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Herwig Wolfram - Die Germanen.pdf - DIR

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die Bewohner dieses Gebietes, die Deutschen, wie bei den<br />

<strong>Germanen</strong> üblich, am meisten Merkur verehrt; ein Gott, der<br />

entsprechend der griechischen Etymologie angeblich „Herr<br />

der Kaufleute“, mercatorutn kirios, genannt wird, oder eben<br />

Teutates, Gott der Deutschen. Es störte nicht, daß Teutates<br />

nach Lukan, Pharsalia, ein gallischer Gott war. Mit Hilfe einer<br />

Etymologie, die auf den Gleichklang der Worte baut, wir<br />

sprechen heute von Volksetymologie, wird jede Schwierigkeit<br />

überwunden. Noch leichter aber werden aus den <strong>Germanen</strong><br />

die Deutschen, aus den Galliern die Franzosen. Als Caesar<br />

nach seinem Sieg über die letzteren, den er mit Hilfe der<br />

Deutschen erfochten hatte, auch diese, und zwar mit friedlicheren<br />

Mitteln, unterwarf, hatte er deren Fürsten als Senatoren,<br />

die geringeren Krieger aber als römische Ritter bezeichnet.<br />

Und als der Feldherr nach Rom zurückkehren wollte,<br />

hatte er vorher noch in Deutschland einen ersten Reichstag<br />

einberufen. <strong>Die</strong> fundamentalistische Gleichsetzung von <strong>Germanen</strong><br />

und Deutschen, von Galliern und Franzosen, von Römern<br />

und Italienern ist ein Versatzstück des europäischen<br />

Nationalismus bis in unsere Tage geblieben.<br />

Arminius<br />

„Das gewaltige Erleben der jüngsten Vergangenheit, das sich<br />

immer tiefer bohrt und sich um die Gestalt des Führers Adolf<br />

Hitler drängt, der das deutsche Volk zusammenschweißte und<br />

vom Abgrund des Verderbens zurückriß, findet in der Einigung<br />

der germanischen Stämme unter Arminius gewiß einen<br />

Stoff, in dem es sich lösen kann.“ (zitiert nach Graus, Lebendige<br />

Vergangenheit 251 Anm. 48). So schrieb ein Autor des<br />

Jahres 1933, der offensichtlich gewisse Schwierigkeiten hatte,<br />

sich zu lösen, jedenfalls aber Karl Kraus bestätigt, wonach<br />

„dem Kampf gegen das Welsche eine heimliche Sympathie für<br />

das Kauderwelsche zugrunde zu liegen scheint.“ Und wie kein<br />

Zweiter wurde Arminius für diesen Kampf gegen das Welsche<br />

in Anspruch genommen, seitdem er im Jahre 1529 durch den<br />

posthum erschienenen „Arminius“ Ulrichs von Hütten wieder-<br />

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