Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR
Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR
Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
der See her vornehmlich auf der Weser mitten in das Cheruskerland<br />
gebracht werden. Zunächst kamen die Römer gut<br />
voran und durchquerten das Land der Angrivarier, der nördlichen<br />
Nachbarn der Cherusker. In der Nähe der Porta Westfalica<br />
kam es auf einer Ebene, dem campus Idistaviso, zu einer<br />
Schlacht mit Arminius, bei der dieser verwundet und,<br />
wenn auch keineswegs entscheidend, geschlagen wurde. Mit<br />
den Angrivariern, die nun im Rücken der Römer den Aufstand<br />
probten, besetzten die Cherusker den Angrivarierwall,<br />
der ebenfalls dem Ansturm der Römer nicht standhalten<br />
konnte. <strong>Die</strong> erneut geschlagenen <strong>Germanen</strong> zogen sich darauf<br />
in die Wälder zurück und mieden jede weitere direkte Konfrontation.<br />
Abermals mußte Germanicus den Rückzug an den<br />
Rhein antreten, weit davon entfernt, das Gebiet bis zur Elbe<br />
befriedet oder gar als Provinz eingerichtet zu haben.<br />
Weitere Kosten an Menschenleben und Material scheuend,<br />
berief Kaiser Tiberius seinen Neffen und Adoptivsohn ab und<br />
bewilligte ihm einen Triumph über die Cherusker und deren<br />
Bundesgenossen, den Germanicus am 25. Mai 17 in Rom feierlich<br />
beging. Damit hatte sich Arminius vom römischen, insbesondere<br />
taciteischen Standpunkt aus den Ehrentitel „ohne<br />
Zweifel Befreier Germaniens“ (Tac. Ann. II 88) verdient. <strong>Die</strong>se<br />
Beurteilung, die auf der taciteischen Vorstellung von der<br />
Einheit Germaniens und seiner Bewohner beruht, ziert zwar<br />
heute das Hermann-Denkmal im Teutoburger Wald, hat jedoch<br />
kaum etwas mit der Tat und den Beweggründen des<br />
Cheruskerfürsten zu tun. Ihm ging es wohl eher um die unbestrittene<br />
Vorherrschaft in seinem Stamm und dem davon abhängigen<br />
Stammesbund, um die Errichtung des Königtums in<br />
Konkurrenz zu Marbod.<br />
Im Jahre 17 griff Arminius den Markomannenkönig an<br />
der Spitze einer germanischen Koalition an und rückte die Elbe<br />
aufwärts gegen Böhmen vor. Es handelte sich dabei nicht um<br />
einen Stammeskrieg, da der Cherusker Inguomer mit seinen<br />
Leuten die Sache Marbods unterstützte. <strong>Die</strong> wohl noch außerhalb<br />
des heutigen Böhmen geschlagene Schlacht brachte keine<br />
unmittelbare Entscheidung; doch gab Marbod seine Stellun-<br />
45