Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR
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de, erkämpfte, die in den Benelux-Staaten bis in unsere Tage<br />
fortleben.<br />
<strong>Die</strong> Langobarden<br />
Als die Langobarden im Jahre 568 ihre pannonische Heimat<br />
aufgaben und in Oberitalien eindrangen, vereinigten sie die<br />
Erfahrungen fast aller an der Völkerwanderung beteiligten<br />
Stämme germanischer wie nichtgermanischer Herkunft. Als<br />
Eibgermanen werden sie von den Linguisten den Westgermanen,<br />
von den Historikern den Sueben zugeordnet. Ihre Herkunftsgeschichte<br />
beginnt mit einer skandinavisch-nordgermanischen<br />
Ursprungssage. In den Ebenen Pannoniens vollzogen<br />
sie eine derart starke Akkulturation an die gotisch-reiternomadischen<br />
Formen und Gewohnheiten, daß sie Ludwig<br />
Schmidt mit gutem Grund in seine „Ostgermanen“ aufnahm.<br />
Und schließlich war 568 die Zeit der großangelegten, spektakulären<br />
Wanderungen kontinentaler <strong>Germanen</strong> ein für allemal<br />
zu Ende gegangen.<br />
Nachdem die donauländischen römischen Föderatenreiche<br />
der Sueben, Skiren, Sarmaten, der pannonischen Goten und<br />
zuletzt im Jahre 48 8 dasderRugier verschwunden waren, nutzten<br />
die Eruier das gentile Vakuum und dehnten ihre Macht<br />
nach allen Seiten aus. Zu den von ihnen Unterworfenen (Sklavenvölkern)<br />
zählten die böhmischen Langobarden, die zum<br />
Großteil bald nach 488 in das einstige Rugierland verlegt wurden,<br />
um die Westflanke des erulischen Herrschaftsgebiets gegen<br />
Alamannen und Thüringer zu sichern. Tatsächlich treten<br />
die ältesten archäologischen Funde, die den Langobarden in ihrer<br />
neuen „niederösterreichischen“ Heimat zugeschrieben werden,<br />
bloß im östlichen Waldviertel und im westlichen Weinviertel<br />
auf, also genau dort, wo die Rugier gewohnt hatten.<br />
Das Material stimmt mit dem Böhmens wie Mitteldeutschlands<br />
überein und läßt thüringische Komponenten erkennen.<br />
Um 505 dürften die Langobarden erstmals die mittlere Donau<br />
überschritten haben. <strong>Die</strong> große Wende in ihrer Geschichte<br />
ereignete sich im Jahre 508, als sie die Herausforderung ih-<br />
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