an anderer<br />

Stelle ausführlich darüber geschrieben habe (Ferro 2005b, 2006b).<br />

Erwähnenswerter s<strong>in</strong>d vielleicht die unterschiedlichen E<strong>in</strong>schätzungen<br />

dessen, was der Patient sagt, »nachdem« man ihm e<strong>in</strong>e Deutung gegeben<br />

hat (Joseph 2002; Faimberg 1996, 2001; Ferro 2002a, 2007): Ob er<br />

1 Vertici hier und im Folgenden im S<strong>in</strong>ne von Bions »Vertex« (Scheitelpunkt) [A.d.Ü.].

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