Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR
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Provinz unterwerfen mußte; aber selbst in diesem Fall überstiegen<br />
die Auseinandersetzungen nicht die Formen eines<br />
Grenzkrieges. Noch die Katastrophe von Arcos de 1a Frontiera<br />
am 23. Juli 711 könnte als Episode in einem westgotischen<br />
Bürgerkrieg gelten, wenn nicht den Kontrahenten dabei ihr<br />
Reich abhanden gekommen wäre. Als die von Arabern geführten<br />
Berber noch vor der völligen Unterwerfung der Iberischen<br />
Halbinsel weitermarschierten, die gotische Languedoc<br />
einnahmen und schon 721 in Aquitanien einfielen, sind sie<br />
durch Karl Martell und seine Europeenses im Jahre 732 bei<br />
Poitiers schwer, obgleich nicht vernichtend, geschlagen worden.<br />
<strong>Die</strong> Franken waren aber für sich und die Welt, für Konstantinopel<br />
und Rom, die Heidensieger schlechthin geworden,<br />
ja, sie hatten Europa gegen den Orient verteidigt.<br />
So ist es zur fränkischen Gestaltung Europas gekommen,<br />
und zwar nicht nur des Westens und der Mitte des Kontinents,<br />
weil im lateinischen Frühmittelalter die fränkische<br />
Staatlichkeit konkurrenzlos übrigblieb. Im Vergleich zu den<br />
anderen Königreichen erfolgte im Regnum Francorum das<br />
trotz aller Rückschläge und Mißgriffe ausreichende Zusammenwirken<br />
von entsprechendem Handeln und geschicktem<br />
Nutzen günstiger Umstände. Dauerhaft blieb eine relative<br />
Einheit erhalten, die trotz aller Teilungen und des Niedergangs<br />
der Merowinger, trotz der Kämpfe in den Kernlanden<br />
und der Abspaltung der Außendukate bewahrt wurde. Allenthalben<br />
kann man feststellen, daß die fränkische Führungsschicht<br />
zwar nicht ein ideales Einheitsbewußtsein auszeichnete,<br />
daß sie sich aber in einem wohlverstandenen Interesse<br />
mehrheitlich für die Erhaltung des Großen Raums entschied.<br />
Das gilt nicht bloß für die Vertreter der kirchlichen Reform<br />
und Organisation, sondern auch für diejenigen, keineswegs<br />
abgeschlossenen Gruppen, die regional und überregional zugleich<br />
verankert waren. <strong>Die</strong>se Gruppen akzeptierten die numinos<br />
überhöhte Monopolisierung des Königtums zuerst<br />
durch die „langhaarigen“ Merowinger, dann durch die gesalbten<br />
Karolinger. <strong>Die</strong> karolingisch-fränkische Gestaltung<br />
Europas ging über das merowingische Vorbild in mehrfacher<br />
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