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Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR

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die <strong>Germanen</strong> so leicht bewegen ließen, nach Gallien einzubrechen,<br />

weshalb er ihnen zeigen wollte, wie sehr sie selbst<br />

bedroht seien, wenn sie erkennen mußten, daß ein Heer des<br />

römischen Volkes den Rhein seinerseits (jederzeit) überschreiten<br />

könne und dies auch tue.“ (b.G. IV 16,1).<br />

„Caesar hatte aus den genannten Gründen den Rheinübergang<br />

beschlossen. Aber die Verwendung von Schiffen hielt er<br />

einerseits nicht für sicher genug, andrerseits aber auch unter<br />

seiner und der Würde des römischen Volkes.“ Daher sollte<br />

trotz der damit verbundenen Schwierigkeiten der Bau einer<br />

Brücke versucht oder aber auf das Unternehmen völlig verzichtet<br />

werden. Tatsächlich gelang die Errichtung einer hölzernen<br />

Jochbrücke, deren Pfähle in das Flußbett eingerammt<br />

wurden. <strong>Die</strong> Bauzeit des Wunderwerkes betrug nur zehn Tage.<br />

<strong>Die</strong> römischen Pioniere müssen daher hervorragend ausgebildet<br />

gewesen sein, aber auch über geeignete Geräte und<br />

Maschinen (Flaschenzüge, Rammböcke und Dreibäume) verfügt<br />

haben. Caesar hielt sich insgesamt 18 Tage jenseits des<br />

Rheins auf, um dem Ruhm und dem Nutzen des römischen<br />

Volkes Genüge zu tun. Dann zog er sich nach Gallien zurück<br />

und ließ die Brücke abbrechen. (b.G. IV 17-19).<br />

Caesars Leistung machte nachhaltigen Eindruck. Er gab<br />

selbst noch dem Kaiser seinen Namen, den seit Karl dem<br />

Großen und Otto dem Großen die „Deutschen“ stellten.<br />

Nachdem die Deutschen während des 11. Jahrhunderts aber<br />

tatsächlich als ethnische Identität entstanden waren, suchten<br />

ihre Literaten nach deren Stammvater, gleichsam nach dem<br />

deutschen Gründerheros, und fanden ihn in keinem Geringeren<br />

als Caesar. Im „Gallischen Krieg“ konnte jedermann<br />

nachlesen, daß Caesar mit Hilfe der <strong>Germanen</strong> die Gallier<br />

besiegt hatte (b. G. VII 13,1 f.). Das um 1160 entstandene elsässische<br />

Chronicon Ebersheimense ist eines der frühesten<br />

Zeugnisse für ein deutsches Nationalbewußtsein, das sich von<br />

der französischen Identität absetzt und unterscheidet. Ebersheim<br />

liegt im Elsaß, das heißt im Grenzgebiet Germaniens<br />

zwischen dem Rhein und den Vogesen: So beginnt das erste<br />

Kapitel der anonymen Schrift. In der heidnischen Zeit hatten<br />

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