Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR
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Blindheit geschlagen, und so kam es, wie es kommen mußte:<br />
Wohl eher im September oder Oktober als im Juli oder August<br />
9 n. Chr. brach Varus an der Spitze von drei, obgleich<br />
nicht vollzähligen Legionen und mit zahlreichen Hilfstruppen<br />
auf, um noch vor dem Beziehen der Winterlager am Rhein<br />
den (fingierten?) Aufstand eines entfernten Volkes niederzuschlagen.<br />
Damit war der Vorstoß in unwegsames Gelände<br />
verbunden, eine Situation, die Arminius und seine mitverschworenen<br />
Stammesführer ausnützten.<br />
In einem eher drei- als zweitägigen Kampf wurde die römische<br />
Armee - an die 30000 Mann - vernichtet, die Reiterei<br />
ergriff die Flucht, der Feldherr Varus tötete sich selbst. Rund<br />
ein Dutzend verschiedener Stämme, darunter vor allem die den<br />
Cheruskern gegenüber dem Rhein vorgelagerten Brukterer,<br />
Marser und Chatten, die in der Schlacht je einen Legionsadler<br />
erbeuteten, folgten oder mußten, wie auch die cheruskischen<br />
Arminiusgegner um Segestes, dem allgemein beschlossenen<br />
Kriegszug folgen. <strong>Die</strong> Schlacht selbst fand im Teutoburger<br />
Wald statt, wofür zwischen dem heute so genannten<br />
Höhenzug östlich der Quellen von Ems und Lippe und dem<br />
Harz mehr als dreißig Lokalisierungen angeboten werden.<br />
Große Wahrscheinlichkeit besitzt die Annahme, Varus habe<br />
am Kalkrieser Berg bei Osnabrück seinen Untergang gefunden<br />
(Wolfgang Schlüter).<br />
<strong>Die</strong> Römer reagierten auf die Niederlage mit verschiedenen<br />
Maßnahmen, darunter mit der Entsendung des Tiberius an<br />
den Rhein, der nun eine wieder aus acht Legionen bestehende<br />
Rheinarmee kommandierte. In den folgenden Jahren unternahm<br />
Tiberius in Begleitung seines Neffen Germanicus, den er<br />
auf Befehl des Augustus adoptiert hatte, erste Strafexpeditionen<br />
gegen Brukterer und Marser, wobei er selbst in Lebensgefahr<br />
geriet und der unter ihm dienende Arminius-Bruder Flavus<br />
ein Auge verlor. Im Jahre 13 erhielt Germanicus an Stelle<br />
seines Onkels das selbständige Rhein-Kommando, um den<br />
status quo ante mit militärischen Mitteln wiederherzustellen.<br />
Der Tod des Augustus unterbrach die Kriegsvorbereitungen,<br />
nicht zuletzt wegen der in der Folge des Herrschaftswechsels<br />
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