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Materialforschung mit Positronen: Von der Doppler-Spektroskopie zur

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Gerade die letztere Eigenschaft macht LSO zu einem attraktiven Szintillatormaterial für die<br />

Lebensdauermessung. Durch eine hohe effektive Kernladungszahl von 65.8 und eine Dichte<br />

von 7.49 g/cm 3 besitzt LSO einen Absorptionskoeffizienten für -Strahlung in <strong>der</strong> Größenordnung<br />

von Wismutgermanat (BGO) [126].<br />

Natürliches Lutetium enthält einen Anteil von 2.6% des instabilen Isotops 176 Lu, das über<br />

ß - -Zerfall <strong>mit</strong> einer Halbwertszeit von 3.8×10 10 y zu 176 Hf zerfällt. Die daraus resultierende<br />

spezifische Aktivität von ~10 Bq/g erzeugt einen intrinsischen Untergrund im Energiespektrum<br />

des Szintillators. Das Maximum des Spektrums von 176 Lu liegt bei 600 keV und hat nur<br />

verschwindende Anteile größer als 1 MeV [127]. Da die Zerfälle von 176 Lu nicht <strong>mit</strong> den Signalen<br />

des Positrons korreliert sind, kann es am Startdetektor diskriminiert werden und stört<br />

nicht bei <strong>der</strong> Lebensdauermessung, solange die <strong>Positronen</strong>zählrate signifikant größer ist als<br />

<strong>der</strong> intrinsische Untergrund. Abbildung 2.9 zeigt die Energiespektren von LSO und BaF 2 im<br />

Vergleich. Im Gegensatz zu BaF 2 erzeugen die 1275 keV Gammas im LSO einen deutlichen<br />

Photopeak. Das bedeutet, daß <strong>der</strong> Compton-Anteil nicht <strong>mit</strong> in die Start-Signale hineingenommen<br />

werden muß und ein enges Energiefenster am Diskriminator eingestellt werden kann<br />

(in Abbildung 2.9 blau hinterlegt).<br />

Ein erster Test an einer ausgeheilten Ni-Probe hat die Eignung von LSO für die Lebensdauerspektroskopie<br />

unter Beweis gestellt [127]. Durch die Abwesenheit einer zweiten Abklingzeit<br />

im Szintillationslicht ließ sich das Spektrum ohne Probleme <strong>mit</strong> einer einkomponentigen Auflösungsfunktion<br />

analysieren.<br />

2.3.3 --Koinzidenz<br />

Eine Alternative Messung <strong>der</strong> Lebensdauer ist <strong>mit</strong> <strong>der</strong> --Koinzidenz möglich [128,129], die<br />

gegenüber <strong>der</strong> --Koinzidenz einige Vorteile bietet. Hierbei wird eine kleine <strong>Positronen</strong>quelle<br />

in einem Kollimator in einen Lichtleiter montiert, <strong>der</strong> sich auf <strong>der</strong> Frontseite eines Photomultipliers<br />

befindet. Bei bereits realisierten Experimenten befindet sich ein Szintillatorplättchen<br />

(Plastik) vor <strong>der</strong> Austrittsöffnung des Kollimators, in dem <strong>der</strong> Energieverlust <strong>der</strong> durchfliegenden<br />

<strong>Positronen</strong> das Start-Signal erzeugt. Das Stop-Signal wird <strong>mit</strong> einem zweiten Detektor<br />

nachgewiesen, <strong>der</strong> entwe<strong>der</strong> hinter <strong>der</strong> Probe o<strong>der</strong> in 90° zum ersten angeordnet ist<br />

[130]. Generell ermöglichen --Spektrometer höhere Koinzidenzraten als --Spektrometer<br />

[99].<br />

Um eine ausreichende Transmission zu erreichen, wird ein hochenergetischer <strong>Positronen</strong>e<strong>mit</strong>ter<br />

<strong>mit</strong> kurzer Halbwertszeit verwendet (in [130]: 72 Se/ 72 As: E End = 2.5 und 3.3 MeV,<br />

½ = 8.4d). Die hohe <strong>Positronen</strong>energie bringt den Nachteil <strong>mit</strong> sich, daß die <strong>Positronen</strong> Strahlenschäden<br />

im Szintillator hervorrufen, so daß dieser innerhalb weniger Tage degeneriert. Ein<br />

ganz entscheiden<strong>der</strong> Vorteil hingegen ist, daß keine Sandwichgeometrie nötig ist, was Messungen<br />

auch an inhomogenen Proben ermöglicht. Da es praktisch unmöglich ist, zwei identische<br />

Ermüdungsproben herzustellen, wird die --<strong>Spektroskopie</strong> vorzugsweise bei <strong>der</strong> Messung<br />

<strong>der</strong> Lebensdauer in plastisch deformierten [131] und ermüdeten [99,130,132] Metallen<br />

eingesetzt. Der nächste Entwicklungsschritt hin <strong>zur</strong> praxisnahen Anwendung <strong>der</strong> <strong>Positronen</strong>-<br />

Lebensdauer ist ein robustes mobiles Lebensdauerspektrometer <strong>mit</strong> langen Wartungsintervallen,<br />

da in <strong>der</strong> praktischen Anwendung ein Wechsel von Szintillator und Quelle alle paar Tage<br />

nicht vertretbar ist.<br />

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