Beiträge zum 46. IPV-Kongreß in Chicago, Juli 2009 - Frommann ...
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40 Juan Pablo Jiménez<br />
Archäologie stützt, wo das Objekt die Entdeckung e<strong>in</strong>er verborgenen<br />
Wahrheit ist, h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em architektonischen Modell, bei dem das Entscheidende<br />
der Bau e<strong>in</strong>es neuen Hauses ist. Die Betonung liegt jetzt auf<br />
der pragmatischen Überprüfung durch das Handeln. Die Frage nach<br />
dem Wert der Erkenntnis gehört nicht mehr <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en von der »wissenschaftlichen«<br />
Erkenntnis getrennten Bereich, sondern ist <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sisch mit<br />
der Gew<strong>in</strong>nung und Anwendung derselben verbunden. 5<br />
In e<strong>in</strong>er analytischen Sitzung zu validieren ist demnach e<strong>in</strong> permanenter<br />
Prozeß der Überprüfung von Hypothesen und Mutmaßungen,<br />
der Infragestellung derselben und des Vergleichs mit den Theorien und<br />
Modellen, die der Analytiker im jeweiligen Moment zur Hand hat. In<br />
diesem Prozeß wird die Kohärenz des Diskurses als solchen zu e<strong>in</strong>em<br />
Validierungskriterium. Validieren bedeutet aber auch, die Erkenntnis<br />
mit dem Patienten zusammen zu überprüfen. Über den Dialog gelangen<br />
Analytiker und Patient zu Übere<strong>in</strong>stimmungen bzw. gleichen ihre Differenzen<br />
über das Beobachtete ab, über das, was für sie als »kl<strong>in</strong>ischer<br />
Befund« und se<strong>in</strong>e Bedeutung zu betrachten ist.<br />
Die Validierung im kl<strong>in</strong>ischen Kontext wird jedoch nicht mit dem Erreichen<br />
von übere<strong>in</strong>stimmender Erkenntnis bezüglich der Beobachtungen<br />
und ihrer Bedeutungen erschöpft. Die pragmatische Validierung der<br />
Deutungen geht über die kommunikative Validierung h<strong>in</strong>aus. Das Interesse<br />
– das die praktischen Beweggründe leitet, den Patienten zu helfen,<br />
die gewünschte Veränderung zu erreichen – ist dem therapeutischen<br />
Tun <strong>in</strong>härent. Für Freud ist ja gerade e<strong>in</strong>e der Besonderheiten der Psychoanalyse,<br />
daß Forschung und Heilung Hand <strong>in</strong> Hand gehen. Während<br />
die kommunikative Validierung e<strong>in</strong>en ästhetischen Aspekt be<strong>in</strong>haltet,<br />
impliziert die pragmatische Validierung e<strong>in</strong>e ethische Dimension.<br />
Für Freud war die kommunikative Validierung nicht ausreichend; das<br />
»Ja« oder »Ne<strong>in</strong>« des Patienten auf die Intervention des Therapeuten h<strong>in</strong><br />
war für ihn nie e<strong>in</strong>e Bestätigung oder h<strong>in</strong>reichende Validierung. Er emp-<br />
5 Peter Fonagy hat vor kurzem ähnliche Gedanken formuliert: »Die psychoanalytische<br />
Theorie, wie jede andere Theorie, dient unbewußt dazu, das Handeln zu organisieren. So<br />
ist die Wahrheit e<strong>in</strong>er Theorie nicht mehr als etwas zu sehen, das absolut auf ihre Beziehung<br />
zu e<strong>in</strong>er äußeren Realität beschränkt ist. Vielmehr beruht die Gültigkeit e<strong>in</strong>er Theorie<br />
auf ihrer Fähigkeit, Handeln zu ermöglichen. Die Erkenntnis ist nicht die Kenntnis<br />
[awareness] absoluter Tatsachen, sondern die Fähigkeit, e<strong>in</strong> Ziel <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es spezifischen<br />
Kontextes zu erreichen« (2006, S. 83).