Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR
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tauften“ Langobarden als Namengebungs-Geschenk den Sieg<br />
geben muß. Es sind hier die vinnilischen Frauen, die Göttin<br />
Freya und ihre Priesterinnen, die einen Kult- und Namenwechsel<br />
nicht bloß vorbereiten, sondern nachdrücklich betreiben<br />
und damit den Sieg für ihre Männer erringen. Als Vertreterinnen<br />
der vanischen Tradition opfern sie ihre eigene Vergangenheit<br />
und kultische Existenz zum Wohl des Stammes und<br />
legitimieren so die neue Ethnogenese. Kein Wunder, daß die<br />
langobardische Ursprungssage ihren ersten monarchischen<br />
König zum Sohn des zweiten vinnilischen Dioskuren und<br />
Heerführers machte, aber auch bis weit in historische Zeit<br />
rechtskonstitutiv blieb.<br />
Könige<br />
Als Caesar die Eroberung Galliens bis zum Rhein ausdehnte<br />
und diesen sogar überschritt, traf er allerorten auf ein sonderbares<br />
verfassungsgeschichtliches Paradoxon, das die moderne<br />
Forschung als „Gallisch-Westgermanische Revolution“ bezeichnet<br />
hat. Darunter ist die Tatsache zu verstehen, daß gerade<br />
die am fortschrittlichsten und besten organisierten Völker<br />
diesseits wie jenseits des Rheins um 50 v. Chr. zwar noch<br />
Königsfamilien, aber keine Könige mehr kannten. Sie wurden<br />
dafür von einer Mehrheit von, oft miteinander verwandten,<br />
Fürsten beherrscht, die einander nicht selten aufs heftigste befehdeten.<br />
Im Unterschied zu den Oligarchien im Zentrum<br />
hielt sich ein altes Königtum an den Rändern der keltischgermanischen<br />
Welt, auf den Britischen Inseln, in Skandinavien,<br />
bei den Ostgermanen und in den Ostalpen. Zunächst zählte<br />
es zu den Maximen der römischen Politik, diejenigen oligarchischen<br />
Kräfte zu stützen, die eine Wiederherstellung des<br />
Königtums zu verhindern suchten. Nicht wenige Angehörige<br />
der alten Königsfamilien gingen zugrunde, weil man sie verdächtigte,<br />
wieder Könige werden zu wollen. Arminius wurde<br />
sogar von den eigenen Verwandten unter diesem Vorwand<br />
beseitigt, und er blieb nicht der einzige. Später unterstützten<br />
die Römer die Bildung von Königreichen, wenn sie die Barba-<br />
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