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NUTZTIERE<br />
(Lederhaut) führen. Die Ursachen der<br />
häufig zu beobachtenden, hochgradigen<br />
Ballenveränderungen (Wucherungen)<br />
sind noch nicht restlos geklärt.<br />
Teilweise werden sie als Ausgleichswachstum<br />
bei Überbelastung gesehen.<br />
Klauenschäden können als Eintrittspforten<br />
für Keime dienen, die dann zu Entzündungen<br />
unterschiedlichen Ausmasses<br />
führen. Diese reichen von leichten,<br />
örtlichen Entzündungen über ober -<br />
flächliche Panaritien (Grippeli) bis zu<br />
Infektionen des gesamten Klauenapparates<br />
(tiefes Panaritium,<br />
Phlegmone). Je nach Schwere<br />
aller genannten Veränderungen<br />
kommt es zu Schmerzen<br />
und Lahm heiten.<br />
Bei der klinischen<br />
Beurteilung<br />
von Lahmheiten ist zu<br />
bedenken, dass nicht<br />
nur Klauenprobleme,<br />
sondern auch Veränderungen<br />
an den Gelenken,<br />
Knochen oder des Muskel- und<br />
Sehnenapparates zu Lahmheiten führen<br />
können. Zusätzlich können Schäden im<br />
Nervensystem Lähmungserscheinungen<br />
nach sich ziehen, die teilweise schwer<br />
von Lahmheiten abzugrenzen sind.<br />
In einer Doktorarbeit (A.Lippuner)<br />
an der Schweineklinik der Universität<br />
Zürich sollte festgestellt werden,<br />
was eine «normale» Klaue ausmacht<br />
und ob Grössenveränderungen Hinweise<br />
auf Schäden geben können. Weiter<br />
sollte ein Überblick über die aktuelle<br />
Klauengesundheit in der Schweiz gewonnen<br />
werden. Mit einer genetischen<br />
Analyse der Tiere wurde die Rolle der<br />
erblichen Faktoren abgeklärt. Dazu<br />
wurden Klauen von Schlachtsauen,<br />
Ebern und Tieren der MLP (Mast- und<br />
Schlachtleistungsprüfung) analysiert.<br />
Daten zur Art der Schäden, Verteilung<br />
(hinten/vorn, innen/aussen) und zum<br />
Ausmass wurden gesammelt und ausgewertet.<br />
Was ist normal? Eine «normale»<br />
Klaue scheint nicht ausgeglichen zu<br />
sein. So sind häufig die Vorderklauen<br />
grösser als jene der Hinterbeine. Ebenso<br />
ist die Aussenklaue eher grösser als<br />
die entsprechende Innenklaue, wobei<br />
der Unterschied an den Hinterbeinen<br />
deutlicher ausfällt. In der Doktorarbeit<br />
zeigte sich, dass die Anzahl und das<br />
Ausmass der Schäden mit zunehmendem<br />
Alter tendenziell zunehmen. Sehr<br />
häufig wurden mehrere Schäden pro<br />
Tier festgestellt, wobei es sich meist um<br />
mittelschwere Veränderungen handelte.<br />
Grössere Klauen weisen eher häufiger<br />
Läsionen auf, teilweise sind hier<br />
auch die schwereren Veränderungen zu<br />
finden.<br />
Zu Schäden führen noch viele weiteren<br />
Faktoren. So scheint die Art oder<br />
Häufigkeit der Schäden einen Zusammenhang<br />
mit der Rasse, dem Alter, dem<br />
Gewicht und der Ausgeglichenheit der<br />
Zehen zu haben. Da sich diese Faktoren<br />
untereinander stark beeinflussen und<br />
auch die Aufstallung Unterschiede aufwies,<br />
ist der tatsächliche Effekt schwer<br />
zu beziffern.<br />
Erblichkeit Bei der Analyse der genetischen<br />
Faktoren zeigte sich unter anderem,<br />
dass die Klauengrösse stark vererbt<br />
wird, die Klauenschäden selbst<br />
aber nur eine schwache Erblichkeit aufweisen.<br />
Behandlung Schweine mit Lahmheiten<br />
müssen behandelt werden. Stark<br />
betroffene Tiere werden einzeln aufgestallt,<br />
Zuchtsauen eventuell auch im<br />
Deckstand. Eine Therapie mit Schmerzmittel<br />
beziehungsweise Entzündungshemmer<br />
ist nicht nur im Sinne des Tierschutzes,<br />
sondern beschleunigt auch die<br />
Heilung. Ist die Ursache infektiöser Natur<br />
(z. B. Panaritium) wird zusätzlich mit<br />
einem Breitbandantibiotikum behandelt.<br />
Äusserliche Desinfektion versteht<br />
sich bei offenen Wunden von selbst.<br />
Die Ursachenforschung gestaltet<br />
sich schwieriger als die Therapie. Meist<br />
kommen die zu Grunde liegenden Probleme<br />
erst nach gründlichen Abklärungen<br />
und guter Tierbeobachtung zum<br />
Vorschein und zur Behebung sind oft<br />
kreative Lösungen gefragt. Hierbei<br />
zahlt sich die grosse Erfahrung des<br />
Schweinegesundheitsdienstes SGD mit<br />
verschiedensten Betrieben und Aufstallungssystemen<br />
aus. Auch Stallklimamessungen<br />
können bei chronisch<br />
auftretenden Lahmheiten wichtige<br />
Hinweise geben.<br />
<br />
Klaue einer Zuchtsau<br />
mit starken<br />
Wucherungen im<br />
Ballenbereich. Man<br />
beachte, dass nur<br />
die äussere Klaue<br />
betroffen ist.<br />
Solche ungleichen<br />
Verteilungen der<br />
Schäden sind häufig.<br />
Autorin Dr. med.<br />
vet. Friederike Zeeh,<br />
Schweinegesundheitsdienst<br />
SGD, Büro<br />
Bern-Westschweiz,<br />
3001 Bern.<br />
www.suisag.ch<br />
INFOBOX<br />
www.ufarevue.ch 6 · 12<br />
<strong>UFA</strong>-REVUE · 6 2012 73