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Versuch, Gott abstrakt zu definieren. Und dann<br />
die Erfahrung: Nicht alles lässt sich erklären. Als<br />
Mensch Gott beweisen zu wollen – das bleibt ein<br />
Widerspruch in sich. Das Grundproblem bleibt:<br />
Wir können Gott nicht sehen, ihn jedenfalls nicht<br />
zeigen und deshalb brauchen wir Bilder dafür, wie<br />
Gott ist. Aber vielleicht ist Gott eher zu spüren<br />
oder zu hören, als mit den Augen zu sehen. Mein<br />
Konfirmationsspruch ist immer noch eines meiner<br />
liebsten Gottesbilder: Gott ist die Liebe, und wer<br />
in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in<br />
ihm – oder ihr (1. Johannesbrief 4,16). Das habe ich<br />
bei der feministischen Theologin Carter Heyward<br />
wiedergefunden: Sie sagt: Liebe (Gott) ist Macht<br />
in Beziehung. Das ist abstrakt und doch wirklich<br />
nur wahr, wo es spürbar wird. Die Definition macht<br />
deutlich, dass meine Frage einschränkt. Was kann<br />
ich finden, wenn ich mich frage, wie ich Gott sehe?<br />
Werde ich etwas anderes finden, als Bilder, die in<br />
mir sind, wenn ich von mir ausgehe? Ich drehe also<br />
die Frage um: Wie sieht Gott mich? Wer bin ich<br />
als Mensch in Gottes Augen? Was sagt mir dazu<br />
die Bibel? So fremd uns manches in der Bibel ist,<br />
ist sie doch die Quelle unseres Nachdenkens über<br />
Gott. Darauf will ich hören, damit ich nicht blind<br />
dafür werde, dass Gott mir begegnen will – nicht<br />
als Bild, sondern lebendig und spürbar. So heilsam<br />
wie Jesus der Tochter des Jaïrus begegnet.<br />
Cornelia Dassler<br />
Ist die Bibel ein Märchenbuch? ¬ Bibel<br />
Sind Jesus und Christus zwei unterschiedliche<br />
Personen? ¬ Christus<br />
Ist der Glaube an Gott Geheimniskrämerei?<br />
¬ Geheimnis<br />
Muss ich wirklich alle Menschen lieben? ¬ Liebe<br />
Heiland<br />
Eine alte Übersetzung für das Wort Christus<br />
(¬ Christus). Der Heiland macht heil und heilt, was<br />
zerbrochen ist. Besonders in alten Liedern finden<br />
wir noch diesen Namen.<br />
Heilig<br />
Gibt es etwas Unantastbares?<br />
Neulich erklärte mir ein Freund, dass ihm sein<br />
Frühstück heilig sei. „Das ist halt etwas, das ich<br />
mir nicht kaputtmachen lasse, das unangetastet<br />
bleiben soll.” Das ist nur eine Definition von heilig.<br />
Wahrscheinlich hat jede und jeder eine andere.<br />
Und: wie lässt sich Heiliges erfahren?<br />
„Was wäre, wenn Gott dich morgen in den Arm<br />
nimmt?” – „Ich würde mich irre freuen, aber ich<br />
hätte auch Angst”, meinte ein Mädchen. Als Mose<br />
Gott einmal direkt sehen möchte, antwortet Gott:<br />
„Den Anblick meines Angesichts würdest du nicht<br />
überleben.” Heilig scheint also mit Gott zu tun<br />
und zwei Komponenten zu haben – das Heil und<br />
die Freude darüber und Gefahr und die Angst vor<br />
ihr. Mose begegnet Gott in einem brennenden<br />
Dornbusch. Er soll die Schuhe ausziehen, denn er<br />
betritt heiliges Land. „Hm, heiliges Land in unserer<br />
Zeit?” Als ich 9 Jahre alt war, wurde in unserem<br />
Dorf eine neue Kirchengemeinde gegründet. Auf<br />
der gerade eingerichteten Baustelle bauten wir<br />
zwar auch Hütten, aber ohne, dass Sand und Steine<br />
flogen wie sonst. Irgendetwas war dort anders.<br />
Eine Kirche war im Bau, die Bauarbeiter pinkelten<br />
nicht einfach gegen die Mauern und räumten die<br />
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