Materialforschung mit Positronen: Von der Doppler-Spektroskopie zur
Materialforschung mit Positronen: Von der Doppler-Spektroskopie zur
Materialforschung mit Positronen: Von der Doppler-Spektroskopie zur
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Der V-förmige Verlauf <strong>der</strong> Meßwerte ist bei beiden Messungen nahezu identisch. Die Werte<br />
steigen <strong>mit</strong> vergleichbarer Steilheit von <strong>der</strong> neutralen Faser aus an. Durch die wesentlich geringere<br />
Anzahl von Körnern im Meßvolumen <strong>der</strong> <strong>Positronen</strong> (~20) streut <strong>der</strong> S-Parameter jedoch<br />
im Vergleich zu den Halbwertsbreiten <strong>der</strong> {200} Reflexe, die über ein größeres Volumen<br />
<strong>mit</strong>teln (~4×10 4 Körner) deutlich stärker.<br />
Die Linienverbreiterung <strong>der</strong> Reflexe des Zementits verläuft für stärkere Verformungen ähnlich<br />
zu <strong>der</strong> des -Eisens (siehe Abbildung 4.28), zeigt jedoch in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> neutralen Faser<br />
einen weicheren Verlauf und ein abgerundetes Minimum.<br />
0.040<br />
FWHM Fe C [Å]<br />
3<br />
0.035<br />
0.030<br />
0.025<br />
0.020<br />
{121}<br />
{122}<br />
0.015<br />
0.010<br />
0.005<br />
Fe C 3<br />
{312}<br />
-5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5<br />
x [mm]<br />
Abbildung 4.28: Linienverbreiterung dreier Reflexe des Zementits (Fe 3 C). Das Minimum in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong><br />
neutralen Faser ist nicht so stark ausgeprägt wie beim -Fe.<br />
Abbildung 4.29 zeigt eine direkte Korrelation zwischen S-Parameter und <strong>der</strong> Linienverbreiterung<br />
<strong>der</strong> Beugungsreflexe. Die Halbwertsbreite des -Fe ergibt über den ganzen Bereich eine<br />
lineare Abhängigkeit vom S-Parameter. Für Fe 3 C gilt dies erst ab S = 1.01. Bei geringerer<br />
Verformung verhält sich <strong>der</strong> Zementit im Gegensatz zum -Fe weitgehend elastisch.<br />
Die beiden hier verglichenen Meßgrößen sind für zwei voneinan<strong>der</strong> unabhängige indirekte<br />
Auswirkungen <strong>der</strong> Plastizität sensitiv: Der S-Parameter für die Konzentration von Defekten<br />
<strong>mit</strong> offenem Volumen, die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> FWHM als statistisches Maß für die Störung <strong>der</strong><br />
Gitterkonstanten.<br />
Im direkten Vergleich <strong>der</strong> FWHM <strong>der</strong> -Phase von C45E und des S-Parameters zeigt sich die<br />
selbe Abhängigkeit von <strong>der</strong> Meßposition auf <strong>der</strong> Probe. Hierbei messen die <strong>Positronen</strong> allerdings<br />
in einem viel geringeren Volumen unter <strong>der</strong> Oberfläche als die Röntgenbeugung. Da die<br />
Röntgenbeugung die wahre Dehnung im Meßvolumen wie<strong>der</strong>gibt, wird die schon in Spannungs-Dehnungs-Versuchen<br />
festgestellte lineare Korrelation des S-Parameters <strong>mit</strong> <strong>der</strong> wahren<br />
Dehnung bestätigt (siehe auch: Kapitel 4.1). Dies gilt uneingeschränkt für die ferritische Phase<br />
und für stärkere Dehnungen auch für den Perlit im C45E.<br />
Eine Messung <strong>der</strong> Plastizität über die Linienverbreiterung <strong>der</strong> Reflexe ist nur dann möglich,<br />
wenn eine ausreichende Körnerstatistik im Meßvolumen vorhanden ist. Das hat starke Einschränkungen<br />
bezüglich <strong>der</strong> untersuchbaren Probengeometrien und <strong>der</strong> erreichbaren Ortsauflösung<br />
<strong>zur</strong> Folge.<br />
102