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Beiträge zum 46. IPV-Kongreß in Chicago, Juli 2009 - Frommann ...

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Das Erfassen der Praxis des Psychoanalytikers gemäß ihrem eigenen Wert 37<br />

»Bei unserer Erfahrung als Berater anderer Therapeuten und Analytiker haben wir beobachtet,<br />

daß endlos mäandernde Behandlungen nicht selten s<strong>in</strong>d. Sie werden manchmal mit<br />

dem E<strong>in</strong>führen e<strong>in</strong>er Unterscheidung zwischen ›analytischen‹ und ›therapeutischen‹ Zielen<br />

gerechtfertigt« (1999, S. 694).<br />

Renik sche<strong>in</strong>t derselben Me<strong>in</strong>ung zu se<strong>in</strong>, wenn er versichert:<br />

»Die meisten Psychoanalytiker bieten […] e<strong>in</strong>e lange Reise der Selbstf<strong>in</strong>dung an, während<br />

deren e<strong>in</strong>e übertriebene Besorgnis um die Befreiung von Symptomen als kontraproduktiv<br />

angesehen wird« (2006, S. 1).<br />

Marilia Aisenste<strong>in</strong> (2003) weist darauf h<strong>in</strong>, daß die <strong>in</strong> französischen Psychoanalytikerkreisen<br />

wohlbekannte Frage »Tritt die Heilung als Nebenprodukt<br />

der psychoanalytischen Behandlung e<strong>in</strong>?« häufig Lacan zugeschrieben<br />

wurde. Lacan machte aus dieser ursprünglich Freudschen Idee<br />

»praktisch e<strong>in</strong>en Imperativ: der Psychoanalytiker darf sich nicht für die<br />

Therapie <strong>in</strong>teressieren, und dieser Standpunkt hat e<strong>in</strong>en weitreichenden<br />

E<strong>in</strong>fluß auf die Psychoanalyse <strong>in</strong> Frankreich gehabt« (S. 263). Obgleich<br />

Aisenste<strong>in</strong> betont, daß es e<strong>in</strong> Irrtum sei, das therapeutische Ziel vom<br />

psychoanalytischen Prozeß zu trennen, bestätigt sie, daß die Wahrheitssuche<br />

die Grundlage für die Besserung des Bef<strong>in</strong>dens <strong>in</strong> der Psychoanalyse<br />

darstellt. Die Idee, daß man die Wahrheit des Unbewußten suchen<br />

solle und daß die Heilung sich dann von selber e<strong>in</strong>stellen werde,<br />

ist allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> der Psychoanalyse weit verbreitet und nicht nur e<strong>in</strong>e<br />

Eigenheit der französischen psychoanalytischen Tradition.<br />

Zweifellos besteht unter den Psychoanalytikern der verschiedensten<br />

Richtungen weitgehende Übere<strong>in</strong>stimmung darüber, daß »sich im Verlauf<br />

e<strong>in</strong>er Therapie, vor allem e<strong>in</strong>er erfolgreichen, das deutliche Gefühl<br />

e<strong>in</strong>stellt, allmählich e<strong>in</strong>e Wahrheit über den Patienten zu f<strong>in</strong>den und<br />

zu formulieren« (Strenger 1991, S. 1; Hervorh. d. Verf.). Hanna Segal<br />

drückt es so aus: »Die Art von Wahrheit, die die Psychoanalyse betrifft,<br />

ist die Wahrheit bezüglich der psychischen Realität, des Funktionierens<br />

der Psyche und se<strong>in</strong>er unbewußten Wurzeln« (Segal 2006, S. 284). Die<br />

ause<strong>in</strong>andergehenden Me<strong>in</strong>ungen treten zutage, wenn es darum geht, im<br />

e<strong>in</strong>zelnen darzustellen, was man darunter versteht, die Wahrheit über<br />

den Patienten zu f<strong>in</strong>den und zu formulieren. Hier s<strong>in</strong>d die Unterschiede<br />

bedeutend.<br />

Selbst wenn wir uns darüber e<strong>in</strong>ig s<strong>in</strong>d, daß es darum geht, die Wahrheit<br />

des Patienten zu suchen, erhebt sich natürlich die Frage: Wer bestimmt,<br />

was die Wahrheit des Patienten ist? Wie beurteilen wir, was

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