05.11.2013 Aufrufe

Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR

Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR

Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

im „Glücksvergleich“ herauszustellen pflegt. Arminius dürfte<br />

langfristig auf diesen Glücksvergleich mit Marbod hingearbeitet<br />

haben; denn unmittelbar nach der Einstellung der römischen<br />

Eroberungspolitik war es der Cheruskerfürst, der die<br />

militärische Auseinandersetzung mit Marbod suchte und erfolgreich<br />

bestand.<br />

Zunächst zogen die Römer aus der pannonischen Tragödie<br />

insofern keine Konsequenz, als im Jahre 7 n. Chr. der bisherige<br />

syrische Statthalter Varus mit der Verwaltung des anscheinend<br />

unterworfenen germanischen Nordwestens betraut<br />

wurde. Damit verbunden war das Kommando über die fünf<br />

Rheinlegionen und die Auxiliareinheiten, wohl 60 bis 70000<br />

Mann. Varus hatte in Syrien das für einen Statthalter übliche<br />

Riesenvermögen gemacht; nun schien er es sich leisten zu<br />

können und zu wollen, einmal für Rom bei den Wilden<br />

gleichsam kostenlos <strong>Die</strong>nst zu tun, ihnen die Segnungen der<br />

römischen Jurisprudenz zu vermitteln und sie der Vorzüge der<br />

Romanitas, wie Steuern und Truppenaushebungen, teilhaftig<br />

werden zu lassen. Daher wurde er das leichte Opfer des Arminius<br />

und seiner Mitstreiter.<br />

Warum jedoch Arminius die römische Sache aufgab und<br />

den bisher erfolgreichsten Aufstand gegen das wachsende<br />

Reich unternahm, kann bloß vermutet werden. Sehr überlegenswert<br />

ist die Annahme, wonach Arminius wie nach ihm<br />

der Bataver Civilis ursprünglich eine Revolte der germanischen<br />

Hilfstruppen gegen die Legionen geplant habe (<strong>Die</strong>trich<br />

Timpe). Allgemeine Gründe für die Unzufriedenheit gab es<br />

genügend: Zurücksetzung, geringeren Sold und schlechtere<br />

Bedingungen, brutale Aushebungsmethoden und Härten der<br />

<strong>Die</strong>nstverpflichtung. <strong>Die</strong> germanischen Hilfstruppen wollten<br />

sich daher gleichsam bessere „Tarifverträge“ erstreiten und<br />

griffen zu den Waffen. Daß daraus eine allgemeine „Volkserhebung“<br />

wurde, die beim Bataveraufstand der Jahre 70/71<br />

ausblieb, könnte damit zusammenhängen, daß eine Provinz<br />

Germanien zur Zeit des Varus bloß auf dem Papyrus oder den<br />

Wachstafeln der römischen Administratoren existierte. Dagegen<br />

war die gallische Provinzverwaltung zwei Generationen<br />

39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!