Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR
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Werk, wenn schon nicht überall der ersten Christianisierung<br />
und Missionierung, so doch der Verchristlichung Englands<br />
wie des Kontinents vollbrachten, waren nicht zuletzt irische<br />
Pilger, die keltischen Söhne des heiligen Patrick, die außerhalb<br />
des Römerreiches zu Christen geworden waren. Ihnen verdankten<br />
viele rebarbarisierte und ins Heidentum zurückgesunkene<br />
Gebiete des ehemaligen Westreiches unendlich viel.<br />
Iren und Angelsachsen blieben nicht auf ihren Inseln, sondern<br />
zogen - die Kelten zuerst - auf den Kontinent, in das fränkische<br />
Gallien wie in die Germania jenseits des Rheins, um<br />
dorthin das Christentum zu bringen, die neue Lehre zu verinnerlichen<br />
oder wieder zu beleben und schließlich eine dauerhafte<br />
Kirchenorganisation zu schaffen.<br />
Schlußwort<br />
Das Zusammenwirken angelsächsisch-irischer Spiritualität<br />
und fränkischer Rationalität gestaltete in hohem Maße das<br />
für die Zukunft Europas entscheidende 8. Jahrhundert. Für<br />
viele Namen sei genannt Winfrid-Bonifatius, der mächtige<br />
Heilige aus Wessex, zwar nicht „Apostel der Deutschen“, dafür<br />
aber Organisator und Reorganisator der germanischen,<br />
das heißt ostrheinischen und bayerischen Kirche, Gründer von<br />
Fulda und Mainz, der 751 Pippin zum fränkischen König<br />
salbte und 754 bei den heidnischen Friesen den Märtyrertod<br />
fand. Sein Wirken in der Gallia und Germania, wie er selbst<br />
die fränkischen Großländer nach antikem Vorbild nannte, ist<br />
aus der Entstehungsgeschichte des „neuen“, des karolingischen<br />
Frankenreiches nicht wegzudenken. Von hier aus wurde<br />
auch der skandinavische Norden sowie der slawisch-baltische<br />
Osten des Kontinents missioniert. So haben die Angelsachsen<br />
aus ihrer Verbindung mit Rom und in Kontakt wie Konfrontation<br />
mit den Iren viele <strong>Germanen</strong> zu Christen gemacht, die<br />
Franken machten sie zu Europäern.<br />
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