Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen ... - Koller Auktionen
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<strong>Möbel</strong> & Antiquitäten | <strong>Möbel</strong>, Uhren, <strong>Tapisserien</strong>, Bronzen<br />
1164 (Detail)<br />
1164<br />
PRUNK-PORZELLANPENDULE MIT BRONZEMONTUR, Louis<br />
XVI, das Zifferblatt sign. COTAU (Joseph Coteau, Genf 1740-1801<br />
Paris), das Porzellan wohl Manufacture RUE THIROUX (gegr. 1776 unter<br />
dem Patronat von Marie Antoinette), Paris um 1785.<br />
Fein bemaltes Porzellan und vergoldete Bronze. Portalförmiges Gehäuse<br />
mit Vasenaufsatz auf bastionsförmigem Sockel mit runden Füssen. Die<br />
Schauseite ausserordentlich fein bemalt mit junger Frau und 2 Putti beim<br />
Trankopfer, die Plaketten mit Puttidarstellungen. Fein bemaltes Emailzifferblatt<br />
mit römischen Stunden- und arabischen Minutenzahlen sowie<br />
arabischen Monatstagen. 4 feine Zeiger. Ankerwerk mit 4/4-Stundenschlag<br />
auf 2 Glocken. Zugsrepetition. Reiche vergoldete Beschläge und<br />
Applikationen. 37x22x77 cm.<br />
Hochbedeutende Pendule von musealer Qualität.<br />
Die hier angebotene Pendule besticht sowohl durch die ausserordentlich<br />
feine Porzellanmalerei und die hochwertigen Bronzen als auch durch die<br />
imposante Dimension. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit<br />
handelt es sich hierbei um einen Spezialauftrag eines Mitgliedes des<br />
Pariser Hochadels, da keine weiteren modellogleichen <strong>Pendulen</strong> bekannt<br />
sind. Vergleichbare <strong>Pendulen</strong> sind z. B. die prunkvollen Portalpendulen<br />
von N. Sotieau, die mit Porzellanplaketten der Manufacture de Sèvres<br />
verziert sind und sich heute in den Sammlungen der Huntington Gallery<br />
und des Rijksmuseum in Amsterdam befinden. Eine dritte Pendule wird<br />
im Pariser Kunsthandel angeboten.<br />
Seit den späten 1760 Jahren entstanden in Paris diverse Manufakturen für<br />
Hartporzellan, welche in Konkurrenz zur königlichen Manufacture de<br />
Sèvres standen. Die Manufacture Rue Thiroux wurde von A. Leboeuf<br />
1776 gegründet und stand unter dem Patronat von Königin Marie<br />
Antoinette: „La reine voulant bien honorer de sa protection leur établissement<br />
de son auguste nom, chaque pièce nouvellement frabriquée sera<br />
désormais marquée à la première lettre du nom de sa Majesté.“ Dieser<br />
Sachverhalt der „protection“ ermöglichte es der Manufaktur, das rigide<br />
Zunftwesen, welches vor allem die Manufacture de Sèvres schützte, zu<br />
umgehen und in gleicher Weise fein bemaltes und goldgrundiertes<br />
Porzellan herzustellen. Die Manufaktur Rue Thiroux blieb auch im 19.<br />
Jahrhundert sehr erfolgreich, ehe sie 1869 den Betrieb einstellte.<br />
J. Coteau erhielt den Titel „maître peintre-émailleur“ an der Académie de<br />
Saint-Luc in Genf. In den späten 1760er Jahren zog er nach Paris, wo er in<br />
der Rue Poupée sein Atelier installierte. Bald hatte er sich einen Namen<br />
als herausragender Emailmaler gemacht und fertigte die wohl bedeutendsten<br />
und akkuratesten Zifferblätter seiner Zeit. Er entwickelte ein neues<br />
Verfahren, das es ihm ermöglichte, mit Goldlegierungen auf Porzellanfond<br />
zu malen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass er auch für die königliche<br />
Manufacture de Sèvres arbeitete.<br />
Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1995; S. 103 und 342<br />
(Abb. zweier Skelettpendulen mit Zifferblättern von J. Coteau). Thieme/<br />
Becker, Leipzig 1999; 7/8, S. 551 (biogr. Angaben zu J. Coteau). R. de<br />
Plinval de Guillebon, La porcelaine à Paris sous le Consulat et l’Empire,<br />
Paris 1985; S. 137-142 (Angaben zur Manufaktur Rue Thiroux sowie das<br />
oben erwähnte Zitat).<br />
CHF 200 000.- / 300 000.-<br />
(€ 166 670.- / 250 000.-)<br />
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