Spielzeit 2011/2012 - Theater Im Pfalzbau
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vii. festspiele ludwigshafen<br />
mi, 9.11.<strong>2011</strong>, 19.30 uhr [wa]<br />
Zum Gedenken an die Reichs-Pogrom-Nacht 1938<br />
Iris Berben<br />
Verbrannte Bücher – Verfemte<br />
Komponisten<br />
konzept und idee: Christian Reinisch dramaturgie: Gitta Jäger<br />
eingesprochene textpassagen: Axel Wostry<br />
musik: Shalom Ensemble produktion: Carpe Artem<br />
einheitspreis 21, erm. 11 euro<br />
»Das war ein Vorspiel nur, dort, wo man Bücher verbrennt,<br />
verbrennt man am Ende auch Menschen.« Heinrich Heine<br />
Man sollte meinen, dass heute – über 75 Jahre nach der großen<br />
Bücherverbrennung am 10. Mai 1933, in der Beschäftigung mit<br />
dem Thema »Verbrannte Bücher – verfemte Musik – entartete<br />
Kunst« historische, künstlerische und wissenschaftliche, allenfalls psychologische<br />
Aspekte vorherrschen. Aber es gibt leider<br />
auch eine Reihe von Parallelen in der Ge gen -<br />
wart. Allein jüngste Umfrageergebnisse genügen,<br />
um aufhorchen zu lassen: mehr als die Hälfte<br />
der deutschen Bundesbürger zweifelt an der De -<br />
mokratie. Eine beängstigende Vor stellung und<br />
trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage<br />
und Perspektivlosigkeit vieler nicht wirklich zu<br />
rechtfertigen. Es scheint daher bedauerlicherweise<br />
nach wie vor aktuell, den Menschen die<br />
Ge fahren zu verdeutlichen, die mit solchen Tendenzen und deren Kon se -<br />
quenzen einhergehen.<br />
Die hier ausgewählten Texte spiegeln dennoch meist kaum den ernsten<br />
Hintergrund wider, wurden sie doch nicht wegen ihres direkten Bezugs<br />
zur politischen Situation vernichtet, sondern wegen ihres »undeutschen<br />
Geistes«, dessen genaue Kriterien im Dunkeln blieben. In jedem Falle wurden<br />
– außer den ausnahmslos jüdischen Texten – alle Schriften darunter<br />
subsumiert, die weit entfernt von Idealisierung, Glorifizierung, Illusion -<br />
ierung waren, sondern Szenen menschlichen Lebens schildern, sei es in<br />
frappant drastischer oder ironischer, wenn nicht sarkastischer und auch<br />
melancholischer Form. So präsentiert Iris Berben ein breites Spektrum an<br />
Schriften und Themen, die ganz nah am Leben bleiben – auch für den<br />
Leser von heute. Die bekannte Schauspielerin setzt mit dieser musikalisch<br />
ergänzten Lesung ihr Engagement in Bezug auf die Auseinandersetzung<br />
mit dem Nationalsozialismus fort, für das sie vielfach ausgezeichnet wurde.<br />
»In dieser Zeit, in der sich Anzeichen von Rechtsradikalismus mehren,<br />
muss dieses Thema im Bewusstsein der Öffentlichkeit erhalten bleiben.<br />
Denn jeder Tag, der vergeht, vernichtet die Zeugnisse der Vergangenheit.«<br />
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