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Spielzeit 2011/2012 - Theater Im Pfalzbau

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<strong>Spielzeit</strong> <strong>2011</strong>/12<br />

<strong>Spielzeit</strong> <strong>2011</strong>/12<br />

do, 7.6.<strong>2012</strong>, 19.30 uhr [tt, pas]<br />

Babel (words)<br />

choreographie: Sidi Larbi Cherkaoui, Damien Jalet<br />

Company Eastman und Théâtre Royal de la Monnaie (Belgien)<br />

preise: 33 euro 28 euro 23 euro 18 euro<br />

Was stand eigentlich am Anfang, das Wort – oder die Geste?<br />

Babel(words) spielt in jenem mythischen Moment, in dem Gott<br />

beim Turmbau zu Babel die Menschen mit verschiedenen Zung<br />

en sprechen ließ.<br />

Fünf riesige, aus glänzenden Metallstangen bestehende Kuben unterschiedlicher<br />

Größe beherrschen die Szene. Die Akteure bauen daraus<br />

wechs elnde Bilder, verwandeln sie in eine imaginäre Stadt, spielen mit<br />

ihnen, werden von ihnen gefangen und begrenzt. Nicht nur die Menschen,<br />

auch Worte, Gesten, Bewegungen, unterschiedliche Musik ringen in diesem<br />

Werk miteinander. Die Fragen nach Identität, Nationalität und kultureller<br />

Vielfalt waren Inspiration für diesen Abend, der auch herauszufinden<br />

versucht, was uns alle verbindet.<br />

Fünf Musiker schaffen dazu auf der Bühne – in raffinierter Lichtregie<br />

mal sichtbar, mal unsichtbar – eine fremde, romantische, zuweilen aggressive<br />

Klangkulisse. Virtuose Wortgefechte in allen Sprachen prägen das<br />

Stück, seine größte Kraft aber bezieht Babel<br />

(words) aus den hinreißend choreographierten<br />

Bewegungen der Tänzer.<br />

Sidi Larbi Cherkaoui kommt aus einem<br />

flämisch-marokkanischem Elternhaus. Seine<br />

aufsehenerregenden Arbeiten sind geprägt<br />

von einem stetigen Spiel mit verschiedenen<br />

Religionen, Kulturen und Stilen. Cherkaouis<br />

vorherige Produktion Sutra wurde von der<br />

internationalen Kritik zur besten Tanz pro -<br />

duk tion des Jahres 2009 gewählt. Cherkaoui<br />

ist regelmäßiger Gast auf den Festivals der Welt wie im Théâtre de la Ville<br />

in Paris, in der Brüsseler Oper, im Sadler’s Wells London, der Kölner Oper<br />

und den Schlossfestspielen in Ludwigsburg – überall setzen seine Gasts<br />

piele seit Jahren Glanzlichter zeitgenössischer Choreographie und Kör -<br />

per sprache. Cherkaoui und seine dreizehn Tänzer-Darsteller und fünf Mu -<br />

siker zeigen mit Babel den dritten Teil einer Trilogie (Loi 2003, Myth 2007<br />

und 2008 bei den festspielen ludwigshafen zu sehen), ein Stück über<br />

Macht und Ohnmacht der Sprache.<br />

Der Tanzkritiker Jochen Schmidt schrieb: »Babel ist nicht nur das innovativste<br />

Tanzstück des Jahres, in seiner Bewegungssprache so neu wie in<br />

den siebziger Jahren Pina Bauschs Idiom. Es ist auch eines der stärksten.«<br />

mi, 13.6.<strong>2012</strong>, 19.30 uhr [s, tg 4, tg 7, ja]<br />

do, 14.6.<strong>2012</strong>, 19.30 uhr [sg b, tg 6, wa]<br />

sa, 16.6.<strong>2012</strong>, 14.30 uhr [sen 2]<br />

Tannöd<br />

Schauspiel nach dem gleichnamigen Roman von Andrea Maria Schenkel<br />

regie: Reinhard Karow<br />

bühne und kostüme: Birgit Stoeffel<br />

Koproduktion Pfalztheater Kaiserslautern<br />

und <strong>Theater</strong> im <strong>Pfalzbau</strong> Ludwigshafen<br />

preise: 33 euro 28 euro 23 euro 18 euro<br />

seniorenvorstellung: 14 euro<br />

Die eigenbrötlerische Bauernfamilie Danner wird auf ihrem abseits<br />

gelegenen Berghof in Tannöd erschlagen aufgefunden. Es gibt keine<br />

Motive, keine Spuren, nur noch schneidende Angst im idyllischen<br />

Dorf. Schlag auf Schlag werden in szenischen Protokollen, Ge sprächen<br />

und rückblendenden Reflexionen die Gründe für diese Tat aufgespürt,<br />

die in tiefe Abhängigkeiten, sexuelles Begehren, Schuld und Ver strick ung<br />

führen. Komprimierte, authentische Stellungnahmen von Dorf bewohnern<br />

wer den mit Aussagen der künftigen Opfer zu einem dramatischen Bericht<br />

verflochten, der ein eindringliches Porträt einer bigotten, heuchelnden<br />

Gemeinschaft gibt.<br />

Schenkels Entscheidung, das Geschehen in die 50er Jahre zu versetzen,<br />

verstärkt die Atmosphäre verdrängter Taten, sie lässt politisch werden, was<br />

als private Tragödie hätte abgetan werden können. Blutbad und Familien -<br />

geschichte rekonstruiert sie mosaikartig aus ineinander geschnittenen Be -<br />

richten der Dorfbewohner, inneren Monologen und realistischen Betracht<br />

ungen der Geschehnisse. Alle kommen zu Wort, auch der Mörder. Die einzelnen<br />

Stimmen mischen sich zu einem Chor aus Lebenden und Toten,<br />

Schuldigen und Unschuldigen, Tätern und Opfern, wobei eindeutige Zu -<br />

weis ungen im Verlauf der Ge schich te<br />

immer schwerer fallen. Schenkel zeichnet<br />

mit brillanter Sprache präzise die Wirk -<br />

lichkeit nach. Abgestoßen und fasziniert<br />

zu gleich verfolgt der Zuschauer die Welt -<br />

abgewandtheit, Bigotterie und blinde<br />

Obrigkeitstreue, die die Fi guren deformieren,<br />

ihre Lebens we ge bestimmen – und<br />

zwangsläufig ins Unglück führen.<br />

»Das neueste Tanzstück von Starchoreograph Sidi Larbi Cherkaoui und<br />

Damien Jalet ist ein wuchtiger Kommentar zum Sprachenstreit. Ein starkes<br />

Stück. In jeder Beziehung.« Neue Zürcher Zeitung<br />

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