Beiträge zum 46. IPV-Kongreß in Chicago, Juli 2009 - Frommann ...
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Das Erfassen der Praxis des Psychoanalytikers gemäß ihrem eigenen Wert 39<br />
Sandler & Dreher (1999) zu sprechen, können wir nicht weiter ignorieren,<br />
»was Analytiker und Patienten wollen«. Die Suche nach der Wahrheit<br />
des Patienten f<strong>in</strong>det nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Vakuum statt, sondern ist e<strong>in</strong>gebettet<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Beziehung zwischen zwei Personen, was uns darauf<br />
verweist, das Thema der Validierung im kl<strong>in</strong>ischen Kontext zu vertiefen.<br />
Die Validierung im kl<strong>in</strong>ischen Kontext, das heißt <strong>in</strong>nerhalb der Sitzung<br />
mit dem Patienten, ist e<strong>in</strong> ständiger und unvermeidbarer Prozeß.<br />
Wie Tuckett (1994b, S. 1162) postuliert, »ist es e<strong>in</strong> wesentlicher Teil der<br />
akzeptierten analytischen Technik, unser Verständnis und unsere Deutungen<br />
gemäß e<strong>in</strong>er ständigen subjektiven Überwachung der ›Wahrheit‹<br />
dessen, was unserer Me<strong>in</strong>ung nach vor sich geht, zu korrigieren«.<br />
Vom Standpunkt der Validierung der psychoanalytischen Arbeit während<br />
der Sitzung aus lassen sich die klassischen Kriterien der Wahrheit,<br />
Kohärenz, Übere<strong>in</strong>stimmung und des Nutzens der Erkenntnis als Abstraktionen<br />
e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen und umfassenden Validierungsprozesses betrachten,<br />
der Beobachtung, Gespräch und Interaktion e<strong>in</strong>schließt (Kvale<br />
1995). Um dies auf die psychoanalytische Realität anwenden zu können,<br />
muß die klassische Vorstellung der Erkenntnis als Reflexion der Wirklichkeit<br />
durch e<strong>in</strong>e Konzeption ersetzt werden, <strong>in</strong> der die Erkenntnis<br />
e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same soziale und l<strong>in</strong>guistische Konstruktion der <strong>in</strong>tersubjektiven<br />
Realität von Patient und Analytiker ist. In der analytischen<br />
Situation <strong>in</strong>terpretieren und verhandeln Analytiker und Patient fortwährend<br />
die Bedeutung der Beziehung, wobei dies <strong>zum</strong> Gegenstand<br />
der Kommunikation zwischen beiden wird. Das Gespräch wird <strong>zum</strong><br />
ultimativen Kontext, <strong>in</strong>nerhalb dessen das Erkennen zu verstehen ist<br />
(Rorty 2000). Die Wahrheit entsteht durch den Dialog, die gültige Erkenntnis<br />
tritt als Ergebnis von alternativen und im Konflikt stehenden<br />
Deutungen und Handlungsmöglichkeiten zutage, die nach den Regeln<br />
der psychoanalytischen Methode diskutiert, verhandelt und ausgesondert<br />
werden.<br />
Im kl<strong>in</strong>ischen Kontext <strong>in</strong>teressiert uns die Beziehung zwischen Bedeutung<br />
und Handeln, zwischen Deutung und Aktion. Wenn wir die<br />
Dichotomie zwischen Tatsachen und Werten beiseitelassen, kommt<br />
<strong>zum</strong> Thema der Wahrheit das der Ästhetik und der Ethik h<strong>in</strong>zu. Da es<br />
sich um e<strong>in</strong>e soziale Konstruktion handelt, steht die Schönheit und der<br />
Gebrauchswert der konstruierten Erkenntnis im Vordergrund. So vollzieht<br />
sich e<strong>in</strong>e Abwendung vom Psychoanalysemodell, das sich auf die