Beiträge zum 46. IPV-Kongreß in Chicago, Juli 2009 - Frommann ...
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46 Juan Pablo Jiménez<br />
Gabbard & Westen beziehen sich auf neue Ergebnisse der systematischen<br />
Forschung <strong>in</strong> verwandten Diszipl<strong>in</strong>en der Neurowissenschaften<br />
und der psychotherapeutischen Prozeß- und Ergebnisforschung,<br />
die e<strong>in</strong>e Reihe von technischen Interventionen validieren, die ansche<strong>in</strong>end<br />
privat von vielen Analytikern <strong>in</strong> ihrer täglichen Arbeit angewendet<br />
werden, obgleich sie nicht Teil der offiziellen psychoanalytischen<br />
Veränderungstheorie s<strong>in</strong>d. Die Autoren haben vorgeschlagen,<br />
daß wir<br />
»die Fragestellung vertagen [sollten], ob diese Techniken überhaupt analytisch s<strong>in</strong>d, und<br />
uns vielmehr darauf konzentrieren [sollten], ob sie denn therapeutisch s<strong>in</strong>d. Ist die Antwort<br />
auf diese Frage positiv, folgt daraus die Frage, wie sie [offiziell] <strong>in</strong> die psychoanalytische<br />
und psychotherapeutische Praxis <strong>in</strong>tegriert werden können <strong>in</strong> der Weise, die dem<br />
Patienten am meisten hilft« (2003, S. 826).<br />
Für diese Autoren muß e<strong>in</strong>e moderne Theorie des therapeutischen Handelns<br />
sowohl das beschreiben, was sich verändert (die Behandlungsziele),<br />
als auch die mutmaßlich nützlichen Strategien, um diese Veränderungen<br />
herbeizuführen (die Techniken). Sie fügen h<strong>in</strong>zu, daß wir an e<strong>in</strong>em Punkt<br />
angelangt s<strong>in</strong>d, an dem die Theorien e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>zigen therapeutischen Aktionsmechanismus<br />
– gleichgültig, wie komplex sie s<strong>in</strong>d – sich als <strong>in</strong> diesem<br />
S<strong>in</strong>ne wenig hilfreich erwiesen haben, um die Veränderung <strong>in</strong> der<br />
Richtung solcher Ziele zu erreichen, wegen der Vielfältigkeit der Veränderungsziele<br />
und der Unterschiedlichkeit effizienter Methoden.<br />
Zuletzt führt mich die Argumentation, die ich im Laufe dieses Vortrags<br />
entwickelt habe, dazu zu postulieren, daß der Moment gekommen<br />
ist, die Praxis von der Theorie zu befreien, um sie so ihrem eigenen Wert<br />
nach zu erfassen.<br />
»Wenn die Theorie von der Praxis abgekoppelt wird, könnte die Technik sich auf re<strong>in</strong><br />
pragmatischer Basis fortentwickeln, auf der Grundlage dessen, was offensichtlich funktioniert.<br />
Die psychoanalytische Theorie des psychischen Funktionierens könnte dann der<br />
Praxis folgen und dabei <strong>in</strong>tegrieren, was <strong>in</strong> letzter Zeit mit Hilfe von neuen Methoden kl<strong>in</strong>ischer<br />
Arbeit entdeckt worden ist« (Fonagy 2006, S. 70).<br />
Dies ist e<strong>in</strong> methodologischer und ke<strong>in</strong> epistemologischer Ansatz, denn<br />
e<strong>in</strong>e vollständige Trennung von Theorie und Praxis ist unmöglich. Dieser<br />
Ansatz besteht dar<strong>in</strong>, die impliziten M<strong>in</strong>itheorien zu legitimieren,<br />
das heißt, ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu entfalten und <strong>zum</strong><br />
Ausdruck zu gelangen, damit sie ihrem eigenen Wert gemäß untersucht<br />
werden können.