Spielzeit 2011/2012 - Theater Im Pfalzbau
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<strong>Spielzeit</strong> <strong>2011</strong>/12<br />
di, 20.3.<strong>2012</strong>, 19.00 uhr [ja]<br />
Frühlings Erwachen!<br />
(Live Fast – Die Young)<br />
Von Nuran David Calis nach Frank Wedekind<br />
Ab 14 Jahren<br />
regie: Beat Fäh<br />
bühne und kostüme: Mandy Hanke<br />
mit: Josephine Ehlert, Berit Menze, Lucca Züchner,<br />
Markus Campana, Johannes Klama, Peter Wolter<br />
Schauburg München<br />
einheitspreis: 12 ⁄ erm. 7 euro<br />
Frühlings Erwachen«: Was für ein wunderbar poetischer Begriff. Er<br />
könnte eine Menge angenehme Assoziationen hervorrufen: Sonne<br />
auf der Haut, junges Grün in den Bäumen, Jasminduft, helle Mond -<br />
nächte, Tagträumer und Nachtschwärmer, Erwartung und Vorfreude. Ei -<br />
gent lich! Gleichzeitig steht diese Formulierung aber auch für die schwierige<br />
Entwicklungsphase zwischen Kindheit und Erwachsensein. Eine Zeit, in<br />
der man nicht mehr Kind ist und noch nicht erwachsen. Eine Zeit des<br />
Zweifelns und Verzweifelns, die so genannte Pubertät. Und plötzlich ist<br />
man mit lauter problematischen Themen konfrontiert: Sinnsuche, Ver wei -<br />
gerung, Schulschwierigkeiten, Todessehnsucht, Gehirnbaustelle. Probleme<br />
statt Poesie.<br />
Konsequenterweise hat Frank Wedekind sein gleichnamiges Stück 1890<br />
im Untertitel »Eine Kinder tra gö die« genannt. 16 Jahre vergingen von der<br />
Fertigstellung bis zur Ur auf führ<br />
ung. Bei der Premiere löste das<br />
Stück einen Skandal aus. Ge fang en<br />
im festgeschnürten Netz bürgerlicher<br />
Sexualmoral des Wilhelminischen<br />
Kaiserreichs, verurteilte man<br />
das Bühnengeschehen als Obszönität.<br />
Darüber kann man heute mil -<br />
de lächeln. Längst ist es kein Tabu<br />
mehr, über Sexualität zu sprechen;<br />
Aufklärungsnöte treiben junge<br />
Menschen nicht mehr in die Ver -<br />
zweiflung. Eine andere Schwier ig -<br />
keit des Wedekindschen Stücks für<br />
heu tige Jugendliche ist die vereinfachte Darstellung aller erwachsenen Fi -<br />
guren; sie wirken wie Karikaturen, die aus der Zeit gefallen sind.<br />
Das wusste Nuran David Calis. In seiner Bearbeitung hat er diejenigen<br />
Fragestellungen herausgestellt, die vor hundert Jahren genauso wie heute<br />
jungen Menschen in der Lebensphase des »Frühlings Erwachen« unter den<br />
Nägeln brennen: Der Hunger nach Leben ebenso wie das Gefühl, jegliche<br />
Kontrolle über sich verloren zu haben, überfordernde Anforderungen der<br />
Erwachsenen und die Sehnsucht nach Freiheit.<br />
<strong>Spielzeit</strong> <strong>2011</strong>/12<br />
mi, 21.3.<strong>2012</strong>, 19.00 uhr<br />
Don Quichote<br />
Nach dem Roman von Miguel de Cervantes<br />
In spanischer Sprache<br />
inszenierung: Paul Stebbings<br />
American Drama Group Europe und tnt Britain<br />
einheitspreis: 21 ⁄ erm. 11 euro<br />
Nachdem der Roman El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha<br />
von Miguel de Cervantes Saavedra zu Beginn des Jahres 1605 zum<br />
ersten Mal veröffentlicht wurde, zog er sofort eine große, begeisterte<br />
Leserschaft in seinen Bann. Die Geschichte handelt von einem kleinen,<br />
spanischen Landadeligen mit einer Leidenschaft für die Lektüre von Ritter -<br />
romanen. Fatalerweise kann er bald schon nicht mehr zwischen Fiktion<br />
und Realität unterscheiden. Er verfällt dem Wahnsinn und hält sich selbst<br />
für den Helden seiner Bücher. Angespornt von dieser Überzeugung, be -<br />
ginnt er umherzureisen mit dem Ziel, das Unrecht zu bekämpfen und seinen<br />
ritterlichen Mut zu beweisen. Seine Obsession für das Rittertum lässt<br />
ihn von nun an nicht mehr los. In seiner<br />
Vorstellung werden selbst die alltäglichsten<br />
Dinge zu einem heldenhaften<br />
Abenteuer. Auf dem Rücken seines<br />
Pferdes Rosinante und in Begleitung<br />
seines treuen Gefährten Sancho Panza<br />
erlebt Don Quixote viele phantastische<br />
Abenteuer. Die spektakulärste<br />
Episode stellt zweifellos sein Kampf<br />
mit den Windmühlen dar, in der nicht<br />
nur die Wahnvorstellungen eines älteren<br />
Mannes auf die Spitze getrieben<br />
werden, sondern es geht darin auch<br />
um den Konflikt zwischen Sein und Schein. Gerade dieser Gegensatz zwischen<br />
Realität und Ideal zieht sich als Hauptmotiv durch das gesamte<br />
Werk. Der Roman, den Cervantes anfänglich nur als Parodie über zeitgenössische<br />
Ritterromane angelegt hatte, geriet zu einem literarischen Meis -<br />
ter werk, das auch heute noch immer seine Leser begeistert.<br />
Regisseur Paul Stebbings hat sich des Klassikers mit viel Einfühlungs -<br />
vermögen angenommen und ihn in einer wunderbaren Inszenierung mit<br />
viel Witz und Humor auf die Bühne gebracht.<br />
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