Materialforschung mit Positronen: Von der Doppler-Spektroskopie zur
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Zur Optimierung des Schleifvorgangs<br />
bei <strong>der</strong> Waferherstellung<br />
wurde eine Reihe von Ein-Korn-<br />
Ritzversuchen unter Variation des<br />
Ritzwinkels, <strong>der</strong> Geschwindigkeit<br />
und <strong>der</strong> Eindringtiefe durchgeführt.<br />
Als Probenmaterial wurden parallel<br />
<strong>zur</strong> (100)-Ebene orientierte Wafer<br />
aus undotiertem, semi-isolierendem<br />
GaAs verwendet. Mit <strong>der</strong><br />
Breitseite eines dachförmig geschliffenen<br />
Diamanten von 50 µm<br />
Breite wurden unter flachem Auftreffwinkel<br />
Kratzer von ca. 1 mm<br />
Länge und 5-15 µm Tiefe auf dem<br />
Wafer erzeugt [416].<br />
Abbildung 4.36 zeigt eine Differenzkontrastaufnahme<br />
des Anfangs<br />
eines solchen Kratzers, <strong>der</strong> <strong>mit</strong> einer<br />
Schnittgeschwindigkeit von<br />
60 m/s in [011] Richtung ausgeführt<br />
wurde. Auf <strong>der</strong> Eintritt- und<br />
Austritts-Seite (hier nicht dargestellt)<br />
sind deutlich Schleifspuren<br />
auf <strong>der</strong> Oberfläche zu erkennen.<br />
Bei aus reichen<strong>der</strong> Eindringtiefe durchbricht das Korn die Oberfläche, wobei Material spröde<br />
aus dem Kratzer abgehoben wird [416]. Je nach Ausbildung von Mikrorissen auf <strong>der</strong> Oberfläche<br />
unterscheiden die Autoren dabei drei Verformungszonen: Zone 1: vollständig duktil –<br />
kein Auftreten von Mikrorissen. Zone 2: überwiegend duktil – Mikrorisse nur in den tieferen<br />
Bereichen des Kratzers. Zone 3: Sprö<strong>der</strong> Ausbruch von Material aus <strong>der</strong> Oberfläche, die eindringtiefe<br />
beträgt ca. 8 µm.<br />
Im semi-isolierenden GaAs liegt das Fermi-Niveau in <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Bandlücke. Leerstellenartige<br />
Defekte auf dem Ga-Untergitter sollten also für <strong>Positronen</strong> sichtbar sein, ebenso wie neutrale<br />
o<strong>der</strong> negativ geladene Mehrfachleerstellen o<strong>der</strong> Leerstellen-Cluster [417].<br />
Eine <strong>Positronen</strong>messung <strong>mit</strong> <strong>der</strong> BPM über einen solchen Kratzer ist in Abbildung 4.37 dargestellt.<br />
Es handelt sich um den selben Kratzer wie in Abbildung 4.36. (a): S-Parameter relativ<br />
zum chemisch polierten Wafer desselben Materials über die Fläche des Kratzers (E =<br />
30 keV, Stahldurchmesser: 20 µm, Raster 40 µm × 40 µm). (b): Raster-Elektronenabbildung<br />
(REM) des Meßbereichs. (c): S-Parameter in <strong>der</strong> Mitte des Kratzers. In Zone 1 steigt <strong>der</strong><br />
S-Parameter stetig an und erreicht in Zone 2 sein Maximum bei S/S bulk = 1.030. Im Bereich<br />
spröden Materialabtrags (Zone 3) wird ein niedrigerer S-Parameter von S/S bulk = 1.017 gemessen<br />
[20, 418]. In Zone 2 liegt <strong>der</strong> S-Parameter signifikant über dem Wert <strong>der</strong> typischerweise<br />
für hohe Versetzungskonzentrationen in GaAs gefunden wird [419]. In Zone 3 wird hingegen<br />
eine vergleichsweise geringere plastische Verformung gefunden.<br />
Im Vergleich <strong>der</strong> Daten aus den Schleifspuren (Zone 1 u. 2) mehrerer Kratzer <strong>mit</strong> Sidotiertem<br />
unverformtem GaAs im S/W-Plot liegen die Punkte auf zwei unterschiedlichen Geraden<br />
(siehe Abbildung 4.38). Bei dem hier als Referenz verwendeten GaAs:Si liegt die Do-<br />
112<br />
S-Parameter<br />
0.535<br />
0.530<br />
0.525<br />
0.520<br />
0.515<br />
0.062 0.064 0.066 0.068 0.070 0.072<br />
W-Parameter<br />
Kratzer<br />
Referenz: GaAs:Si<br />
Abbildung 4.38: SW-Plot <strong>der</strong> <strong>Positronen</strong>daten aus <strong>der</strong><br />
Kratzerregion () und als Referenz GaAs:Si (), das vollständigen<br />
Einfang in Ga-Leerstellen zeigt. Beide Datenreihen<br />
liegen jeweils auf einer unterschiedlichen Geraden,<br />
woraus folgt, daß im Kratzer nicht nur die Einfachleerstelle<br />
V Ga vorliegt [420].