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Spielzeit 2011/2012 - Theater Im Pfalzbau

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vii. festspiele ludwigshafen<br />

do, 24.11.<strong>2011</strong>, 19.30 uhr [wa]<br />

fr, 25.11.<strong>2011</strong>, 19.30 uhr<br />

revolver besorgen<br />

tanz: Brit Rodemund<br />

konzept, regie und choreographie: Helena Waldmann<br />

stückentwicklung und dramaturgie: Dunja Funke<br />

musik: Gustav Mahler, Johann Strauss, Zeitkratzer, Nat King Cole<br />

licht: Herbert Cybulska kostüm: Mari Krautschick<br />

Helena Waldmann und Ecotopia Dance Productions in Koproduktion<br />

mit dance 2010, Festspiele Ludwigshafen, Forum Freies <strong>Theater</strong><br />

Düsseldorf, Grand Théâtre Luxembourg, Hellerau – Europäisches<br />

Zentrum der Künste Dresden, O Espaco Do Tempo Montemor-O-Novo<br />

einheitspreis: 21 ⁄ erm. 11 euro<br />

Notiz vom 13.11.2009, 16.45 Uhr: Er: Du musst einen Revolver<br />

besorgen. Sie: Und wer schießt? Er: Du. Sie: Und wer erschießt<br />

dann mich, nachdem ich dich erschossen habe? Er: Du musst dir<br />

eben Jemanden besorgen. (beide lachen)<br />

Sie lachen kein abgründiges Lachen, sondern<br />

ein befreiendes, befreites. Sie haben einen Dia -<br />

log geschafft, etwas, das es zwei Monate nicht<br />

gab, weil er sich stets – auf der Suche nach dem,<br />

was er sagen wollte – irgendwo, irgendwie verdachte<br />

und auch das alles wieder vergaß.<br />

Heute leben allein in Deutschland ungefähr<br />

1,3 Millionen Menschen mit Demenz. Ihre Zahl<br />

wird sich bis zum Jahr 2050 verdoppeln. revolver<br />

besorgen, die neue Produktion von Helena<br />

Waldmann, geht den Spuren dieser Leben nach. Sind diese Menschen wirklich<br />

für die Welt verloren, wenn sich ihre Erinnerung nicht mehr den<br />

Ansprüchen der Welt fügt? Auch wenn sie wissen, dass ein Revolver den<br />

Abschied der Welt, die sie nicht mehr versteht, ermöglichen kann, lachen<br />

sie. Über das Befreiende, das im Vergessen steckt.<br />

Die Choreographin Helena Waldmann beschreibt die Fähigkeit, vergessen<br />

zu können, als eine essenzielle Grundfunktion des menschlichen Ge -<br />

dächtnisses, die befreit wie die antike Lethe, der Strom des Vergessens oder<br />

die Löschtaste des Computers. Ausgerechnet im <strong>Theater</strong>, dieser professionellen<br />

Anstalt des Erinnerns, in der es um das Memorieren von Sätzen<br />

oder um das Wiederholen von Schritten geht, um das Erhalten eines Re -<br />

per toires oder einer Tradition, zeigt Waldmann in ihrer Cho reo graphie das<br />

Vergessen und die alles einnehmende Präsenz des Augen blicks. Die absolute<br />

Konzentration im Verlieren der Persönlichkeit, es gibt keinen Zweck<br />

mehr, alles geschieht nur für sich selbst – perfekte Kunst.<br />

Die Berliner Tänzerin Brit Rodemund setzt Waldmanns Choreo gra phie<br />

grandios um. revolver besorgen ist keine Sekunde kitschig, bitter oder zy nisch.<br />

Ein berührender Abend mit kraftvollen Bildern und humorvollen Texten.<br />

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