Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR
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Nicht zu übertreffen war das Römerheer auch der Spätzeit<br />
in der taktisch-strategischen Schulung seiner Feldherren. So<br />
dienten Römer in allen barbarischen Armeen: Im Heere des<br />
Westgotenkönigs Eurich waren die höchsten Generäle aus der<br />
römischen Armee übernommen worden. Der erste gotische<br />
Befehlshaber der eroberten Auvergne war ebenso Römer wie<br />
der des von den Goten besetzten Ebrotales. Der höchste Militär<br />
der italischen Goten nach 526 war Liberius, der schon unter<br />
Theoderich dem Großen die gallische Präfektur des Ostgotenreichs<br />
kommandiert hatte. Römer marschierten in den<br />
Heeren der Burgunder, der Vandalen und Franken, Alamannen<br />
und Bayern. Allerdings fehlte jenen römischen Offizieren<br />
offenkundig die nötige Infrastruktur, um die Barbarenheere<br />
auf das Niveau eines Römerheeres zu bringen. So gelang es<br />
eben nur Generälen wie einem Belisar oder Narses, ihre<br />
Armeen durch hohe waffentechnische und taktische Spezialisierung,<br />
die von verschiedenen ethnischen Einheiten getragen<br />
wurde, zu schließlich unschlagbaren Instrumenten auszubauen.<br />
Dazu kam, daß die oströmische Armee stets mehr Geld zur<br />
Verfügung hatte als der Westen sowohl unter imperialer wie<br />
später unter königlicher Herrschaft. So war das oströmische<br />
Militärbudget mehr als doppelt so hoch wie das gesamte<br />
weströmische, später ostgotische Jahreseinkommen. Daher<br />
war die oströmische Armee besser ausgerüstet, hatte eine ungleich<br />
wirkungsvollere Artillerie, eine bessere Logistik und offenkundig<br />
auch mehr Zeit zu exerzieren, um die römische<br />
Wunderwaffe „Disziplin“ durchzusetzen.<br />
Unerreicht blieb das römische Modell im Bereich der Belagerungstechnik,<br />
der Poliorketik. Und auch das römische Flottenwesen<br />
wurde - außer von den Vandalen - nirgends übernommen.<br />
Der westgotische Admiral, der im Auftrag König<br />
Eurichs sächsische Piraten zu verfolgen hatte, war ein Römer.<br />
Und auch die Flotten Geiserichs - von seinen Nachfolgern<br />
ganz zu schweigen - wagten es niemals, einer römischen Armada<br />
eine Seeschlacht zu liefern. Im Grunde genommen verwendete<br />
Geiserich seine Schiffe allerdings in gleicher Weise<br />
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