Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR
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lingen in Schlesien und den Hasdingen an der Theiß, aus pannonischen<br />
wie norddanubischen Sueben und den reiternomadischen<br />
Alanen. Nachweisbar haben nicht alle Angehörigen<br />
der genannten Stämme ihre Heimat verlassen, aus der Geiserich<br />
einmal in Afrika eine Gesandtschaft von Stammesbrüdern<br />
empfing (Procopius, De bell. Vand. I 22,3-13). Auch gaben<br />
die silingischen Vandalen ihren „schlesischen“ Namen noch<br />
an die slawischen Einwanderer weiter. Ende 406 überschritten<br />
die Verbündeten den Rhein, im Herbst 409 drangen sie in<br />
Spanien ein. Zwei Jahrzehnte lang blieb ihnen die Pyrenäenhalbinsel<br />
ausgeliefert; die Sueben erlosten sich das westliche<br />
Galizien, wo sie ihr, bis zum Ende des 6. Jahrhunderts dauerndes<br />
Reich errichteten. Vandalen und Alanen blieben jedoch<br />
in den iberischen Kernländern und wurden auf Befehl der<br />
römischen Reichsregierung von den tolosanischen Goten immer<br />
wieder angegriffen. In richtiger Einschätzung des Kräfteverhältnisses<br />
und in genauer Kenntnis der politischen Vorgänge<br />
im Westreich und seinen überseeischen Provinzen entschloß<br />
sich Geiserich, sein Volk nach Afrika zu führen. <strong>Die</strong>s geschah<br />
429; sechs Jahre später gelang der Abschluß eines Vertrags<br />
zwischen Geiserich und dem Reich, wonach die Vandalen<br />
drei der afrikanischen Kleinprovinzen zur Ansiedlung erhielten.<br />
Im Jahre 439 überfiel Geiserich mitten im Frieden die prokonsularische<br />
Provinz und überrumpelte die Hauptstadt Afrikas,<br />
das altehrwürdige Karthago. An die 200000 Menschen<br />
sollen in der Stadt gelebt haben. <strong>Die</strong> Zeitgenossen weisen<br />
Karthago den zweiten Platz nach Rom zu und setzen die afrikanische<br />
Metropole mit dem ägyptischen Alexandria gleich.<br />
Alle Versuche, Geiserich aus der prokonsularischen Provinz<br />
und ihrer Hauptstadt zu vertreiben, scheiterten. Ebenso scheiterten<br />
Adelsaufstände und die Versuche lokaler Machthaber,<br />
mit Hilfe der Berber dem Vandalenreich Paroli zu bieten.<br />
Schließlich einigte sich Geiserich mit dem oströmischen Kaiser<br />
Leo im Jahre 474 auf ein „ewiges Bündnis“. Zwei Jahre später<br />
schloß Geiserich auch mit dem weströmischen Reich ein<br />
Abkommen, in das Odoaker kurz darauf eintreten konnte.<br />
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