Möbel, Pendulen, Tapisserien, Skulpturen ... - Koller Auktionen
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<strong>Möbel</strong> & Antiquitäten | <strong>Möbel</strong>, Uhren, <strong>Tapisserien</strong>, Bronzen<br />
1076 (Detail)<br />
1076*<br />
PRUNK-CARTEL, Régence, die Bronze von C. CRESSENT (Charles<br />
Cressent, Meister 1720), das Zifferblatt und Werk sign. ETIENNE LE<br />
NOIR A PARIS (Etienne II Lenoir, Meister 1717), Paris um 1720/30.<br />
Braunes Schildpatt mit ausserordentlich feinen, gravierten Messingeinlagen<br />
und vergoldete Bronze. Mehrfach geschweiftes, teils durchbrochenes<br />
und verglastes Gehäuse mit Kartuschenaufsatz und Blumen.<br />
Vergoldetes und reliefiertes Zifferblatt mit 25 Emailkartuschen mit blauen<br />
römischen Stunden- und schwarzen arabischen Minutenzahlen. 2 feine<br />
gebläute Zeiger. Feines Spindelwerk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke.<br />
Reiche vergoldete Beschläge und Applikationen. Emailkartuschen mit<br />
kleinen Restaurationen und feinen Haarrissen. 50x25x110 cm.<br />
Provenienz: Aus einer belgischen Sammlung.<br />
Ein nahezu identisches Cartel ist abgebildet in: J.D. Augarde, Les ouvriers<br />
du temps, Genf 1996; S. 65 (Abb. 41). Ein weiteres ist abgebildet in:<br />
Catalogue Raisonné des Oeuvres de Cressent von A. Pradère, Paris 2001;<br />
S. 298 (Abb. 223).<br />
C. Cressent, 1685 als Sohn des „sculpteur du Roi“ François Cressent<br />
geboren, arbeitete zunächst im Atelier seines Vaters. Bereits als junger<br />
Lehrling knüpfte er Kontakt zu G. Oppenordt, der als „premier architecte“<br />
des Duc d’Orléans tätig war. 1710-1714 arbeitete C. Cressent für Girardon<br />
und Lorrain und erhielt von der Académie St. Luc 1714 den Titel<br />
„maître sculpteur“. Er schuf hochwertiges Mobiliar für den Adel der französischen<br />
Metropole. Zu Cressents Kundschaft gehörten der Marquis de<br />
Marigny, der Duc de Richelieu, bedeutende Sammler wie Marcellin de<br />
Selle, Bounier de la Mosson, Brozat, Julienne, Blondel de la Gagny, König<br />
Joao V. von Portugal und Angehörige des Bayrischen Hofes, für die er<br />
quellenmässig gesicherte <strong>Möbel</strong> lieferte. Cressent und sein Konkurrent A.<br />
Gaudreaux definierten in den Jahren 1720/40 den „style Régence“, ge -<br />
kenn zeichnet durch eine elegante, geschweifte und als majestätisch zu<br />
bezeichnende Formgebung und qualitativ hochwertiges, variantenreiches<br />
und bis anhin unbekanntes Bronzezierwerk. Cressent war nicht nur Produzent<br />
von königlichen <strong>Möbel</strong>n, sondern gleichzeitig auch rühriger<br />
Samm ler bedeutender Gemälde, was ihn immer wieder zum Verkauf<br />
seines „stock“ zwang, da er wie viele seiner „confrères“ beinahe ständig<br />
finan zielle Schwierigkeiten hatte. Hinzu kamen verschiedene Prozesse<br />
gegen die „corporation des fondeurs, ciseleurs et doreurs“, die ihn anklagte,<br />
weil er als „sculpteur“ seine Bronzen in Eigenproduktion schuf, was das<br />
geltende Zunftrecht verletzte.<br />
E. II Lenoir stammte aus einer bedeutenden Uhrmacherdynastie, die<br />
wäh rend drei Generationen immer die selbe Signatur benutzte. Die<br />
bedeutendste Phase erlebte das Familienunternehmen zwischen 1750 und<br />
1771, als E. II Lenoir mit seinem Sohn Pierre- Etienne die Werkstatt führte.<br />
Sie arbeiteten mit den bedeutendsten „bronziers“ und „boîtiers“ ihrer<br />
Zeit zusammen, wie zum Beispiel mit C. Cressent, J. Dubois, B. Lieutaud,<br />
J.J. de Saint-Germain, den Osmonds und Van Risenburghs, und<br />
belieferten die gesamte „haute société“ von Frankreich, aber auch wichtige<br />
Händler wie N. Gérard, T.J. Hébert und L.F. Herbault gehörten zu<br />
ihren Kunden. Ihr exzellenter Ruf führte die Lenoirs durch ganz Europa<br />
zu den Königshäusern von Madrid, Neapel, München usw.<br />
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.<br />
197-205 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L’art et la manière des maîtres ébénistes<br />
français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 35/36 (biogr. Angaben).<br />
A. Pradère, Die Kunst des französischen <strong>Möbel</strong>s, München o.J.; S. 129-<br />
139 (biogr. Angaben). J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1996; S.<br />
346f. (Angaben zur Dynastie Lenoir). H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers<br />
français, Paris 1972; S. 374-377 (Angaben zur Dynastie Lenoir).<br />
CHF 100 000.- / 150 000.-<br />
(€ 83 330.- / 125 000.-)<br />
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