Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR
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caesarischen <strong>Germanen</strong>politik sind in der Tat nicht zu überschätzen,<br />
weder in ihren praktischen Auswirkungen noch in<br />
ihrem Nachleben bis hin zur <strong>Germanen</strong>identifikation der<br />
Deutschen seit dem 12. Jahrhundert.<br />
Um das Jahr 70 v. Chr. hatte der Suebe Ariovist, dessen erfolgreiches<br />
Heerkönigtum sogar der römische Senat anerkannte,<br />
mit einem aus vielen Völkern zusammengesetzten<br />
Heer den Rhein überschritten und war in Gallien eingefallen.<br />
Ariovist war der erste rex Germanorum, König von <strong>Germanen</strong>,<br />
den die Geschichte kennt. Den Kampf der Sequaner und<br />
der Häduer um die zentralgallische Vorherrschaft nützend,<br />
hatte Ariovist die Häduer besiegt und tributpflichtig gemacht,<br />
von den Sequanern jedoch Siedlungsland genommen. Unter<br />
seinen suebisch dominierten Scharen werden auch die skandinavischen<br />
Haruden und die damals östlich des Rheins siedelnden<br />
Markomannen genannt.<br />
Nach seinem Sieg über die Helvetier erkannte Caesar noch<br />
in seinem ersten Kriegsjahr (58 v. Chr.) die Notwendigkeit,<br />
die eingedrungenen <strong>Germanen</strong> zu stellen und aus Gallien zu<br />
vertreiben. Nach geschickten Verhandlungen und taktisch<br />
klugen Operationen errang er beim elsässischen Mühlhausen<br />
einen großen Sieg über Ariovist. Damit war der Rhein als<br />
Reichsgrenze abgesteckt, obgleich noch lange nicht gesichert;<br />
spätere germanische Versuche, den Strom zu überschreiten,<br />
wurden jedoch von Caesar stets rasch vereitelt. Im Gegenzug<br />
übersetzte der Feldherr mit seinen Truppen sowohl 55 wie<br />
53 v. Chr. den Strom, um Strafexpeditionen durchzuführen.<br />
Nicht zuletzt seine, in diesem Zusammenhang entworfenen<br />
ethnographischen Exkurse dienten dem Zweck, der römischen<br />
Öffentlichkeit die Nutzlosigkeit eines tieferen Vordringens<br />
nach Germanien klarzumachen. Der Mangel an Bildungsfähigkeit<br />
und die niedere Kulturstufe der <strong>Germanen</strong> seien nicht<br />
die Knochen eines einzigen römischen Legionärs wert.<br />
„Nach Beendigung des <strong>Germanen</strong>krieges (von 55 v. Chr.)<br />
hielt es Caesar aus vielen Gründen für notwendig, den Rhein<br />
zu überqueren. Am meisten gerechtfertigt und berechtigt<br />
wirkte unter diesen Gründen folgender: Caesar sah, daß sich<br />
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