Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR
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kisch-französische Königreich bestand. An der Rhone und der<br />
Saone breitete sich dagegen ein Königreich Burgund aus, das<br />
zwischen 888 und 1032 als selbständiges Regnum seine alte<br />
Staatlichkeit als Alternative zwischen West und Ost fortzusetzen<br />
und auszubreiten suchte. So kam es im Jahre 933 zur<br />
Vereinigung mit dem Arelat. Von nun an spricht man von<br />
Hochburgund an der oberen und von Niederburgund an der<br />
unteren Rhone. <strong>Die</strong>ses Zwischenreich umfaßte auch Arles, die<br />
letzte römische Kaiserstadt Galliens. Unter Kaiser Konrad II.<br />
1032 das dritte Regnum des mittelalterlichen Imperiums geworden,<br />
reichte dieses Königreich Burgund vom Rheinknie<br />
bei Basel bis zur Mündung der Rhone ins Tyrrhenische Meer.<br />
Das „deutsche“ Imperium konnte Burgund gegen die französische<br />
Krone nicht behaupten. Immer größere Gebiete gingen<br />
an den Westen verloren. Der Glanz Burgunds verblaßte<br />
deswegen noch lange nicht. Ja, im Gegenteil. Im 14. Jahrhundert<br />
ging sein Stern über dem französischen Herzogtum<br />
auf. <strong>Die</strong>ses hatten die jüngeren Valois zum Mittelpunkt eines<br />
Herrschaftskomplexes gemacht, der zwar sowohl vom Reich<br />
wie von der Krone Frankreichs zu Lehen ging, zugleich aber<br />
die burgundische Tradition mit der des lothringischen Zwischenreiches<br />
verband. Nun orientierte sich Burgund von der<br />
Rhone zum Rhein, vom Tyrrhenischen Meer zur Nordsee.<br />
Burgund hieß ebenso wirtschaftlicher Fortschritt und<br />
Reichtum wie Schaukelpolitik im Hundertjährigen Krieg zwischen<br />
Frankreich und England, hieß glanzvolles Rittertum<br />
und dessen Untergang in den Schlachten von Crecy 1346 und<br />
Azincourt 1415, hieß Goldenes Vlies und Auslieferung der<br />
,Hexe’ Jeanne d'Arc an die Engländer. Burgund war aber<br />
auch das Traumland, in das noch der junge Weißkunig Maximilian<br />
zog, um seine Braut Maria, die Tochter Karls des Kühnen,<br />
des letzten burgundischen Valois, zu freien und gegen die<br />
,Mächte der Finsternis' zu schützen. Und nicht zuletzt bestimmte<br />
Burgund die Politik des Maximilian-Enkels Karl V.,<br />
der in vier langen Kriegen die Entlassung Flanderns aus der<br />
französischen Lehenshoheit erreichte und damit die Entstehung<br />
einer Germania inferior, der habsburgischen Niederlan-<br />
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