Spielzeit 2011/2012 - Theater Im Pfalzbau
Spielzeit 2011/2012 - Theater Im Pfalzbau
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vii. festspiele ludwigshafen<br />
GLÄSERNES FOYER<br />
mi, 23.11.<strong>2011</strong>, 19.30 uhr<br />
Munition besorgen<br />
Ein Gespräch mit Helena Waldmann<br />
einheitspreis: 5 euro<br />
Viele Künstler und Intellektuelle haben sich in den vergangenen<br />
Jahren mit dem Thema Demenz beschäftigt. Der marokkanische<br />
Schriftsteller Tahar Ben Jelloun schrieb über seine Mutter. Der<br />
Sohn von Walter Jens hat ein umstrittenes Buch über seinen Vater geschrieben.<br />
Endlich ist das Thema kein Tabu mehr. <strong>Im</strong> Tanz allerdings ist es bislang<br />
eher selten behandelt worden. Umso spannender bleibt, wie Helena<br />
Waldmann die Erfahrungen mit ihrem Vater in ihrem neuen Stück revolver<br />
besorgen umgesetzt hat. In einem Publikumsgespräch erzählt sie davon:<br />
Wird ein Mensch weniger, wenn er zunehmend vergesslich wird? Sub -<br />
trahiert sich das Leben, zieht es sich von einem Menschen mit Demenz einfach<br />
ab? Wer vergisst, vergisst auch das Unglück. Reagiert der Körper dann<br />
nur noch auf sich selbst, seine Lüste, sein Bewusstsein von der eigenen<br />
Sterblichkeit? Ein plötzliches Weinen oder<br />
Lachen, Wutausbrüche. Ich besuche meinen de -<br />
menten Vater so oft es geht. Ohnmacht, Trauer,<br />
ein Staunen über ihn, der – auf der Suche nach<br />
dem, was er sagen wollte – dieses Gedachte<br />
gleich wieder verdachte. Dann aber mit staunens -<br />
werter Klarheit der Anarchie und dem Wag hal -<br />
sig en das Wort gab. Ihm saß ein Schalk im<br />
Nacken, wie sein Leben lang noch nicht. Und<br />
füg te mit einem großen Lächeln hinzu: «Bin ich<br />
dein Vater?»<br />
Bei 1,3 Millionen Menschen mit Demenz in Deutschland finden sich<br />
kinderleicht tausend Geschichten, Romane, Filme, die sich der Demenz<br />
wie einem Schreckgespenst entgegenwerfen, um das Fremde zu entschreckgespensten.<br />
Was passiert auch in einem menschlichen Gehirn mit 100 bis<br />
200 Milliarden Neuronen, mit Billionen von Axomen und Dendriten, die<br />
durch fünfzig verschiedene chemische Transmitter Billiaren von<br />
Botschaften austauschen?<br />
Ich frage mich, weil wir ja alle eine Sorge mit uns tragen, was passiert,<br />
wenn die Sorge einfach wegfällt? Könnte dies vielleicht eine Befreiung und<br />
Enthemmung zur Folge haben? Wäre doch was.<br />
Zurück zu meiner Frage. Ist es ein Unglück, zu vergessen? Die Lotos -<br />
esser bei Odysseus vergessen, dass sie nach Hause wollen. Adorno nennt sie<br />
deshalb »animalisch«. Vergessen kann also auch ein Segen sein. Tiere – so<br />
glauben manche – leben nur im Augenblick und können weder schwermütig<br />
noch überdrüssig werden. Ballett ist nicht tierisch. Aber die Demenz,<br />
die ist es?<br />
Helena Waldmann<br />
<strong>Spielzeit</strong> <strong>2011</strong>/12<br />
BASF-FEIERABENDHAUS<br />
mo, 28.11.<strong>2011</strong>, 20.00 uhr [sinf a]<br />
di, 29.11.<strong>2011</strong>, 20.00 uhr [sinf b]<br />
jeweils 19.00 uhr einführung<br />
1. Sinfoniekonzert<br />
Richard Wagner: Vorspiel zu Die Meistersinger von Nürnberg<br />
Peteris Vasks: Konzert für Violoncello und Orchester<br />
Richard Strauss: op. 40<br />
Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz<br />
dirigent: Nicholas Milton<br />
solist: Jens Peter Maintz, Violoncello<br />
preise: 39 euro 36 euro 33 euro 25 euro 21 euro 18 euro<br />
zuzügl. 2 euro an der abendkasse<br />
Mit Richard Wagners Vorspiel zu seiner Oper Die Meistersinger von<br />
Nürnberg beginnt das Konzert der Staatsphilharmonie Rhein -<br />
land-Pfalz. Den Worten Friedrich Nietzsches in seinem Werk<br />
Jenseits von Gut und Böse ist kaum etwas hinzuzufügen: »Was für Säfte und<br />
Kräfte, was für Jahreszeiten und Himmelsstriche sind hier ge mischt! Das<br />
mutet uns bald altertümlich, bald fremd, herb und überjung an, das ist ebenso<br />
willkürlich als pomphaft-herkömmlich, das ist nicht selten schel misch,<br />
noch öfter derb und grob – das hat Feuer und Mut und zu gleich die schlaffe<br />
falbe Haut von Früchten, welche spät reif werden. […] etwas Deutsches im<br />
besten und schlimmsten Sinne des Wortes.«<br />
Der als freischaffender Komponist in Riga lebende Peteris Vasks zählt<br />
heutzutage zu den bekanntesten Komponisten aus den Staaten der ehemaligen<br />
Sowjetunion. Mit seiner Musik<br />
möchte er seinem Land, seinem Volk,<br />
das extrem unter der Sowjetherrschaft<br />
zu leiden hatte, eine Stimme verleihen<br />
– dementsprechend expressiv, di -<br />
rekt, bewusst ungekünstelt ist seine<br />
Tonkunst.<br />
Die sinfonische Dichtung Ein Hel -<br />
den leben op. 40, im Jahr 1898 vollen -<br />
det, zählt zu den ausgereiften Spät -<br />
werken des Komponisten Richard<br />
Strauss in diesem Genre. <strong>Im</strong> gesamten<br />
Nicholas Milton<br />
Werk verwendet Strauss eine Kom po -<br />
sitionstechnik mit Leitmotiven nach Richard Wagner, wobei die Motive<br />
zumeist in die erweiterte sinfonische Form (Sonate mit Rondo) eingebettet<br />
sind.<br />
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