Beiträge zum 46. IPV-Kongreß in Chicago, Juli 2009 - Frommann ...
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Transformationen <strong>in</strong> Traum und Figuren im psychoanalytischen Feld 65<br />
komplexer ausgestaltet wurde. Diese Autoren haben zu e<strong>in</strong>em mehrdimensionalen<br />
und ungesättigten Konzept des Feldes beigetragen, das<br />
nicht mehr alle<strong>in</strong> durch e<strong>in</strong>e horizontale Achse, sondern auch durch e<strong>in</strong>e<br />
vertikale (geschichtliche) Achse bestimmt wird. In ihm s<strong>in</strong>d die mit<br />
Affekt besetzten Figuren-Hologramme angesiedelt, die <strong>zum</strong> Funktionieren<br />
des analytischen Paares gehören. E<strong>in</strong> derartig <strong>in</strong>tensives Feld ist<br />
als Resultat der Summe der möglichen Welten des Analytikers und des<br />
Patienten anzusehen, dessen subjektivistisches Abgleiten e<strong>in</strong>e Grenze<br />
<strong>in</strong> der Ethik des Analytikers, <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er persönlichen Analyse und Ausbildung<br />
sowie dar<strong>in</strong> f<strong>in</strong>det, daß er dafür Sorge trägt, daß die erzählten<br />
Fakten und ke<strong>in</strong>e anderen (wie etwa die Bestätigung der Theorien des<br />
Analytikers oder die Vermeidung von seelischem Schmerz) vorrangig<br />
durch das analytische Paar alphabetisiert werden. In diesem Zusammenhang<br />
können auch Konzepte der Narratologie, wie z.B. jenes der<br />
»Grenzen der Interpretation« oder der »Grenzen h<strong>in</strong>sichtlich der Eröffnung<br />
möglicher Welten«, recht hilfreich se<strong>in</strong> (Eco 1979, 1992; Pavell<br />
1976; Ryan 2007). Der Analytiker als Ko-Autor des Werkes ist Garant<br />
e<strong>in</strong>er stark ausgeprägten Asymmetrie h<strong>in</strong>sichtlich der Verantwortlichkeit<br />
für das, was im Behandlungszimmer vor sich geht (Gabbard & Lester<br />
1995).<br />
Das ›Feld‹, zunächst als Phänomen konzipiert, <strong>in</strong> dem sich aufgrund<br />
bl<strong>in</strong>der Flecke und wechselseitiger Widerstände von Analytiker und<br />
Patient »Bollwerke« herausbilden, die beim »zweiten Blick« des Analytikers<br />
durch Deutungen aufgelöst werden können (Baranger & Baranger<br />
1961–62), stellt sich für mich jetzt als e<strong>in</strong> sich ständig erweiterndes<br />
›holographisches Traumfeld‹ dar (und wie könnte man die Bemerkung<br />
Bions vergessen, daß die Analyse e<strong>in</strong>e Sonde ist, die das Feld, das sie<br />
erforscht, kont<strong>in</strong>uierlich erweitert?). In ihm nehmen mögliche Welten<br />
und Geschichten Gestalt an, verändern sich und formieren sich zu immer<br />
neuen Er<strong>in</strong>nerungen, Geschichten und Versionen der Lebensgeschichte<br />
(Ferro 2003, 2006b, 2008). Zu e<strong>in</strong>er Geschichte, die im kont<strong>in</strong>uierlichen<br />
Fluß der Vorgänge kle<strong>in</strong>ster Transformationen e<strong>in</strong> substantielles Bollwerk<br />
der ›Drittheit‹ und Identität darstellt. Die Lebensgeschichte wird<br />
so <strong>zum</strong> verfestigten Ort des Feldes persönlicher und transgenerationeller<br />
Identität (Faimberg 2005), <strong>in</strong> dem die Arbeit der Dekonstruktion,<br />
Konstruktion und Rekonstruktion, der ›Geschichtenzerstörung und<br />
Geschichtenerzeugung‹ unaufhörlich weitergeht (Chianese 2007).