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Materialforschung mit Positronen: Von der Doppler-Spektroskopie zur

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Referenz. Das Minimum bei 20×10 -3 m 0 c, sowie das Maximum bei ca. 33×10 -3 m 0 c stimmen<br />

in Theorie und Experiment hinreichend gut überein. Das erste Maximum in den Meßdaten bei<br />

11.5×10 -3 m 0 c (3d-Elektronen) ist in <strong>der</strong> Rechnung um ca. 3×10 -3 m 0 c zu niedrigeren Impulsen<br />

hin verschoben. Hier zeigt sich bereits die Abweichung durch die atomare Superposition.<br />

Eine ähnliche Abweichung zwischen Rechnung und Experiment wurde auch für reines Silber<br />

gefunden [191].<br />

Zusammenfassend kann man feststellen, daß die über HMA <strong>mit</strong> nur einem einzelnen Ge-<br />

Detektor gewonnenen Spektren bis zu Impulsen von ~40×10 -3 m 0 c <strong>mit</strong> Koinzidenzspektren<br />

und numerischen Rechnungen konsistent sind, wenn eine untergrundfreie <strong>Positronen</strong>quelle<br />

verwendet wird (z.B.: 68 Ge o<strong>der</strong> ein <strong>Positronen</strong>strahl). Bei einer Gesamtanzahl von Annihilationsereignissen<br />

von einigen 10 8 sind die Elektronenimpulse sogar bis 50×10 -3 m 0 c zugänglich.<br />

Bei <strong>der</strong> HMA kann <strong>mit</strong> Zählraten von 1000 – 1500 cps gemessen werden, ohne daß sich<br />

die Energieauflösung des Detektors signifikant verschlechtert. Das ergibt eine deutliche Verbesserung<br />

gegenüber <strong>der</strong> CDBS, da die Koinzidenzzählrate ungefähr eine Größenordung unterhalb<br />

<strong>der</strong> Zählrate eines einzelnen Detektors liegt.<br />

Ein weiterer Vorzug <strong>der</strong> HMA besteht darin, daß sie ohne zusätzliche Hardware in ein vorhandenes<br />

<strong>Doppler</strong>-Spektrometer implementiert werden kann. Dies ist beson<strong>der</strong>s dann von<br />

Vorteil, wenn sich an einer Anlage aus geometrischen Gründen kein zweiter Detektor anbringen<br />

läßt. In Kombination <strong>mit</strong> einem Feinfokus-<strong>Positronen</strong>strahl kann <strong>mit</strong>tels HMA die chemische<br />

Umgebung von Gitterdefekten ortsaufgelöst gemessen werden, was beson<strong>der</strong>s bei <strong>der</strong><br />

Untersuchung von inhomogenen o<strong>der</strong> plastisch verformten Proben von Interesse ist.<br />

2.6.3 Untersuchung von Ausscheidungen in einer Al-Cu-Mg Legierung<br />

Technisch nutzbare Aluminiumlegierungen erhalten ihre Härte über feinverteilte Ausscheidungen<br />

in <strong>der</strong> Größenordung von wenigen Nanometern bis zu einigen zehn Nanometern, die<br />

die Versetzungsbewegung effektiv behin<strong>der</strong>n. Die erste ausscheidungsgehärtete Al-Legierung<br />

(3.5-4.5 Gew.% Cu, 1 Gew% Mg) wurde 1906 von A. Wilm durch Zufall entdeckt und von<br />

ihm Duralumin getauft [198]. Die Zugfestigkeit von Duralumin liegt gegenüber reinem Aluminium<br />

beim 5- bis 7-fachen. Als AA 2024 (AlCu4Mg1) findet es bis heute fast unverän<strong>der</strong>t<br />

eine breite Anwendung im Flugzeugbau. Erst 1938 gelang es jedoch, die Struktur reiner Kupfer-Ausscheidungen<br />

<strong>mit</strong>tels Röntgenbeugung aufzuklären [199,200] Diese bilden sich scheibenförmig<br />

auf den {100}-Ebenen des Al-Gitters. Zu Ehren ihrer Entdeckern A. Guinier und<br />

G.D. Preston werden die Cu-Ausscheidungen als Guinier-Preston-Zonen (GPZ) bezeichnet.<br />

Metallurgisch werden Al-Cu-Mg Legierungen durch Lösungsglühen, Abschrecken und Auslagern<br />

hergestellt. Direkt nach dem Lösungsglühen und Abschrecken befindet dich die Legierung<br />

in einem metastabilen Zustand und Cu und Mg liegen in einer übersättigten festen Lösung<br />

vor (supersaturated solid solution). Die Kinetik <strong>der</strong> Ausscheidungsbildung ist recht<br />

komplex und läuft über mehrere metastabile Phasen ab, was als Ausscheidungssequenz bezeichnet<br />

wird. Die in [201] vorgeschlagene und noch heute akzeptierte Ausscheidungssequenz<br />

für Al-Cu-Mg ist in Abbildung 2.32 skizziert.<br />

Im übersättigten Mischkristall diffundieren die Legierungselemente über einen schnellen,<br />

durch Platzwechselprozesse <strong>mit</strong> eingeschreckten Leerstellen angetriebenen Mechanismus,<br />

wobei sich metastabile Bindungszustände aus Leerstellen und Legierungsatomen bilden. An<br />

diese lagern sich weitere Legierungsatome an und bilden nach kurzer Zeit Agglomerate aus<br />

wenigen Atomen. Je nachdem, ob sie aus einem Element (Mg, Cu), o<strong>der</strong> aus beiden bestehen,<br />

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