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Beiträge zum 46. IPV-Kongreß in Chicago, Juli 2009 - Frommann ...

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Das Erfassen der Praxis des Psychoanalytikers gemäß ihrem eigenen Wert 29<br />

»Die Zeit ist gekommen, nicht nur unsere Methodologie zur Erschließung unserer Wahrheiten<br />

zu revidieren, sondern auch neue Fragestellungen zu entwickeln, die es ermöglichen,<br />

für neue Ideen offen und gleichzeitig <strong>in</strong> der Lage zu se<strong>in</strong>, deren Nutzen mit Hilfe<br />

von begründeten Argumentationen zu evaluieren. Die Alternative wäre der Turmbau zu<br />

Babel« (1994a, S. 865).<br />

Natürlich ist die überbordende Vielfalt der Theorien das unvermeidliche<br />

Ergebnis der kl<strong>in</strong>ischen Praxis. In se<strong>in</strong>er Bemühung, die Lebendigkeit<br />

der analytischen Situation aufrechtzuerhalten, wird der Analytiker<br />

zwangsläufig se<strong>in</strong>e Technik auf mehr oder weniger idiosynkratische<br />

Weise modifizieren, wobei er manchmal erheblich von der »Standard«-<br />

Technik abweicht, das heißt von der Technik, die er als die »korrekte<br />

Analyse« ver<strong>in</strong>nerlicht hat. Solche technischen Modifikationen stehen<br />

eher mit e<strong>in</strong>er privaten Theorie über das Material des Patienten <strong>in</strong> Beziehung<br />

als mit den »offiziell anerkannten Theorien, denen der Analytiker<br />

bewußt zustimmt« (Sandler 1983, S. 584). Wir Psychoanalytiker s<strong>in</strong>d<br />

Experten im Konstruieren von Erzählungen, die <strong>in</strong> ihren E<strong>in</strong>zelheiten<br />

die E<strong>in</strong>maligkeit der Subjektivität der Patienten e<strong>in</strong>zufangen versuchen.<br />

Es ist höchst wahrsche<strong>in</strong>lich, daß die Weiterentwicklungen <strong>in</strong> der<br />

psychoanalytischen Theorie im Laufe ihrer Geschichte gerade davon<br />

herrühren, daß e<strong>in</strong>ige dieser privaten Theorien »offizialisiert« wurden.<br />

Dar<strong>in</strong> liegt nicht das Problem, sondern im unmerklichen Übergang, <strong>in</strong><br />

der Verwechslung der Abstraktionsebenen. Diesen Theoriefragmenten,<br />

den Produkten <strong>in</strong>duktiver Schlußfolgerungen, die wohl auf e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen<br />

Patienten angewandt werden können, wird e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Gültigkeit<br />

zugeschrieben, die sie nicht haben, was e<strong>in</strong>e »überspezifizierte«<br />

offizielle Theorie hervorbr<strong>in</strong>gt (Fonagy 2006). Diese falsche Verallgeme<strong>in</strong>erung<br />

ist letzten Endes die Ursache der »Sprachverwirrung« bei<br />

der Theoriebildung <strong>in</strong> der Psychoanalyse.<br />

2. Schritte zu e<strong>in</strong>er Phänomenologie der psychoanalytischen Praxis<br />

Die Frage, die ich mir <strong>in</strong> bezug auf die psychoanalytische Praxis stelle,<br />

läßt sich wie folgt formulieren: Wie können wir sicher se<strong>in</strong>, die kl<strong>in</strong>ische<br />

Praxis so zu sehen, wie sie ist, sie <strong>in</strong> ihrer eigenen Wirklichkeit zu erkennen<br />

und nicht e<strong>in</strong>fach unsere eigenen Theorien auf sie zu projizieren?<br />

Es ist offensichtlich, daß konzeptuelle Systeme absolut notwendig s<strong>in</strong>d<br />

für denjenigen, der sich vorgenommen hat, irgende<strong>in</strong>e Wirklichkeit zu

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