Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR
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gefähr noch ein Jahr, bis die letzten freien Ostrogothen entweder<br />
ebenfalls unterjocht oder abgezogen waren.<br />
Allerdings wurde auch das von den Hunnen abhängige<br />
Volk nach Westen in Marsch gesetzt und nahm wahrscheinlich<br />
die von den Vesiern weitgehend geräumten Gebiete am<br />
linken Ufer der unteren Donau und im südlichen Siebenbürgen<br />
ein. Unter Attila (gestorben 453) zogen Ostgoten unter<br />
der Führung der Vatergeneration Theoderichs des Großen gegen<br />
Gallien und nahmen an der Völkerschlacht auf den<br />
Katalaunischen Feldern (451) teil. Einer der Verwandten Theoderichs<br />
soll den Speer geworfen haben, der den Westgotenkönig<br />
Theoderid, der auf römischer Seite unter dem Feldherrn<br />
Aetius kämpfte, tötete. Nach dem Zusammenbruch des Hunnenreichs<br />
(456/57) gelang es auch den Ostgoten, als Föderaten<br />
ins Römerreich aufgenommen zu werden und an Save und<br />
Drau ein, obgleich kurzlebiges Königreich zu gründen. Spätestens<br />
hier in Pannonien wurde der Großteil der Ostgoten Arianer.<br />
Noch in der Hunnenzeit kam Theoderich der Große im<br />
Jahre 451 zur Welt.<br />
Zwischen seinem achten und achtzehnten Lebensjahr lebte<br />
Theoderich als Geisel am Kaiserhof zu Konstantinopel. Kurz<br />
nach seiner Rückkehr im Jahre 469 zogen die Ostgoten aus<br />
Pannonien ab und versuchten, in der Nähe Konstantinopels<br />
ein dauerhaftes Föderatenreich zu errichten. Nach dem Tod<br />
seines Vaters im Jahre 474 wurde hier Theoderich zum König<br />
erhoben; doch ließ der durchschlagende Erfolg lange auf sich<br />
warten. <strong>Die</strong> Jahre von 474 bis 488 sind voller Wirren und<br />
Kämpfe, voller scheinbar sinnloser Kriegszüge durch die gesamte<br />
Balkanhalbinsel, voller leerer Versprechungen und gebrochener<br />
Verträge. Am 1. Jänner 484 trat Theoderich in<br />
Konstantinopel den Konsulat an, wurde Heermeister und<br />
patricius und schloß im Sommer 488 mit Kaiser Zenon den<br />
folgenschweren Vertrag, wonach er Odoaker, der 476 den<br />
letzten weströmischen Kaiser gestürzt und vom italischen Föderatenheer<br />
zum König erhoben worden war, aus Italien vertreiben<br />
und dort für den Kaiser so lange herrschen sollte, bis<br />
dieser selbst ins Land käme. <strong>Die</strong>ser Vertrag bildete die<br />
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