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Materialforschung mit Positronen: Von der Doppler-Spektroskopie zur

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Hierbei stehen einerseits fertigungstechnische Aspekte im Vor<strong>der</strong>grund [368], als auch die<br />

Erhöhung von Maßhaltigkeit und Oberflächengüte [369]. Es zeigt sich, daß eine höhere Oberflächengüte<br />

im Allgemeinen durch eine Verringerung des Vorschubs erreicht wird. Dies ist<br />

zudem notwendig, da HSC-Spindeln bei hohen Drehzahlen ein geringes Drehmoment aufweisen.<br />

Bei <strong>der</strong> HSC wird aus diesen Gründen in <strong>der</strong> Regel <strong>mit</strong> geringen Vorschüben gearbeitet<br />

[370].<br />

Die Grenze zwischen herkömmlicher Zerspanung und <strong>der</strong> HSC kann am Übergang zwischen<br />

gleichmäßiger Deformation bei niedrigen Geschwindigkeiten und <strong>der</strong> stark inhomogenen<br />

Verformung bei <strong>der</strong> HSC gezogen werden. So fließt bei <strong>der</strong> HSC <strong>der</strong> Span nicht mehr<br />

gleichmäßig ab, son<strong>der</strong>n es kommt häufig <strong>zur</strong> Bildung von Scherspänen o<strong>der</strong> Segmentspänen.<br />

Dabei werden im Span Zonen extrem hoher Umformung beobachtet, die direkt an fast unverformte<br />

Bereiche angrenzen [367].<br />

Ein Großteil <strong>der</strong> mechanischen Arbeit während <strong>der</strong> Verformung wird durch innere Reibung<br />

im Werkstück und äußere Reibung <strong>mit</strong> dem Werkzeug in Wärme umgewandelt. Die Wärmeentwicklung<br />

in <strong>der</strong> Spanwurzel kann bei hohen Schnittgeschwindigkeiten so stark werden,<br />

daß die entstehende Wärmemenge nicht schnell genug über den Span abtransportiert wird<br />

[371,372,373]. Dies kann soweit gehen, daß das Metall lokal aufschmilzt. In <strong>der</strong> Verformungsvorlaufzone<br />

und in den Scherzonen kommt es durch die lokale Aufheizung zu einer<br />

Entfestigung, die zu einer Abnahme <strong>der</strong> für die Umformung nötigen Kräfte führt. Dringt das<br />

Werkzeug im weiteren Verlauf des Schneidprozesses in einen noch kalten Bereich des Werkstücks<br />

ein, wie<strong>der</strong>holt sich <strong>der</strong> Vorgang.<br />

Die Schädigung in <strong>der</strong> Randzone nach dem Schneidvorgang ist ein wesentliches Kriterium<br />

<strong>zur</strong> Beurteilung <strong>der</strong> Bearbeitungsqualität. Die Auswirkung <strong>der</strong> Parameter Schnittiefe und<br />

Schnittgeschwindigkeit auf die Schädigung in <strong>der</strong> Randzone wurden <strong>mit</strong> <strong>Positronen</strong> untersucht.<br />

Dazu war es zuerst notwendig, Spanwurzeln so zu präparieren, daß <strong>der</strong> Schnitt bei definierter<br />

Geschwindigkeit abrupt unterbrochen wird und so<strong>mit</strong> eine Momentaufnahme <strong>der</strong><br />

Schädigung bei gegebenen Parametern entsteht. Dazu wurde eine dem Luftgewehr ähnliche<br />

Schußapparatur verwendet, <strong>mit</strong> <strong>der</strong> eine Probe <strong>mit</strong> definierter Geschwindigkeit auf ein feststehendes<br />

Schneidwerkzeug geschossen wurde. Kurz nach dem Eindringen in die Probe wird<br />

<strong>der</strong> Schnitt durch einen Prellblock aus Hartmetall unterbrochen. Um eine Schädigung <strong>der</strong><br />

Probenoberfläche beim Durchflug im Schußkanal zu vermeiden, wurde die Probe längsgeteilt<br />

ausgeführt. Beide Teile wurden vor dem Schuß verschraubt und verstiftet, nachher wie<strong>der</strong> getrennt<br />

und auf <strong>der</strong> Innenseite gemessen [22,256]. Die so erhaltene Meßfläche ergibt einen<br />

Längsschnitt durch Span und Spanwurzel.<br />

Abbildung 4.21 zeigt eine typische <strong>Positronen</strong>abbildung von Span und Spanwurzel im Karbonstahl<br />

C45E. Der Schnitt wurde hier bei einer Geschwindigkeit von 1200 m/min unterbrochen.<br />

Die stärkste Verformung findet sich im Span und in <strong>der</strong> primären Scherzone (rot). Eine<br />

dem Schnitt vorauslaufende plastische Zone, die sog. Verformungsvorlaufzone, zeigt sich<br />

durch eine <strong>mit</strong>tlere Schädigung (grün). Auf <strong>der</strong> rechten Seite des Spans läßt sich ein thermisches<br />

Ausheilen von Defekten durch Reibung <strong>mit</strong> dem Werkzeug beobachten.<br />

Aus einer solchen Abbildung kann die verbleibende Schädigung in <strong>der</strong> Randzone entnommen<br />

und <strong>mit</strong> den Schnittparametern korreliert werden. In einer Reihenuntersuchung zeigte sich dabei<br />

ein stärkerer Einfluß <strong>der</strong> Schnittiefe als <strong>der</strong> Schnittgeschwindigkeit [22].<br />

Ein Nachweis <strong>der</strong> Entfestigung durch Wärmeentwicklung im Werkstück ist <strong>mit</strong> <strong>Positronen</strong><br />

ebenfalls möglich. Abbildung 4.22 zeigt die Fehlstellenverteilung in einer Spanwurzel nach<br />

einem Schnitt bei 2400 m/min. Ein thermisch entfestigter Bereich vor und unter <strong>der</strong> Trennzone<br />

ist deutlich sichtbar. Im Gegensatz <strong>zur</strong> normalen Zerspanung (siehe Abbildung 4.21) reicht<br />

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