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Materialforschung mit Positronen: Von der Doppler-Spektroskopie zur

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zwischen 10 -7 und 10 -6 Leerstellen pro Atom liegt. Der Dynamikbereich erstreckt sich über<br />

drei bis vier Größenordungen vom thermisch ausgeheilten Zustand eines Werkstoffs, bis zum<br />

maximal verformten, direkt vor <strong>der</strong> Spitze eines Ermüdungsrisses.<br />

Neben <strong>der</strong> Empfindlichkeit für die Konzentration von Gitterfehlern besitzt das Positron auch<br />

eine chemische Sensitivität für die Umgebung <strong>der</strong> nächsten Nachbarn einer <strong>Positronen</strong>falle.<br />

Die Elektronenimpulsdichte ist für jede Atomspezies spezifisch, und führt über die <strong>Doppler</strong>-<br />

Verschiebung zu einer charakteristischen Form <strong>der</strong> Annihilationslinie. Das <strong>Doppler</strong>-Spektrum<br />

besitzt daher im Bereich hoher Elektronenimpulse eine ausgeprägte chemische Sensitivität.<br />

Auch wenn durch die Abschirmung <strong>der</strong> inneren Orbitale die Zerstrahlungsereignisse <strong>mit</strong> hohen<br />

Impulsen statistisch selten sind, können die Spezies <strong>der</strong> nächsten Nachbaratome in vielen<br />

Fällen identifiziert werden.<br />

Auswertung experimenteller Daten<br />

Die <strong>Doppler</strong>verbreiterung <strong>der</strong> Annihilationsstrahlung liegt in <strong>der</strong> Größenordnung <strong>der</strong> Energieauflösung<br />

aktueller Germanium-Detektoren. Dies erfor<strong>der</strong>t eine hohe Stabilität <strong>der</strong> Meßapparatur<br />

sowie große Sorgfalt bei <strong>der</strong> Auswertung <strong>der</strong> <strong>Doppler</strong>-Spektren. Hinzu kommt, daß<br />

<strong>der</strong> chemisch sensitive Teil des <strong>Doppler</strong>-Spektrums von einem um drei Größenordnungen höheren<br />

Untergrund überdeckt ist. In <strong>der</strong> vorliegenden Arbeit werden Methoden vorgestellt und<br />

detailliert beschrieben, die eine hochgenaue Auswertung von <strong>Doppler</strong>-Spektren ermöglichen.<br />

Dabei ist es zunächst wesentlich, störende Einflüsse auf die Messung, wie zum Beispiel<br />

Schwankungen in <strong>der</strong> Elektronik, genau zu erfassen. Dies gelingt über die simultane Messung<br />

eines geeigneten Gammastrahlers, wobei sich 7 Be als optimal herausgestellt hat. Sind diese<br />

Störungen einmal bekannt, können die Spektren im Nachhinein korrigiert werden.<br />

Das Problem des hohen Untergrunds im chemisch sensitiven Bereich kann auf zwei verschiedene<br />

Weisen angegangen werden: Zum Einen <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Messung bei<strong>der</strong> Annihilationsquanten<br />

in Koinzidenz (Coincidence <strong>Doppler</strong> Broadening Spectroscopy CDBS), zum An<strong>der</strong>en <strong>mit</strong> einer<br />

exakten mathematischen Anpassung und Subtraktion des Untergrundes (High Momentum<br />

Analysis HMA). Die CDBS hat den Nachteil des höheren Aufwandes, da sie ein Paar gut aufeinan<strong>der</strong><br />

abgestimmter Germanium-Detektoren erfor<strong>der</strong>t. Doch selbst bei guter Abstimmung<br />

verbleiben Unterschiede, die die Qualität <strong>der</strong> resultierenden Spektren deutlich beeinflussen<br />

und zu unphysikalischen Asymmetrien in <strong>der</strong> <strong>Doppler</strong>-Kurve führen können. Es wird hier ein<br />

Algorithmus vorgestellt, <strong>der</strong> individuelle Parameter <strong>der</strong> Detektoren berücksichtigt. Mit diesem<br />

Algorithmus ausgewertete CDB-Spektren zeigen weniger Artefakte und lassen sich besser<br />

<strong>mit</strong> Ergebnissen an<strong>der</strong>er Messungen vergleichen. Die HMA benötigt nur einen Detektor<br />

und kann in jedem vorhandenen <strong>Doppler</strong>-Spektrometer implementiert werden. Die hier eingeführte<br />

mathematische Beschreibung des Annihilationspeaks und des Untergrundes ermöglicht<br />

es, die Feinheiten des <strong>Doppler</strong>-Spektrums über den für die chemische Analyse <strong>der</strong> Umgebung<br />

einer <strong>Positronen</strong>falle relevanten Energiebereich aufzudecken. Die <strong>mit</strong> HMA <strong>mit</strong> einem einzelnen<br />

Detektor gewonnenen Ergebnisse sind <strong>mit</strong> denen <strong>der</strong> CDBS innerhalb <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Fehlergrenzen identisch.<br />

<strong>Positronen</strong>-Mikrosonde<br />

Bei vielen Versuchen zu Plastizität und Ermüdung ergibt sich eine stark inhomogene Verteilung<br />

<strong>der</strong> Gitterfehler über das Probenvolumen, wobei sich je nach Probengeometrie die Versetzungsdichte<br />

in Abständen weniger Mikrometer signifikant än<strong>der</strong>n kann. Eine solche Ortsauflösung<br />

ist <strong>mit</strong> herkömmlichen <strong>Positronen</strong>quellen nicht zu erreichen und kann nur <strong>mit</strong> einem<br />

Feinfokus-<strong>Positronen</strong>strahl realisiert werden. Die Bonner <strong>Positronen</strong>-Mikrosonde (BPM)<br />

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