Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
auch im deutschen Text zeigen: Eigentlich steht<br />
hier Gottes Eigenname, aber wir lesen auch lieber<br />
»Herr«.<br />
Die Frage von Jesus geht weiter. »Was nennt ihr<br />
mich Herr, Herr, und tut nicht, was ich euch sage?«<br />
Das ist dann die andere Seite. Es tut mir gut,<br />
den zum Freund zu haben, der auch »Chef von's<br />
Janze« ist, auch wenn man trotzdem für ihn arbeiten<br />
muss. Aber das will ich ja auch. Schließlich<br />
gefällt es mir noch, mit Herr eine Anrede für Gott<br />
zu benutzen, die auch Juden als unsere älteren<br />
Glaubensgeschwister verwenden. So bin ich einer<br />
von vielen, die alle »Herr« sagen, wenn sie nach<br />
JHWH oder Jesus oder der Quelle und dem Ziel<br />
des Lebens rufen.<br />
Bernd Niss<br />
Wer herrscht über mich? ¬ Herrschaft Gottes<br />
Woher kommt das Christentum? ¬ Judentum<br />
Sind Jesus und Christus<br />
zwei unterschiedliche Personen? ¬ Christus<br />
Heilige Spitznamen? ¬ Hoheitstitel<br />
Wie sehe ich Gott? ¬ Gottesbild<br />
Herrschaft Gottes<br />
Wer herrscht über mich?<br />
Herrschaft hat für mich einen seltsamen Beigeschmack:<br />
Ich denke an Sklaven, Unterdrückung<br />
und Machtausübung. Die Weltpolitik zeigt, dass<br />
Menschen sehr unterschiedlich mit Macht umgehen.<br />
Möchtest du, dass jemand über dich herrscht?<br />
Die Herrschaft Gottes meint eigentlich: Gottes<br />
Herrschaft als König. Sie wird in der Bibel oft<br />
beschrieben: Israel bestand aus 12 Stämmen,<br />
die lange Zeit ohne König lebten. Nur Gott sollte<br />
herrschen. Aber alle Nachbarvölker wurden von<br />
Königen regiert. Da kam auch in Israel der Wunsch<br />
auf. Saul wurde zum ersten König, gefolgt von David,<br />
der Israel zum Großreich machte. In der Bibel<br />
wird die enge Beziehung zwischen David und Gott<br />
betont. Kein Wunder, dass die Israeliten den Messias<br />
als Nachkommen Davids sahen. Als das Königreich<br />
Israel zerbrach, glaubten die Menschen, dass<br />
eines Tages die endgültige Herrschaft Gottes durch<br />
den Messias anbricht und Israel in einer Zeit neuer<br />
Blüte und neuen Friedens leben könnte. Bis heute<br />
hat diese Vorstellung für Juden eine politische<br />
Dimension: von Israel aus soll sich die Königsherrschaft<br />
Gottes über die ganze Welt ausbreiten.<br />
Das Neue Testament kennt Jesus als den Messias<br />
und Nachfahren Davids. Jesus aber ist ein anderer<br />
König: Seine Botschaft ist zwar politisch, aber<br />
er will kein neues Königreich für Israel aufbauen.<br />
Vielmehr erzählt Jesus vom Reich Gottes, das<br />
»nicht von dieser Welt« ist – und dass es schon angefangen<br />
hat. Mit Worten und Taten, mit Wundern,<br />
Sündenvergebung und Heilungen. Gottes Reich ist<br />
in Jesus schon gegenwärtig, noch nicht als Weltereignis,<br />
aber in seiner Person; eben »schon-undnoch-nicht«.<br />
Mit seinen Worten und Taten herrscht<br />
Jesus ganz anders, vielmehr dient er den Menschen.<br />
Damit stellt er alle Vorstellungen auf den<br />
Kopf: Gottes Herrschaft auf Erden ist eine Königsherrschaft,<br />
der ich nicht dienen muss, sondern die<br />
mir dient. Ich kann mich dieser Herrschaft unterstellen,<br />
brauche keine Angst zu haben und kann so<br />
für andere zur »Hoffnungsträgerin« werden.<br />
Berit Busch<br />
62 63