Inkrementelle Akquisition von 3D-Objektmodellen - Institut für ...
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Kapitel 1<br />
Einleitung<br />
1.1 Hintergrund und Motivation<br />
Thema dieser Arbeit ist das Gewinnen <strong>von</strong> Informationen über die dreidimensionale Welt aus<br />
zweidimensionalen optischen Informationen. Dieser Prozess ist etwas, das jeder Mensch sehr<br />
gut beherrscht. Auch unser optischer Sinn erhält zunächst nur zweidimensionale Informationen,<br />
nämlich die Bilder auf der Netzhaut. Dennoch haben wir eine Wahrnehmung einer dreidimensionalen<br />
Welt, die uns umgibt. Genauer gesagt erhalten Menschen, da sie zwei Augen haben,<br />
doppelte zweidimensionale Informationen, so dass die binokulare (aus den Unterschieden zwischen<br />
den Netzhautbildern gewonnene) Information aus beiden Augen zum räumlichen Sehen beiträgt<br />
– jedoch bleibt unsere Wahrnehmung der Welt auch dreidiemsional, wenn wir nur ein Auge<br />
benutzen, und wir nehmen auch in zweidimensionalen Bildern und Filmen eine dreidimensionale<br />
Welt wahr. Tatsächlich sind die binokularen nur einige <strong>von</strong> sehr vielen Informationen, die das<br />
Gehirn benutzt, um ein dreidimensionales Bild der Welt zu erstellen. Ausführliche Erläuterungen<br />
dazu finden sich in [Gol02].<br />
Selten machen wir uns bewusst, dass die Wahrnehmung unserer Welt keine logische, eindeutige<br />
Konsequenz aus den zweidimensionalen Informationen, die unsere Augen erhalten, ist. Es ist lediglich<br />
eine Interpretation dieser Informationen – eine Interpretation, die in der realen Welt fast<br />
immer zutreffend ist. Durch optische Täuschungen jedoch können wir sie überlisten. Eine bekanntes<br />
Beispiel ist der in Abbildung 1.1(a) zu sehende Amessche Raum, in dem sich ein Zwillingspaar befindet<br />
– das sich offensichtlich sehr in der Größe unterscheidet. Man mag zunächst vermuten, dass<br />
es sich nur um eine Fotomontage handeln kann, tatsächlich interpretieren wir jedoch die Form des<br />
Raumes völlig falsch, indem wir ihn als rechteckig wahrnehmen – denn dies ist die schlüssigste Interpretation<br />
der zweidimensionalen Information, die das Bild uns liefert. Die tatsächliche Form des<br />
Raumes unterscheidet sich <strong>von</strong> der wahrgenommenen Form erheblich und ist in Abbildung 1.1(b)<br />
zu sehen. Zu näheren Informationen über diese optische Täuschung siehe [Gol02] oder [ZG96]. Ein<br />
weiteres Beispiel <strong>für</strong> den Effekt der falsch wahrgenommenen räumlichen Umgebung sind die eindrucksvollen<br />
und bekannt gewordenen Pflastermalereien <strong>von</strong> Julian Beever, die in Abbildung 1.2<br />
zu sehen sind.<br />
Man muss sich klar machen, dass diese Täuschungen keine Unzulänglichkeiten des Sehsinns<br />
sind, sondern die direkte Konsequenz aus unserer Fähigkeit, blitzschnell aus nicht eindeutigen<br />
Informationen ein schlüssiges Modell unserer Umgebung zu erstellen. Durch sie wird uns bewusst,<br />
dass der trivial erscheinende Vorgang der alltäglichen Wahrnehmung weitaus komplexer ist, als<br />
man es zunächst vermutet – und das dient zur Erklärung, warum Wahrnehmung – das heißt hier<br />
also insbesondere das Transformieren der optischen 2D-Informationen zu einem <strong>3D</strong>-Modell – zu<br />
den faszinierenden Problemen gehört, die ein Mensch ohne Schwierigkeiten lösen kann, in denen<br />
Computer dagegen ganz schlecht abschneiden. Der Prozess der Wahrnehmung ist hochkomplex,<br />
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